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Wirtschaft: Compaq-Kauf durch Hewlett-Packard in Gefahr

Die Übernahme des Computerherstellers Compaq durch den Konkurrenten Hewlett-Packard (HP) wird immer unwahrscheinlicher: Die Gründerfamilien von HP lehnen den Handel ab, mit dem beide Unternehmen der Krise auf dem PC- und Druckermarkt begegnen wollten. Die David and Lucile Packard Foundation ließ an diesem Wochenende verlauten, dass sie die Transaktion ablehne.

Die Übernahme des Computerherstellers Compaq durch den Konkurrenten Hewlett-Packard (HP) wird immer unwahrscheinlicher: Die Gründerfamilien von HP lehnen den Handel ab, mit dem beide Unternehmen der Krise auf dem PC- und Druckermarkt begegnen wollten. Die David and Lucile Packard Foundation ließ an diesem Wochenende verlauten, dass sie die Transaktion ablehne. Die Stiftung ist mit einem Anteilsbesitz von 10,4 Prozent der größte Einzelaktionär von Hewlett-Packard. Zuvor hatten sich bereits die anderen Familienerben der Firmengründer William Hewlett und David Packard gegen die Fusion ausgesprochen. Damit wollen Vertreter von etwa 18 Prozent des Aktienkapitals gegen die Pläne von HP-Chefin Carly Fiorina votieren.

Damit scheint auch diese Strategie des einstigen Lieblings der Analystenszene, Carly Fiorina, fürs Erste gescheitert zu sein. Im vergangenen Jahr hatte Fiorina versucht, das Unternehmens-Beratungsunternehmen PriceWaterhouse Coopers zu übernehmen. Damit wollte sich der Computerhersteller die ^Beratungskompetenz kaufen, die ein Computerunternehmen der Zukunft brauche, aus eigener Kraft aber nicht schnell genug entwickeln könne. Der Übernahmeversuch scheiterte spektakulär: offiziell, weil die Unternehmen feststellten, dass die Unternehmenskulturen nicht zueinander passten. Inoffiziell gab es noch einen anderen Grund. Carly Fiorina hatte angesichts des rapide zurück gehenden Geschäfts das Geld nicht mehrum die Unternehmensberater zu kaufen.

Danach verordnete sie einen rigiden Sparkurs. Weltweit wurden Unternehmensteile verkauft oder geschlossen, Mitarbeiter entlassen, oder die Beschäftigten verzichteten auf Lohn, um das Unternehmen zu retten. Das Zusammengehen mit Compaq wurde vor diesem Hintergrund als schiere Verzweiflungstat bewertet.

Analysten glauben nun, dass die Entscheidung der unter Aktionären und Mitarbeitern hoch angesehenen Familien gegen die Übernahme Signalwirkung für andere Anteilseigner von HP hat und deshalb bei der entscheidenden Abstimmung keine Mehrheit für die Übernahme zu Stande kommt. "Es ist vorbei. Die Fusion machte von Anfang an keinen Sinn", sagte Ashok Kumar, Analyst beim Finanzdienstleister US Bancorp Piper Jaffrey. Auch an der Börse wachsen die Zweifel an der mit einem Volumen von 25 Milliarden Dollar größten Fusion in der Technologiebranche: Während der HP-Kurs im nachbörslichen Handel um acht Prozent stieg, sackte die Notierung von Compaq um zwölf Prozent ab.

Ein Scheitern der Fusion hätte für beide Unternehmen gravierende Folgen. Die ohnehin umstrittene HP-Chefin Fiorina wäre vermutlich ihren Job los. Zu stark hat sie sich mit der Fusion identifiziert, zu viele ihrer hochfliegenden Pläne sind bereits gescheitert. HP müsste außerdem eine Vertragsstrafe von 675 Millonen Dollar an den Wunschpartner zahlen. Für Compaq wäre das allerdings kaum mehr als ein Trostpflaster.

Der nach Dell zweitgrößte Computerbauer der Welt schreibt tiefrote Zahlen. Mit dem Bau von Personalcomputern (PC), dem Kerngeschäft von Compaq, lässt sich kaum noch Geld verdienen. Die Branche steckt in der größten Absatzkrise seit 15 Jahren. Diesem verlustreichen Konkurrenzkampf wollten HP und Compaq gemeinsam entfliehen. Die lukrativeren Märkte für Netzwerkrechner und IT-Dienstleistungen sind jedoch bereits von mächtigen Konkurrenten wie IBM oder Sun Microsystems besetzt.

Die Lage auf dem umkämpften PC-Markt hat offenbar auch die Familienerben vor der Fusion zurückschrecken lassen. Sie befürchten, dass das profitable Druckergeschäft von HP durch die Übernahme eines PC-Herstellers leiden könnte. "Nach einer eingehenden Analyse haben wir uns vorläufig entschieden, dass es für die Stiftung besser wäre, wenn Hewlett-Packard die Fusion nicht weiter verfolgt", begründete die Vorsitzende der Packard Foundation, Susan Packard Orr, die Ablehnung. Das Vermögen der Stiftung ist durch den Kursverfall der HP-Aktie nach Verkündung der Fusionspläne im September auf nur noch sechs Milliarden US-Dollar gesunken. Im vergangenen Jahr war es noch mehr als doppelt so groß.

Die beiden Fusionspartner zeigten sich "enttäuscht" von der Entscheidung der Packard Foundation. "Wir werden jedoch die Fusionspläne mit aller Kraft weiter verfolgen", sagte eine HP-Sprecherin. Ein Termin für die endgültige Abstimmung der Aktionäre für oder gegen die Übernahme wird nicht vor Februar erwartet. Selbst wenn es HP-Chefin Fiorina noch gelingen sollte, die Mehrheit der Anteilseigner auf ihre Seite zu ziehen, ist die Fusion damit noch nicht unter Dach und Fach. Die Kartellbehörden in den USA und Europa müssten der Transaktion noch zustimmen. Und in Brüssel regt sich bereits Unmut darüber, dass die beiden US-onzerne ihre Vorhaben noch immer nicht offiziell angemeldet haben.

tor, rut

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