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Wirtschaft: Cool bleiben!

Die Hersteller von Kühlboxen und Ventilatoren profitieren von der großen Hitze / Innovationen bei Kühlschränken

Von Maurice Shahd

und Christian Hönicke

Überwiegend sonnig und schwül, dazu Temperaturen von bis zu 33 Grad. Der Wetterbericht für den heutigen Sonntag lässt mal wieder keinen Zweifel: Wir erleben einen Jahrhundertsommer. Nicht nur Biergärten und Freibäder machen gute Geschäfte, auch die Hersteller von Kühlschränken, Isoliertaschen oder Ventilatoren frohlocken. „Wir kommen mit der Produktion kaum hinterher“, sagt Peter Frank, Marketingchef der Firma Waeco aus Emsdetten. Die Westfalen produzieren Isoliertaschen, Kühlboxen und Minikühlschränke.

Besonders elektrische Kühlboxen verkaufen sich derzeit fast von selbst. „Während normale, mit Kühlakkus oder Eiswürfeln bestückte Isoliertaschen nur wenige Stunden kühlen, halten Elektroboxen dauerhaft kalt“, sagt Frank. Voraussetzung ist natürlich eine Stromquelle, zum Beispiel der Zigarettenanzünder eines Autos. Die Boxen fassen in der Standardgröße zwischen 20 und 25 Liter und kosten im Handel ab 40 Euro.

Besonders beliebt sind die Kühlboxen bei Familien und Berufstätigen, die viel mit dem Auto unterwegs sind. „Die Leute decken sich vor einer langen Fahrt beim Discounter mit Getränken und Lebensmitteln ein, um nicht bei teuren Tankstellen oder Kiosken einkaufen zu müssen“, sagt Frank.

Die Alternative zur Kühlbox sind Minikühlschränke, die, mit einem Griff versehen, auch mobil eingesetzt werden können. „Die meisten Käufer stellen sich den Minicooler aber als Zweitkühlschrank an die Hausbar oder nutzen ihn am Arbeitsplatz“, sagt Michael Unold, Chef des Hausgeräteherstellers Unold. Günstige Geräte mit Zwölf-Volt-Anschluss fürs Auto und einem Fassungsvermögen von acht Litern kosten ab 40 Euro.

Überhaupt ist der sonst wenig spannende Markt für Kühlschränke und Gefriertruhen derzeit in Bewegung. „Der Trend geht zur Kühl-Gefrier-Kombination“, sagt Hans-Ulrich Finck von der Gesellschaft für Konsumforschung. Nach der Wende erlebten die Hersteller der „Weißen Ware“ goldene Zeiten, als sich ganz Ostdeutschland mit neuen Haushaltsgeräten eindeckte. In den vergangenen Jahren schrumpfte der Markt (Volumen 2002: rund 1,7 Milliarden Euro). Die Anschaffung langlebiger Konsumgüter heben sich die Verbraucher in der Wirtschaftsflaute für bessere Zeiten auf. Schließlich sind Kühlschränke fast unverwüstlich: Sie halten im Schnitt 15 Jahre, eine Waschmaschine dagegen nur zwölf Jahre, und ein Geschirrspüler macht schon nach zehn Jahren schlapp.

Eine echte Marktlücke hat der Elektronikkonzern Samsung aufgetan. Die Koreaner bieten die Kühl-Gefrier-Kombigeräte als Side-by-Side-Kühlschränke an. Das heißt, Kühlfach und Gefrierfach liegen nebeneinander und nicht übereinander. Das erleichtert den Überblick. Weiterer Clou: Die Kühlschränke nach amerikanischem Vorbild verfügen über einen integrierten Eiswürfelspender. Dazu muss der Kühlschrank allerdings einen Wasseranschluss haben.

Wer nicht nur seine Getränke und Lebensmittel kühlen will, sondern auch sich selbst, braucht einen Ventilator oder sogar ein mobiles Klimagerät. Gute Standventilatoren gibt es schon ab 35 Euro. Deckenventilatoren mit drei Flügeln ab 75 Euro. „Für größere Räume eignen sich Windmaschinen“, sagt Yvonne Meyns vom italienischen Ventilatoren-Hersteller Vam. Das sind Ventilatoren, die bis zu zwei Meter hoch sind und einen Durchmesser von rund 70 Zentimetern haben. Sie kosten rund 350 Euro. „Die Geräte müssen ruhig laufen und dürfen nicht schwingen, sonst gehen sie einem schnell auf den Wecker“, sagt Meyns.

Beim Kauf einer mobilen Klimaanlage müssen Käufer darauf achten, dass das Gerät eine ausreichende Leistung für eine bestimmte Raumgröße hat. „Entscheidend ist nicht die Grundfläche des Raums, sondern sein Volumen. Bei hohen Decken ist der Energieaufwand höher“, sagt Marco Renner, Produktmanager von DeLonghi, dem Weltmarktführer in Sachen mobile Klimaanlagen. Mobile Klimageräte gibt es bei DeLonghi ab 700 Euro. Die Hersteller hoffen auf einen neuen Boom – nicht nur wegen der derzeitigen Hitze: Das Bielefelder Landgericht entschied kürzlich, dass ein Arbeitgeber ab Außentemperaturen von 32 Grad dafür sorgen muss, dass die Büroräume mindestens sechs Grad kühler sind. Grund: die deutschen Arbeitsschutzbestimmungen.

Maurice Shahd, Christian Hönicke

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