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Wirtschaft: Das deutsche Handwerk will die Ausbildung flexibilisieren und kritisiert das Jugendprogramm der Bundesregierung

Das deutsche Handwerk will das Ausbildungssystem flexibler und damit leistungsfähiger machen. Handwerkspräsident Dieter Philipp stellte am Montag in Berlin ein Konzept "Aus- und Weiterbildung nach Maß" vor.

Das deutsche Handwerk will das Ausbildungssystem flexibler und damit leistungsfähiger machen. Handwerkspräsident Dieter Philipp stellte am Montag in Berlin ein Konzept "Aus- und Weiterbildung nach Maß" vor. Danach sollen sich die Ausbildungsordnungen "in Kernqualifikationen mit festgelegten Wahlpflichtbausteinen gliedern". Am Beispiel der Tischlerausbildung erläuterte Philipp das Konzept: Nach der Grundausbildung kann sich der Azubi drei aus sechs "Wahlpflichtbausteinen" aussuchen. In diesem Fall wären das die Bausteine Innenausbau (Decken, Böden), Bauelemente (Fenster, Türen), Maschinenbarbeitungstechnologie, Instandhaltung/Restaurieren, Oberflächenbehandlung und Möbelbau. Philipp zufolge stehen sowohl Gewerkschaften als auch Politik den Plänen aufgeschlossen gegenüber, so dass "in den nächsten Monaten" die Ausbildungsordnungen entsprechend verändert werden könnten. Zur aktuellen Ausbildungssituation sagte der Handwerkspräsident, dass bis Ende August 141 000 Lehrverträge abgeschlossen worden seien, 1,1 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Bis zum Jahresende werde dennoch die Vorjahreszahl von 217 000 Ausbildungsplätzen im Handwerk erreicht, obgleich der Umsatz der 850 000 Betriebe stagniere.

Philipp kritisierte das 100 000-Jobs-Programm der Bundesregierung zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit, mit dem "die wahren Probleme umkurvt" würden. Von 52 900 Jugendlichen, die eine Maßnahme beendet haben, seien 15 600 wieder arbeitslos und von 14 000 Teilnehmern "weiß man nicht, wo sie verblieben sind". Ferner haben Philipp zufolge "nur 8500 tatsächlich Arbeit bekommen, lediglich 1700 haben einen betrieblichen Ausbildungsplatz gefunden und 7500 Jugendlich brachen die Maßnahme ab". Insgesamt 55 000 "Angefragte" seien nicht angetreten. Das Kernproblem des Programms liegt nach Meinung des Handwerkspräsidenten im Anteil außerbetrieblicher Maßnahmen: 80 Prozent der Teilnehmer befänden sich in übertrieblichen Ausbildungsstätten, von denen aus der Sprung auf den ersten Arbeitsmarkt nur selten gelinge.

Jürgen Thiel, Chefkoordinator des Programms bei der Bundesanstalt für Arbeit, wies die Zahlen Philipps zurück. Erste Auswertungen hätten ergeben, dass die Zielgruppe erreicht worden sei, "die Jugendlichen haben das akzeptiert". Gegenwärtig lasse sich jedoch die "Nachhaltigkeit", also die tatsächlichen Vermittlungschancen der Jugendlichen auf dem ersten Arbeitsmarkt, noch nicht überprüfen. Bislang haben die Arbeitsämter rund 180 000 Teilnehmer in dem so genannten Jump-Programm gezählt, 23 000 von ihnen hätten vorzeitig abgebrochen. Was für die angesprochene Klientel "sehr gering" sei, so Thiel. Von insgesamt 60 000 Teilnehmern in Kurzzeitmaßnahmen, die maximal drei Monate dauern, seien inzwischen 47 000 Personen wieder ausgeschieden. Von diesen wiederum seien 15 000 arbeitslos. Mit den Kurzzeitmaßnahmen versuchten die Arbeitsämter einen "ganz schwierigen Personenkreis" anzusprechen und zum Beispiel mit Bewerbungstraining "über die Schwelle zum Arbeitsmarkt" zu tragen. Bislang 2325 Jugendliche hätten nach Abschluß einer Jump-Maßnahme einen regulären Ausbildungsplatz gefunden.

alf

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