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Jugendliche zu Besuch in Berlin.

© promo

Das Geschäft mit Kinder- und Jugendreisen: Die große Freiheit

Anbieter setzen mit Jugendreisen Milliarden um. Auf der Tourismusmesse ITB, die am Mittwoch in Berlin beginnt, präsentieren sie sich ihrer Zielgruppe.

Von Carla Neuhaus

Endlich Urlaub ohne die Eltern! Für viele Kinder und Jugendliche ist das traumhaft. Am meisten freuen sie sich darauf, erst spät ins Bett gehen zu müssen, aufs Schwimmen und Faulenzen, zeigt eine Umfrage des Bundeswirtschaftsministeriums unter mehr als 10 000 Kindern und Jugendlichen anlässlich der Internationalen Tourismusmesse (ITB). Doch nicht nur für den Nachwuchs sind diese Reisen wertvoll – auch für die Wirtschaft. Im vergangenen Jahr haben deutsche Reiseunternehmen mit dem Kinder- und Jugendtourismus einen Bruttoumsatz von 38 Milliarden Euro gemacht. Die Studienautoren sprechen von einem „wirtschaftlichen Entwicklungspotenzial“, das bislang unterschätzt werde.

61,8 Millionen Übernachtungsreisen haben Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene unter 26 Jahren im vergangenen Jahr unternommen. „Diese Zahlen sind überraschend hoch“, sagt selbst Branchenkenner Ralf Olk. Er betreibt in Bitburg, Rheinland-Pfalz, ein Jugendhotel und vertritt den Deutschen Fachverband für Jugendreisen. Auch die Preise für den Urlaub ohne Eltern seien höher, als man das vermuten würde, sagt Olk. Im Schnitt kostet eine solche Reise 298 Euro. „Das zeigt, dass Jugendreisen keine Billigreisen sind“, sagt Olk. Diejenigen, die den Urlaub organisierten – Eltern oder Lehrer – legten Wert auf Qualität.

Noch ist das Geschäft mit Kinder- und Jugendurlaub allerdings ein Nischenmarkt. Auf der Tourismusmesse ITB, die an diesem Mittwoch in den Hallen unterm Funkturm startet, sind gerade einmal 63 Anbieter aus diesem Segment vertreten.

Reiseveranstalter konzentrieren sich auf Durchschnittsurlauber

Die Reiseveranstalter konzentrieren sich eher auf den deutschen Durchschnittsurlauber. Denn: „Verreisen ist für die Deutschen weiterhin die wichtigste Freizeitbeschäftigung“, sagt Jürgen Büchy, Präsident des Deutschen Reiseverbandes.

Der Tourismus habe großes Potenzial für Wachstum und Beschäftigung, hob Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) zur Eröffnung der Messe am Dienstagabend die Bedeutung für die Wirtschaft hervor. Reisen bedeute Lebensqualität und dürfe nie wieder zum zum Privileg für die Reicheren werden. Er lobte, dass sich immer mehr Reiseveranstalter zu umweltverträglichem Tourismus verpflichtet hätten.

Anlässlich der ITB legte der Verband auch Zahlen vor: Insgesamt 25,3 Milliarden Euro Umsatz haben die hiesigen Reiseveranstalter im vergangenen Jahr gemacht, 3,5 Prozent mehr als noch 2012. Er kündigte für dieses Jahr ein weiteres Umsatzplus von 1,5 bis zwei Prozent an.

Dabei zieht es die Deutschen verstärkt in die Ferne. 65 Milliarden Euro haben sie 2013 insgesamt allein für Auslandsreisen ausgegeben. Beliebte Ziele blieben dabei laut DRV die Balearen, Griechenland, Tunesien und die Türkei. Im Kommen seien Thailand, die Vereinigen Arabischen Emirate und die karibischen Inseln.

Deutschland ist für Mexiko der neuntwichtigste Tourismusmarkt

Weiter unten auf der Wunschliste der deutschen Reisenden steht dagegen Mexiko. Doch das soll sich jetzt ändern, wünscht sich Claudia Ruiz Massieu, Tourismusministerin des Landes. Auf der ITB nutzt sie in diesem Jahr die Rolle Mexikos als Partnerland, um für ihre Heimat zu werben. „Wir übernehmen in dieser Woche Berlin“, sagt sie. „Die Besucher werden hier sehen, hören und kosten können, wie modern und lebendig Mexiko ist.“  Derzeit ist Deutschland aus Sicht der Mexikaner der neuntwichtigste Tourismusmarkt. 187 000 Bundesbürger haben das Land 2013 bereist.

Mexiko setzt große Hoffnungen in den Tourismus. „Das Thema steht ganz oben auf der nationalen Agenda“, sagte Massieu. Und zwar auch deshalb, weil durch den Tourismus viel Geld ins Land fließt – im vergangenen Jahr waren es 13,8 Milliarden Dollar (zehn Milliarden Euro).

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