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Plus 200 Prozent: Goldman Sachs hat 2012 den Überschuss enorm gesteigert.Foto: Reuters

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Wirtschaft: Crisis? What Crisis?

US-Banken verdienen heute besser als europäische.

Berlin - US-Banken haben die Belastungen aus der weltweiten Finanzkrise nach einer Studie deutlich schneller verarbeitet als europäische Geldinstitute. Auch deshalb sind sie nun deutlich profitabler, wie das Beratungsunternehmen EY (früher Ernst & Young) am Sonntag berichtete. „Der Nettogewinn der größten zehn US-Banken lag im ersten Halbjahr mit 96 Milliarden Euro viermal so hoch wie der Nettogewinn der europäischen Topbanken.“ Im Vergleich zum Vorjahr habe der Nettogewinn der US-Geldinstitute um 160 Prozent zugelegt, während die europäischen Geldhäuser nur ein Plus von 54 Prozent auf 24 Milliarden Euro geschafft haben, hat das Beratungshaus ausgerechnet.

In den Jahren 2004 bis 2007, also vor der Finanzkrise, lagen die Nettogewinne der Topbanken dies- und jenseits des Atlantiks noch etwa auf dem gleichen Niveau, berichtet EY. Während der Finanzkrise und in den ersten Jahren danach hätten die europäischen Banken sogar deutlich besser abgeschnitten als ihre US-Konkurrenten. EY untersuchte die Top 10 der Banken in den USA und Europa, darunter Fannie Mae, JP Morgan Chase und Bank of America auf der einen und HSBC, Deutsche Bank und BNP Paribas auf der anderen Seite. In den letzten Jahren hat sich das Blatt gewendet. „Die US-Banken haben die Belastungen aus der Finanzkrise schneller und konsequenter verarbeitet – Stichworte Zwangskapitalisierung und Ausweisung von Milliardenverlusten. Heute sind sie daher weitgehend frei von Altlasten und somit handlungsfähiger“, sagte EY-Bankenexperte Dirk Müller-Tronnier. Gleichzeitig profitierten die amerikanischen Institute von der im Vergleich zu Europa deutlich stärkeren US-Wirtschaft und der Erholung auf dem heimischen Immobilienmarkt. Und sie seien stärker auf das Investmentbanking ausgerichtet, das derzeit dank der guten Entwicklung an den Kapitalmärkten hohe Gewinne abwerfe, erklärt EY den Erfolg der amerikanischen Finanzindustrie.

Hiesige Banken litten hingegen stark unter der schwachen Konjunktur in Europa, die zu einem steigenden Bestand an notleidenden Krediten führe. Nach Überzeugung Müller-Tronniers müssen sich Europas Banken auf eine längere Durststrecke einrichten: „Die Konjunkturkrise wird sich weiter negativ auf die Performance der europäischen Banken auswirken und eine hohe Risikovorsorge nötig machen.“ Weitere Belastungen aus der Staatsschuldenkrise in Form von Wertminderungen im Kreditportfolio seien ebenfalls nicht auszuschließen. „Vorerst ist also keine deutliche Verbesserung der Gewinnsituation der europäischen Banken in Sicht – zumal auch regulatorische Vorgaben den Handlungsspielraum der Banken massiv einschränken.“ dpa/Tsp

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