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Grund zum Anstoßen: Die Börsen sind 2012 gut gelaufen.

© picture alliance / ZB

Das Börsenjahr: Rasant nach oben

Anleger haben in diesem Jahr viel Geld verdienen können, vor allem an der Börse. 2013 dürfte das schwieriger werden.

Der Drache hat seinem Namen alle Ehre gemacht. 2012 war im chinesischen Kalender das Jahr des Drachen. Das Fabeltier gilt als Symbol für Kraft und Erfolg, und tatsächlich hat sich in diesem Jahr das Geld der Anleger überall satt vermehrt – mit wenigen Ausnahmen. Der Dax , Repräsentant der 30 größten börsennotierten Unternehmen Deutschlands, stand Weihnachten 2012 etwa 29 Prozent höher als zwölf Monate zuvor. Die zweite Börsenliga im M-Dax schaffte sogar 32 Prozent. Die Märkte in den USA, in Asien, Südamerika, Osteuropa und Afrika zogen 2012 ebenfalls an. Und auch mit Anleihen waren gute Gewinne möglich.

Dabei hatten die Analysten den Börsen vor einem Jahr nicht viel zugetraut. Mehr als 6500 bis 6600 Punkte werde der Dax auf keinen Fall schaffen, hieß es. Die Commerzbank hatte gar einen Absturz auf 5200 Zähler für möglich gehalten. Nun sind 7600 Punkte daraus geworden. Wie so oft blieben auch 2012 die Prognosen der Spezialisten zu sehr in der damals negativen Börsensituation verhaftet und lagen damit mehrheitlich falsch. Trotz Staatsschuldenkrise, weltweiter Konjunkturschwäche und Spekulationen gegen die Euro-Schuldenländer gewann der Dax 1700 Punkte.

Mehr als die Hälfte der 30 Dax-Werte schaffte sogar eine deutlich bessere Wertentwicklung als der Gesamtindex: Aktien wie Continental, Lanxess, Lufthansa, Bayer und SAP erfreuten ihre Aktionäre mit Kursgewinnen zwischen 50 und 70 Prozent. Nur bei Eon und der Telekom stehen rote Zahlen in den Depots. Schwach, wenn auch im Plus, blieben zudem Fresenius Medical Care, ThyssenKrupp und Kali + Salz.

Mit seiner rasanten Kletterpartie setzte sich der Dax an die Spitze der europäischen Indizes, gemeinsam mit dem österreichischen ATX und einem weiteren Überraschungssieger: Der griechische ASE General rauschte um 36 Prozent auf rund 900 Punkte nach oben. Bemerkenswert ist, dass die Athener Börse vor allem jene Mutigen belohnte, die im Sommer eingestiegen sind, als die meisten Anleger kaum noch einen Pfifferling auf die Zukunft der Euro-Zone gesetzt hätten und als Mario Draghi sein Machtwort zur Zukunft des Euro verkündete. Der Chef der Europäischen Zentralbank hatte geschworen, er werde alles Notwendige zum Erhalt des Euro tun. Mit Ausnahme des spanischen Ibex, der leicht im Minus landete, erzielten Anleger überall in Europa Gewinne, ob in Lissabon, Mailand, Kopenhagen oder Paris. Auch der EuroStoxx50 steht knapp zwölf Prozent besser da als Ende 2011.

Für 2013 bleiben die Analysten wieder konservativ und orientieren sich an den gegenwärtigen Kursen. So sagen die Profis für das kommende Jahr Höchstkurse von über 8000 Dax-Punkten voraus. Weil risikoarme Anlagen mit einer nennenswerten Verzinsung über der Inflationsrate auch im kommenden Jahr Mangelware sein werden, führe an der Aktie „weiter kein Weg vorbei“, urteilen die Geldexperten der Allianz. Ende 2013 werde der Dax die Marke von 8000 Punkten erreichen. Noch positiver ist die Commerzbank, die 8500 Punkte erwartet und deutsche Standardwerte mit attraktiven Dividenden 2013 vorne sieht. Auch Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege der Deutschen Bank, prophezeit dem deutschen Leitindex selbst bei „konservativer Einschätzung“ 8000 Punkte. Die Chancen stünden sogar gut, dass diese Marke deutlich übersprungen werde.

Motor für die steigenden Märkte werde vor allem die lockere Geldpolitik vieler Notenbanken sein, die die Kapitalmärkte mit Liquidität überschwemmen. Auch die sehr niedrigen Renditen von Staatsanleihen treiben die Anleger weiter an die Aktienmärkte.

In diesem Jahr haben Investoren mit Anleihen allerdings noch gutes Geld verdient. Zwar warfen vor allem deutsche Renten nur noch Renditen deutlich unter der Inflationsrate ab. Die Umlaufrendite, Spiegelbild aller deutscher Anleihen mit Laufzeiten von mehr als vier Jahren, sank von 1,52 auf 1,08 Prozent. Wer dem Staat für zehn Jahre Geld leiht, erhielt zu Jahresbeginn noch Renditen von 1,83 Prozent, jetzt sind es nur noch 1,37 Prozent.

Doch gleichzeitig steigen die Kurse, so dass Anleger mit deutschen Bonds sieben Prozent einstreichen konnten – und damit deutlich mehr als mit Festgeldern. Die Allianz glaubt jedoch, dass 2013 die Schuldenkrise und damit die Flucht in deutsche und amerikanische Bonds abebben könnte. Steigende Renditen führen jedoch zu sinkenden Kursen, so dass Staatsanleihen 2013 Verluste bescheren können. Staatsanleihen aus Südeuropa stehen dagegen wieder auf den Kauflisten der Investoren. So verkündete die Allianz-Tochter Pimco, mit ihren Rentenfonds einer der mächtigsten Investoren überhaupt, man greife wieder vorsichtig in Spanien und Italien zu.

Sollten die Analysten Recht behalten, dürfte der Dax 2013 beim Allzeithoch notieren, das der Dax vor fünfeinhalb Jahren bei 8152 Punkten erreicht hatte. Der EuroStoxx50 könnte 2013 seinen Krisenabschlag vollends loswerden, vermuten die Fondsgesellschaften Henderson und DWS. Während das Kurs-Gewinn-Verhältnis, ein Indiz für die Bewertung von Aktien, in Europa bei etwa elf bis zwölf liege, seien es in den USA 18 bis 20. Möglicherweise könne der EuroStoxx50 im kommenden Jahr sogar den Dax schlagen. Nicht ignorieren dürfe der Anleger jedoch – da sind sich die Profis einig – Risikofaktoren wie eine Rückkehr der Staatsschuldenkrise oder die sogenannte amerikanische Fiskalklippe, die die Weltwirtschaft dämpfen könnte, weil in den USA Ausgaben gekürzt und Steuern erhöht werden sollen, falls sich die politischen Lager nicht kurzfristig auf Maßnahmen zur Senkung des Schuldenbergs einigen. Das extrem hohe Defizit könnte das Wachstum in den USA sogar auf Jahre deckeln, glauben manche.

Goldman Sachs hingegen ist sicher, dass 2013 jenes Jahr sein werde, in dem die Wirtschaftskrise in den USA endgültig zu Ende gehe. Entscheidend dafür werde vor allem die Erholung der Immobilienmärkte und die Schützenhilfe der Notenbank sein, die die Wirtschaft weiter mit Geld fluten werde. Die Bank of America sieht den S & P 500, der die 500 größten börsennotierten Werte abbildet, 2013 auf 1600 Punkte steigen – also über das alte Hoch bei 1565 Punkten aus dem Jahr 2007 hinaus.

Einer der wenigen Skeptiker ist Steen Jakobsen, Chefökonom der Saxo Bank, die bekannt ist für ihre provokanten – aber nicht immer ganz ernsten – Prognosen: Jakobsen befürchtet für 2013 ein Horrorjahr, in dem nicht nur eine Pleite Spaniens und der Absturz des Dax auf 5000 Punkte drohten. Das Gold könnte von aktuell 1658 auf 1200 Dollar abstürzen und der Ölpreis crashen. Nicht entfalten konnte sich der Drache in 2012 übrigens ausgerechnet in seiner Heimat China: Der Schanghai-A-Index beendet das Jahr des Drachen im Minus – vor allem wegen konjunktureller Sorgen. Nun hoffen die Chinesen auf 2013, das Jahr der Schlange. Sie gilt als klug, listig und kreativ.

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