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Wirtschaft: Daimler-Chrysler: Neues Werk in den USA

Der Automobilkonzern Daimler-Chrysler AG will seine Mercedes-Produktion im US-Bundesstaat Alabama ausweiten. Nach Informationen des Handelsblatts und des "Wall Street Journal" wird der Konzern am Produktionsstandort in Vance eine zweite Fabrik bauen und dort neben der M-Klasse ein neues Modell produzieren.

Der Automobilkonzern Daimler-Chrysler AG will seine Mercedes-Produktion im US-Bundesstaat Alabama ausweiten. Nach Informationen des Handelsblatts und des "Wall Street Journal" wird der Konzern am Produktionsstandort in Vance eine zweite Fabrik bauen und dort neben der M-Klasse ein neues Modell produzieren. Es wird damit gerechnet, dass der Konzern die Expansionspläne an diesem Montag in Alabama auf einer Pressekonferenz bekanntgeben wird. Zunächst war damit gerechnet worden, dass Daimler-Chrysler ein Motoren- und Karosseriewerk in Vance bauen wolle.

Die Expansion wird nach Angaben aus Unternehmenskreisen und informierter Personen rund 400 Millionen Dollar kosten und rund 1750 neue Stellen schaffen. Damit würde sich die Produktionskapazität etwa verdoppeln. Für das existierende Werk hatte das Unternehmen 380 Millionen Dollar investiert. Derzeit sind dort 1900 Personen beschäftigt. Dieses Werk war 1993 als erste Daimler-Benz-Fabrik in Angriff genommen worden.

Noch nicht bekannt ist, welches Modell Daimler-Chrysler in Alabama bauen will. Manager des Unternehmens wollten Einzelheiten über das Produkt vor der Ankündigung am Montag nicht diskutieren. Gerüchten zufolge soll es sich dabei aber um eine größere Version der M-Klasse handeln. Die Daimler-Chrysler-Tochtergesellschaft Mercedes-Benz U.S. International (MBUSI) produziert seit 1997 Wagen der M-Klasse in Alabama. Schon seit Beginn der Produktion wurde mit einer Expansion gerechnet, da der Konzern bisher nur ein Drittel der damals erworbenen Landfläche nutzt. Der japanische Autohersteller Honda Motor Co. hatte kürzlich ebenfalls den Bau einer neuen Fabrik in Alabama angekündigt.

Die Belegschaft des Mercedes-Werks im US-Bundesstaat Alabama musste nicht bis zur Pressekonferenz am heutigen Montag warten. Bill Taylor, der Chef der amerikanischen Tochterfirma Mercedes-Benz U.S. International (MBUSI) hat die Mitarbeiter bereits am Freitag über den Bau einer neuen Fabrik und die Erweiterung der Produktion informiert. Details soll Taylor bei dieser Gelegenheit aber nicht preisgegeben haben. Die Nachricht sei von den Mitarbeitern mit großem Jubel aufgenommen worden, hieß es weiter.

Es wird jedoch damit gerechnet, dass es sich bei dem geplanten Produkt um eine größere Version der M-Klasse handeln wird, die zurzeit in Alabama vom Band läuft. Zudem kursieren Gerüchte, dass zusätzlich die Produktion eines Minivans geplant ist. Die Nachfrage nach der allradgetriebenen M-Klasse und anderen dieser so genannten Sport Utility Vehicles war in den USA bisher hoch. Allerdings kühlt sich die Autokonjunktur derzeit ab. Ursprünglich wurden in Alabama 65 000 M-Klasse Wagen pro Jahr produziert. Mittlerweile sind es 80 000 Stück.

Im vergangenen Jahr begann Daimler-Chrysler mit der Produktion von jährlich 25 000 Wagen dieses Typs im Werk Graz in Österreich. Diese Produktion soll 2003 auslaufen. Der Verkauf dieser Geländewagen ist in den Vereinigten Staaten in den ersten sieben Monaten des laufenden Jahres nach den Worten von Daimler-Chrysler-Sprecherin Linda Paulmeno um 25 Prozent auf 29 000 Stück gestiegen. Damit ist es das meistverkaufte Mercedes-Modell in den USA.

Die importierten Mercedes-Personenwagen und die M-Klasse-Fahrzeuge werden über ein separates Mercedes-Händlernetz in den USA vertrieben. Die Mercedes-Händler arbeiten strikt getrennt von den amerikanischen Chrysler-, Dodge- und Jeep-Händlern des Daimler-Chrysler-Konzerns.

Nach Angaben informierter Personen hat Alabama Daimler-Chrysler finanzielle Anreize in Höhe von rund 150 Millionen Dollar für den Bau des zweiten Werkes geboten. Für den Bau der ersten Fabrik hatte die damalige Daimler-Benz AG Steuervergünstigungen und andere Unterstützung in Höhe von 253 Millionen Dollar erhalten. Jim Hayes, ein hochrangiger Mitarbeiter von Alabama-Gouverneur Don Siegelman, sprach wegen der erwarteten Expansion bei Mercedes von großer Begeisterung in politischen Kreisen.

Honda Motor, die 440 Millionen Dollar investieren, um vom Jahr 2001 an in Lincoln (Alabama) Minivans zu produzieren, erhielten Vergünstigungen im Wert von 158 Millionen Dollar.

Alabama entwickelt sich dank relativ niedriger Löhne, gut ausgebildeter Arbeitskräfte sowie großzügiger Investitions- und Steuerhilfen der Landesregierung zu einem neuen Zentrum der Autoindustrie im tiefen Süden der Vereinigten Staaten. Die Expansion der Mercedes-Produktion in Alabama folgt auf einen langen und bislang erfolglosen Versuch der Automobilarbeiter-Gewerkschaft UAW, im Werk eine Arbeitnehmervertretung zu etablieren. Die Gewerkschaft, die ein Büro in der Nähe der Fabrik aufgemacht hat, hat ihre Bemühungen zurzeit allerdings ausgesetzt.

wsj

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