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Wirtschaft: Da ist kein Halten mehr

Winzige Bademode im Stil der 70er Jahre ist wieder aktuell. Doch die Frauen sind sparsamer geworden: Mit Wendebikinis reicht ein Outfit für mehrere Auftritte am Strand

Von Susanna Nieder

Was ist das Thema Nummer eins beim Kauf von Bademode? Na, was wohl – schlank soll sie machen! Beim Badeanzug kann man da mit einem geschickten Schnitt durchaus was drehen. Es gibt sogar formende Einteiler aus festem Material und für die verhassten Fettpölsterchen an den Oberschenkeln einen Pareo, ein leichtes Tuch, das um die Hüften geschlungen wird. Der Bikini dagegen legt schonungslos alles offen – und ausgerechnet Bikinis sind in diesem Sommer wieder schwer angesagt.

Während in der Damenoberbekleidung der 70er Retro-Look fast wieder vorbei ist, geht es bei den Bikinis gerade erst los. Zwei große Trends hat das Fachblatt „Die Linie“ für diese Saison proklamiert: Erstens „Girls & Diamonds“ mit hohem Beinausschnitt und tiefem Décolleté, Strass und Zierperlen, Volants, Raffungen und asymmetrischen Schnittformen. Zweitens Hippie-Look und Flower-Power mit Patchwork, Fransen und Flechtoptik. Das Höschen sitzt hier tief auf der Hüfte, gerne nur mit Bändchen links und rechts gehalten. Dazu passt das Triangel-Oberteil: zwei Stoffdreiecke über den Brüsten, die mit einer im Nacken und einer im Rücken gebundenen Strippe gehalten werden. Für Frauen, die etwas mehr Halt suchen, gibt es weiterhin Oberteile – auch mit herausnehmbarer Einlage – die den Busen nicht unbedingt hochschieben, jedoch appetitlich präsentieren, denn: „Busen ist in.“ Die Frau, die das sagt, weiß Bescheid. Seit 46 Jahren ist Heide Meyer im Dessous- und Bademodengeschäft, seit 31 Jahren mit ihrem eigenen Laden „Lady M.“ am eleganten Halenseer Ende der Westfälischen Straße in Berlin. Was im hochwertigen Marktsegment Trend ist, das weiß sie: zum Beispiel Lederimitat-Bikinis aus Ungarn – der allerletzte Schrei. Da gibt es die Sorte, die aussieht wie aus dickem, mattem, schon ein wenig benutztem Leder und eine andere, die mit hellbraunen Fransen an Lochmusterborte eher an Winnetous Outfit erinnert. Das Material ist ein Gemisch aus Polyester und Elastan. Daraus ist praktisch alle Bademode gemacht.

Neu ist auch der so genannte „Tankini“, ein Tanktop – ein eng anliegendes, meist taillenlanges Oberteil – plus Höschen. Was Farben angeht, sieht es ähnlich aus wie in der Damenoberbekleidung: Aquatische Töne wie Blau und Türkis, aber auch Rottöne und Orange beherrschen das Feld. Zudem sieht „Die Linie“ noch Leopardenpunkte und Tigerstreifen im Trend, der ist jedoch laut Heide Meyer im Vergleich zu den vergangenen Jahren rückläufig.

Wer zu „Lady M.“ geht, gibt im Schnitt 88 Euro für einen Bikini aus, 105 Euro für einen Badeanzug. Nach oben geht die Preisskala noch ein gutes Stück weiter, 249 Euro kostet ihr teuerster Bikini, 309 Euro ist die Obergrenze bei den Badeanzügen, beide Teile stammen von der französischen Firma Eres. Das liegt natürlich weit über dem, was Frauen bundesweit für Bademode ausgeben. Einen Bikini kann man bei Plus schon für sieben Euro bekommen, bei Neckermann geht es bei 19 Euro los. In der letzten Umfrage zum Thema Bademoden von der Gesellschaft für Konsumforschung und dem Fachblatt Textilwirtschaft gaben vier Fünftel der befragten Frauen an, sie würden mehr als 25 Euro für Badeanzug oder Bikini ausgeben.

Trotzdem hat auch Heide Meyer Veränderungen im Kaufverhalten bemerkt: „Zwei Mal in dasselbe Hotel mit demselben Bikini, das hätten meine Kundinnen noch vor sieben, acht Jahren niemals getan.“ Heute tun sie es, denn gekauft wird im Durchschnitt deutlich seltener als bis Mitte der 90er. Nicht umsonst stehen Mix&Match und zweifarbige Wendebikinis und -einteiler auf der Trendliste von „Die Linie“. Weil man sie immer neu kombinieren kann, spart man Geld und hat trotzdem Abwechslung.

Es ist zwar eine Preisfrage, wie gut ein Badeanzug sitzt – aber nicht unbedingt, wie lange er hält. Die Belastungen eines Strandurlaubs sind enorm: Salz- und Chlorwasser, Sonne, Schweiß, Sonnenöl, Sand und stundenlanges Tragen setzen jedem Material zu. Tägliches Auswaschen mit sanftem Waschmittel oder Haarshampoo, nach dem Urlaub ein gründlicher Waschgang und ein Essigbad, damit die Farben länger halten, und nur nicht im Plastikbeutel überwintern – wer sich daran hält, hat länger Spaß an seinem guten Stück.

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