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Wirtschaft: Das DIW muss zum Wissenschafts-TÜV

Die Qualität der Berliner Wirtschaftsforscher wird geprüft – davon hängen Förderung und Renommee ab

Berlin - Elf Millionen Euro, sieben Jahre harte Arbeit und ein guter Ruf – all das steht für das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) auf dem Spiel. Kommende Woche wird es Ernst für das Berliner Institut. Dann wird ein Team von Wissenschaftlern durch die Büros der 212 Mitarbeiter streifen – und darüber befinden, ob das DIW auch künftig zur nationalen Spitze in der Wirtschaftsforschung zählt. „Es geht um die Wurst“, sagt DIW-Präsident Klaus Zimmermann.

Die Expertentruppe arbeitet für die Leibniz-Gemeinschaft, ein Verbund von 80 Forschungseinrichtungen. Sie sind eine Art Wissenschafts-TÜV und vergeben Noten für die Qualität der Forschung. Veröffentlichen die DIW-Ökonomen regelmäßig Aufsätze in angesehenen Fachzeitschriften? Werden sie zu wichtigen Kongressen eingeladen? Welche Rolle spielen ihre Forschungsergebnisse in der Wirtschaftspolitik? Die Antworten der 20 Wissenschaftler auf diese Fragen werden darüber entscheiden, ob das DIW auch in Zukunft mit gut elf Millionen Euro von Bund und Ländern gefördert wird – oder ob es Kürzungen gibt. Das wäre nicht nur schlecht fürs Image, das Haus müsste zudem beim Personal abspecken. Die Wirtschaftsinstitute – neben Berlin und Hamburg sind es noch Kiel, Essen, Halle und München – müssen sich alle sieben Jahre auf Herz und Nieren testen lassen. Immerhin werden sie vom Staat mit zusammen 39 Millionen Euro pro Jahr versorgt.

DIW-Chef Zimmermann, seit 2000 im Amt, hat das Haus umgebaut. Sechs von sieben Abteilungsleitern mussten gehen, die Verwaltung wurde modernisiert, der wissenschaftliche Anspruch erhöht. In den vergangenen Jahren habe sich die Zahl der Publikationen versiebenfacht, die Präsenz des DIW auf Kongressen sei konkurrenzlos, sagt Zimmermann. Mit dieser „kleinen Revolution“ hat sich der 51-Jährige nicht nur Freunde gemacht. Nicht verlängern wollte er den Vertrag mit Konjunkturchef Gustav Horn, einem der wenigen nachfrageorientierten Ökonomen im Land. Auch Silke Tober, Mitarbeiterin Horns und Geldpolitik-Expertin, soll im Frühjahr das DIW verlassen. Einen Nachfolger für Horn gibt es noch nicht, obwohl das DIW seit Sommer auf der Suche ist. „Wenn die wichtige Konjunkturabteilung ohne Führung dasteht, ist das für die Evaluierung natürlich denkbar schlecht“, sagt ein Ökonom eines Hauses, das von den Leibniz-Leuten durchleuchtet wurde. „Auf solche Details stürzen sich die Prüfer gern.“ Zimmermann ficht das nicht an. Er will bei der Evaluierung selbst als Leiter der Konjunkturabteilung firmieren. Danach soll ein kommissarischer Chef ernannt werden. „Wahrscheinlich wird die Stelle lange vakant bleiben“, sagt er.

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