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Wirtschaft: Daimler dämpft Erwartungen bei Nissan

BRÜSSEL .Zwar steuert die Nutzfahrzeugsparte im neugeschaffenen DaimlerChrysler-Konzern nur noch ein Viertel des Umsatzes bei.

BRÜSSEL .Zwar steuert die Nutzfahrzeugsparte im neugeschaffenen DaimlerChrysler-Konzern nur noch ein Viertel des Umsatzes bei.Doch als Stiefkind sieht sie sich nicht.Sie rechnet sich im Gegenteil bisher nicht dagewesene Wachstums- und Ertragspotentiale aus."Ich sehe für die Nutzfahrzeugsparte weltweit durch die Fusion enorme zusätzliche Chancen, die wir vorher so nicht hatten", zeigt sich DaimlerChrysler-Spartenchef und Vorstandsmitglied Kurt Lauk gegenüber dem Handelsblatt überzeugt.Er rechnet auch damit, daß sich die Erträge der Sparte noch deutlich verbessern können.

Zu den Ertragszahlen von 1998 will Lauk noch nichts sagen.Sie werden Ende März bei der Bilanzpressekonferenz präsentiert.Doch Analysten schätzen, daß die Sparte einen Operating Profit von mehr als 1,8 Mrd.DM (1997: 481 Mill.DM) erzielen konnte.Das frühere Sorgenkind kann damit erstmals die konzerninterne Hürde von 12 Prozent Rendite auf das eingesetzte Kapital nehmen."Wir sind jetzt ein stabiler Ertragsbringer", erklärt Lauk.

Wie er beim Brüsseler Nutzfahrzeug-Salon verkündete, konnte die Sparte den Absatz von Lastwagen, Transportern und Bussen 1998 um 17 Prozent auf rund 490 000 Einheiten steigern.Im Gleichschritt stieg der Umsatz auf rund 46 Mrd.DM."Die Strategie des Wachstums trägt Früchte", stellt Lauk fest.Am stärksten legte 1998 der Nafta-Raum mit 43 Prozent auf rund 128 000 Einheiten zu.Mit 13,9 Mrd.DM ist der Nafta-Raum der größte Nutzfahrzeug-Bereich geworden.Im vergangenen Jahr wurde der von Ford gekaufte Schwerlastbereich unter der Marke Sterling neu plaziert.

Doch der Erfolg der Nfz-Sparte dürfte besonders die renditeorientierten US-Anleger, die immerhin 44 Prozent der DaimlerChrysler-Aktien halten, noch nicht befriedigen.Immerhin liegt in der Personenwagensparte die Rendite über 20 Prozent, und Konkurrenten wie Scania konnten in ihren besten Jahren Renditen auf diesem Niveau vorweisen.

Lauk rechnet sich gute Chancen aus, die Erträge auf Dauer deutlich zu verbessern.Die Fusion mit Chrysler eröffne erstmals die Möglichkeit, unterhalb der mittelschweren amerikanischen Nutzfahrzeugklasse auch in den kleineren Klassen auf den Markt zu kommen.Hauptkonkurrent sei dabei Ford.

Im Bereich Antriebsstrang (ATS), der europäischen Fertigung von Motoren, Getrieben, Lenkungen und Achsen für Nutzfahrzeuge, rechnet Lauk mit großen zusätzlichen Chancen durch Chrysler.Eine Überlegung sei, Dodge-Modellen Mercedes-Motoren einzubauen, was immerhin ein Volumen von 90 000 Einheiten bedeuten würde.Zum Vergleich: 1998 wurden 222 000 Nutzfahrzeugmotoren hergestellt.Weiteres Zukunftsfeld für die Nfz-Sparte bleibt Asien.Dort ist sie bisher deutlich unterrepräsentiert.Allerdings dämpft Lauk Erwartungen auf einen schnellen Einstieg bei Nissan Diesel.Spekulationen, daß eine Entscheidung in dieser Woche im Umfeld der DaimlerChrysler-Produkt-Show in Tokio fallen könnte, weist er zurück.Man sei strategisch nach wie vor überzeugt, daß Nissan Diesel ein Partner werden könnte.Doch sei auch die wirtschaftliche Seite zu betrachten.Hier seien noch viele Fragen offen.Am Wochenende kursierten neue Gerüchte: Die DaimlerChrysler AG werde in Tokio entweder den Kauf von 40 Prozent an Nissan Diesel oder von 10 Prozent der Muttergesellschaft Nissan Motor als Verhandlungsvorschlag unterbreiten.

1999 wird die Nfz-Sparte zunächst eine Verschnaufpause einlegen.Lauk erwartet für 1999 weder beim Absatz und Umsatz noch beim Ertrag große Zuwächse.So werde sich der Boom in der europäischen Schwerlastsparte abschwächen.Die Mercedes-Schwer-Lkw konnten 1998 beim Absatz um zwölf Prozent und beim Umsatz um zehn Prozent auf 12,6 Mrd.DM zulegen.Von Fusionen erhofft sich Lauk zusätzliche Marktanteile und Gewinnpotentiale.Auch nach einem Zusammenschluß von Scania und Volvo sei in puncto Konzentration "das letzte Wort noch nicht gesprochen".

ANDREA JOCHAM (HB)

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