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Wirtschaft: Consors verliert seine Unabhängigkeit

Anleger haben sich am Montag von Consors-Aktien getrennt und den Kurs des Online-Brokers damit zum Absturz gebracht. Ungeachtet der eiligen Rettungsaktion für den angeschlagenen Mehrheitseigentümer Schmidt-Bank zeigte sich die Börse skeptisch über die künftige Entwicklung des am Neuen Markt notierten Unternehmens.

Anleger haben sich am Montag von Consors-Aktien getrennt und den Kurs des Online-Brokers damit zum Absturz gebracht. Ungeachtet der eiligen Rettungsaktion für den angeschlagenen Mehrheitseigentümer Schmidt-Bank zeigte sich die Börse skeptisch über die künftige Entwicklung des am Neuen Markt notierten Unternehmens. Die Consors-Aktie fiel zwischenzeitlich um 15 Prozent und schloss um XXXX Prozent niedriger bei XXX Euro nach. Die Anteilsscheine der Schmidt-Bank, die nur im Telefonhandel den Besitzer wechseln, blieben auch am Montag vom Handel ausgesetzt.

Die schweren Probleme der Schmidt-Bank haben in die Konsolidierung des Online-Broker-Marktes neue Bewegung gebracht. Consors versicherte am Montag zwar: "Die Geschäfte laufen uneingeschränkt weiter." Ein eigenständiges Weiterbestehen von Consors gilt aber als ausgeschlossen. Es droht ein Verkauf oder eine Zerschlagung. Die Schmidt-Bank war am Sonntagabend von einem Bankenpool vor dem Zusammenbruch gerettet worden. An dem Bankenpool zur Rettung der SchmidtBank beteiligen sich Deutsche Bank, Dresdner Bank, Hypo-Vereinsbank, Commerzbank sowie der öffentlich-rechtliche Sektor mit jeweils etwa 20 Prozent. Der Schaden wird in Verhandlungskreisen auf mindestens 500 Millionen Euro geschätzt. Die 64,5 Prozent-Beteiligung an Consors mit einem Börsenwert von 420 Millionen Euro gilt als werthaltigster Teil der Schmidt-Bank.

Verkaufsgespräche ohne Ergebnis

Interesse an dem stark defizitären OnlineBroker hatten schon viele Institute. Vor wenigen Wochen scheiterten Gespräche mit der DAB Bank. Danach winkte auch die Commerzbank wegen angeblich überzogener Forderungen des Schmidt-Bank-Chefs Karl Gerhard Schmidt ab. Auch mit der Postbank-Tochter Easytrade haben dem Vernehmen nach Gespräche stattgefunden. Eine komplette Übernahme von Consors durch einen deutschen oder ausländischen Konkurrenten gilt aus kartellrechtlichen Gründen aber als eher unwahrscheinlich.

Analysten reagierten verhalten auf die Veränderung der Eigentumsverhältnisse bei Consors. M.M. Warburg reduzierte seine Empfehlung von "Halten" auf "Verkaufen". Es müsse mit einer starken Abwanderung von Consors-Kunden zu anderen Direktbanken gerechnet werden, begründeten die Banker ihren Pessimismus. Ein Verkauf des Consors-Anteils der Schmidt-Bank sei wahrscheinlich. Die Verhandlungsposition sei allerdings denkbar schlecht, da das Auffangkonsortium eine schnelle Lösung suche und die Geschäftsergebnisse von Consors zu wünschen übrig ließen. Independent Research beließ das Consors-Papier bei "marktneutral". Consors bleibe - auch mit einem neuen Eigentümer - mit 25 Prozent ein führender Online-Broker in Deutschland. SES kündigte hingegen an, das Urteil "Marktperformer" in nächster Zukunft zu überdenken. Consors werde nach einem Verkauf voraussichtlich seine Unabhängigkeit verlieren und damit den entscheidenden Wettbewerbsvorteil gegenüber den Konkurrenten Comdirect (Commerzbank) und DAB (Hypo-Vereinsbank).

Offenbar droht Consors auch ein Streit im Vorstand. Laut Bankenkreisen will Reto Francioni, der Consors mit Karl Matthäus Schmidt führt, eine interne Prüfung der Beziehungen zur Schmidt-Bank durchsetzen. Karl Matthäus Schmidt fungierte auch als persönlich haftender Gesellschafter der Mutter-Bank. Gleichzeitig ist Vater Karl Gerhard Schmidt Consors-Aufsichtsratschef. Damit sind Interessenkonflikte denkbar. Rücktrittsgerüchte gibt es sowohl um Karl Matthäus Schmidt als auch um Francioni.

Die Rettung der Schmidt-Bank wird der Einlagensicherungsfonds der privaten Banken zu 80 Prozent tragen. Die übrigen 20 Prozent teilt sich der öffentlich-rechtliche Sektor unter der Führung der Bayerischen Landesbank. Mit dabei sind auch die bayerischen Sparkassen sowie die staatliche Förderbank LfA. Zum Ausmaß des Schadens gab es auch gestern nur Schätzungen. Aus Verhandlungskreisen hieß es, um die Bank ordnungsgemäss weiter zu betreiben, seien bis zu 500 Millionen Euro notwendig. Sollte es aber zu einer weiteren Verschärfung der Lage kommen, könnte die Rettung auch teurer kommen. Ohnehin sei die Abwicklung der Bank in den kommenden zwei bis drei Jahren geplant. Die Bank war wegen hoher fauler Kredite in die Krise geraten.

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