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Wirtschaft: Computerpreise fallen um 20 Prozent

Die statistische Teuerungsrate lag im Jahr 2003 bei 1,1 Prozent

Berlin (vis). So geht es schon seit Jahren: Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden ermittelt den Verbraucherpreisindex (siehe Lexikon) für Deutschland und kommt zu dem Ergebnis, die Preise steigen kaum. Im vergangenen Jahr, so gab das Bundesamt am Mittwoch bekannt, lag die Preissteigerungsrate mit 1,1 Prozent sogar so niedrig wie seit 1999 nicht mehr. Tatsächlich machen viele Verbraucher im täglichen Leben aber andere Erfahrungen. Die „gefühlte Inflation“ liegt über der, die die Statistiker ermitteln. Der „Stern“ stellte nun eine eigene Untersuchungen an und kam zu dem Ergebnis: Die Deutschen können sich heute in vielen Fällen weniger leisten als noch vor der Einführung des Euro. Der seit Jahrzehnten gültige Trend, dass die meisten Produkte immer billiger werden, sei gebrochen.

Die Statistiker in Wiesbaden sagen, deutliche Preisrückgänge habe es vor allem bei technischen Gütern, wie Informationsverarbeitungsgeräten (minus 20,4 Prozent im Jahresdurchschnitt 2003) und Haushaltsgeräten (minus 0,7 Prozent) gegeben. Preistreibend wirkten dagegen Mineralölprodukte, die im Schnitt um 4,4 Prozent teurer wurden.

Den Unterschied zwischen der tatsächlichen und der „gefühlten“ Inflation erklären die Statistiker unter anderem damit, dass Verbraucher seit der Umstellung auf den Euro sehr viel genauer auf die Preise schauen und sensibler auf Preisänderungen reagieren. Die Preise jedoch, die man täglich im Supermarkt beobachten kann – Eisbergsalat ist zum Beispiel 2003 im Vergleich zum Vorjahr um 86 Prozent teurer geworden –, gehen in die Berechnung des Verbraucherpreisindex nur mit geringem Gewicht ein.

Auch Wolfgang Twardawa von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) erklärt die Unterschiede zwischen wahrgenommener und gemessener Preisänderung mit der unterschiedlichen Aufmerksamkeit, die Menschen verschiedenen Preisen widmen: So gebe es etwa bei der Miete zuletzt kaum Preissteigerungen, doch damit beschäftige man sich selten. Alltägliche Dienstleistungen – wie ein Friseurbesuch oder das Bier in der Kneipe – seien dagegen seit der Euro- Einführung um rund acht Prozent teurer geworden.

Dass man sich immer weniger leisten kann, wie der „Stern“ jetzt bei einer Stichproben-Untersuchung von rund 30 Produkten und Dienstleistungen ermittelte, hat einen anderen Grund. Laut Stern musste ein Durchschnittsverdiener 1960 für ein Paar Herrenschuhe im Schnitt elf Stunden und fünf Minuten arbeiten. Im Jahr 2000 seien es vier Stunden und 53 Minuten gewesen, drei Jahre später aber schon wieder deutlich über fünf Stunden. Auch bei vielen anderen Produkten sei der langfristige Preisverfall gestoppt oder zumindest drastisch gebremst worden. „Das liegt aber weniger an steigenden Preisen“, sagt Twardawa von der GfK. „Vielmehr hat ein Arbeitnehmer im Schnitt wegen der deutlich gestiegenen Abgaben netto einfach weniger Einkommen zur Verfügung und kann sich weniger leisten.“

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