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Grube

© dpa

Führungswechsel: Daimler-Manager Grube soll neuer Bahn-Chef werden

Die Suche nach einem Nachfolger für Hartmut Mehdorn ist abgeschlossen: Die Bundesregierung favorisiert Daimler-Manager Rüdiger Grube. Bundesverkehrsminister Tiefensee wird dem Aufsichtsrat der Deutsche Bahn AG offiziell diesen Personalvorschlag machen.

Am Ende ging es schnell: Neuer Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn soll Rüdiger Grube werden, bisher Strategievorstand beim kriselnden Autohersteller Daimler und Verwaltungsratschef beim Luftfahrtkonzern EADS. Darauf einigten sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Vize-Kanzler Frank- Walter Steinmeier (SPD) und die Bundesminister für Verkehr, Wirtschaft und Finanzen, wie der Tagesspiegel bereits am Mittwoch aus Regierungskreisen erfuhr.

Grube soll auch Vorstandsvorsitzender der DB Mobility Logistics werden, "um so den integrierten Konzern auch in der Leitungsstruktur fest zu verankern".

Im Rennen waren zuletzt noch Fraport-Chef Wilhelm Bender sowie der Vorsitzende des Bahn-Aufsichtsrats und Ex-Bundeswirtschaftsminister Werner Müller, der sich selbst nachdrücklich ins Gespräch gebracht hatte. Am heutigen Donnerstag berät das Präsidium des Aufsichtsrats unter Müllers Führung. Eine Ablehnung Grubes ist nicht vorstellbar, weil die Bahn in Staatsbesitz ist. Die Nachfolge soll noch in dieser Woche endgültig geregelt werden. Am Montag hatte sich Hartmut Mehdorn zum Rückzug bereit erklärt, nachdem er im Zuge der Datenaffäre seinen Rückhalt bei Gewerkschaften und Regierung verloren hatte.

Grube gilt nicht als Zwischenlösung, sondern soll die Bahn dauerhaft führen. Wer ihn ins Gespräch brachte, blieb unklar. Einige führen Merkel ins Feld, andere Steinmeier. Eine mit dem Vorgang vertraute Person deutete an, dass Merkel den Tipp von Mehdorn bekommen habe. Vor seinem Eintritt bei Daimler war Grube Assistent des damaligen Airbus- Chefs Mehdorn. Wie auch immer die Personalie zustande kam, in einem Punkt hat sich klar die SPD durchgesetzt: Die Bahn soll weiterhin nur einen Chef haben. Eine Doppelspitze – einer führt den Konzern, ein anderer die Transporttochter Mobility Logistics – wurde verworfen. Die Union hatte dieses Modell angestrebt, um einen Börsengang zu erleichtern. Die SPD will eine Privatisierung dagegen für die nächste Legislaturperiode ausschließen.

Grube gilt als zurückhaltender Manager, der bei Daimler seit Jahren hinter den Kulissen große Deals stemmt. Er war an der inzwischen rückgängig gemachten Übernahme von Chrysler beteiligt und handelte jüngst den Einstieg des Emirats Abu Dhabi maßgeblich mit aus. Doch mehr als ein einfaches Vorstandsmitglied wäre er – sein Vertrag läuft bis September 2010 – wohl nicht mehr geworden.

Über reichlich Erfahrung mit der Politik, die er bei der Bahn brauchen wird, verfügt er auch. So ist der zierliche Manager mit den grauen Haaren bei EADS mit Einflussnahme der Regierungen von Deutschland und Frankreich vertraut.

Geboren wurde er in Hamburg, dort studierte er auch an der Fachhochschule Fahrzeugbau und Flugzeugtechnik. Von Weggefährten wird der promovierte Ingenieur und bekennende Flugzeugfan als verbindlich und freundlich beschrieben. Als Vorteil galt bisher sein gutes Verhältnis zu den Gewerkschaften. Allerdings zeigte sich die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) skeptisch. Deren Chef Claus Weselsky vermisst bei Grube „Sachverstand im Eisenbahnwesen“. So sehen es auch die Grünen: „Nach zehn Jahren Mehdorn gibt es keinen Bedarf für einen weiteren Möchtegern- Überflieger aus der Luftfahrt“, kritisierte Fraktionschefin Renate Künast. Mit Mehdorns ehemaligem Assistenten könne es keinen Neuanfang geben.

Während Grube kommt, sind die Modalitäten von Mehdorns Abgang noch offen. Der scheidende Bahn-Chef verhandelt heute mit Müller über die Auflösung seines bis Mai 2011 laufenden Vertrages. Die Koalition erwarte Mäßigung, sagte Regierungssprecher Thomas Steg. Mehdorns Grundgehalt soll 750 000 Euro betragen – würde es bis Vertragsende ausbezahlt, käme er auf einen Betrag von rund 1,5 Millionen Euro. (mit brö/HB/dpa)

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