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Wirtschaft: Daimler-Chrysler AG: Stellenabbau kostet die Amerikaner mehr als eine Milliarde Dollar

In zähen Verhandlungen haben die amerikanischen Gewerkschaften UAW und CAW erreicht, dass der angeschlagene Chrysler-Konzern im Raum Detroit keine Fabriken schließt, sondern allenfalls weniger Schichten fährt oder die Produktion verlangsamt. Der geplante Stellenabbau von 26 000 Jobs kann daher größtenteils nur über befristete Kurzarbeit oder hohe Abfindungen für Früh-Pensionäre laufen.

In zähen Verhandlungen haben die amerikanischen Gewerkschaften UAW und CAW erreicht, dass der angeschlagene Chrysler-Konzern im Raum Detroit keine Fabriken schließt, sondern allenfalls weniger Schichten fährt oder die Produktion verlangsamt. Der geplante Stellenabbau von 26 000 Jobs kann daher größtenteils nur über befristete Kurzarbeit oder hohe Abfindungen für Früh-Pensionäre laufen. Das wird den Konzern nach den neuesten Zahlen weit über eine Milliarde Dollar kosten. Gewerkschafter bezeichneten das Verhandlungsergebnis gegenüber dem Handelsblatt als Sieg, doch außen stehende Beobachter glauben, dass die Position der Gewerkschaften mit der Krise bei Chrysler weiter geschwächt wird.

"Unter den gegebenen Umständen sind wir mit dem Verhandlungsergebnis sehr zufrieden", sagte der Präsident der kanadischen Autogewerkschaft CAW. Zur Debatte standen Tarifverträge von 1999, die sämtliche Jobs in der Region bis zum Jahr 2003 sichern sollten. Trotz der verschlechterten Lage hätten ebenso wie in Detroit auch im kanadischen Windsor Betriebsschließungen vermieden werden können, sagte Hargrove. In Kanada werden im Rahmen der Schicht-Einsparungen allenfalls jüngere Leute mit kurzer Betriebszugehörigkeit ihren Job verlieren, in der US-amerikanischen Region um Detroit darf es keine Entlassungen geben.

"Solche Verträge sind für einen Konzern wie Chrysler fast schon Selbstmord", glaubt Chefökonom David Littmann von der Comerica Bank in Detroit, "sie sind ein Relikt aus der Vergangenheit". Ein Konzern dürfe nicht auf diese Weise angekettet werden. "Er muss die Flexibilität haben, sich an veränderte Marktbedingungen anzupassen." Das sei Unsinn, findet dagegen Gewerkschafter Hargrove, "wir haben dafür gesorgt, dass Fabriken bleiben und bei besseren Marktbedingungen die Produktion wieder voll gefahren werden kann".

Der Vertrag habe so viel Aufsehen erregt, dass die Gewerkschaften jetzt neuen Zulauf bekommen. In der Provinz Nova Scotia sei derzeit der Beitritt von 3000 Michelin-Mitarbeitern zu erwarten, sagte Hargrove. In Kanada herrscht ebenso wie im US-Bundesstaat das Prinzip des so genannten "closed shop". Demnach besteht für die Arbeiter einer Firma Zwangsmitgliedschaft, wenn die Belegschaft für den Beitritt zur Gewerkschaft gestimmt hat. Auch immer mehr jüngere Leute aus der "Neuen Wirtschaft" interessierten sich für die Gewerkschaften, nachdem die Hoffnungen auf große Gewinne über Aktien-Optionspläne geplatzt seien, sagte Hargrove. Er gesteht allerdings ein, dass die CAW mit dem Stellenabbau bei Chrysler letztendlich 10 000 Mitglieder verliert: "Alles gut verdienende Mitglieder mit hohen Beiträgen."

hus

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