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Wirtschaft: Das große Schlucken in der Pharmabranche

UCB aus Belgien kauft Schwarz Pharma

Berlin - Es ist bereits die dritte Milliardenübernahme auf dem deutschen Pharmamarkt innerhalb von nur fünf Tagen: Das belgische Biopharma-Unternehmen UCB kündigte am Montag an, Schwarz Pharma zu kaufen. UCB will für den halb so großen deutschen Mittelständler aus Monheim insgesamt 4,4 Milliarden Euro zahlen. „Diese Lösung sieht sehr viel besser aus, als wenn wir alleine geblieben wären“, sagte Schwarz-Pharma-Chef Patrick Schwarz-Schütte. Allein hätte sich das Unternehmen nicht auf dem hart umkämpften Pharmamarkt behaupten können. Der Sohn des Firmengründers schloss nicht aus, dass als Folge der Fusion Arbeitsplätze abgebaut werden.

Die Übernahme kommt nicht überraschend. Allerdings war in den vergangenen Tagen spekuliert worden, dass ein amerikanisches Unternehmen den Zuschlag erhalten könnte, im Gespräch soll unter anderem der weltgrößte Pharmakonzern Pfizer gewesen sein.

Von wiederkehrenden Übernahmegerüchte profitiert die im M-Dax notierte Aktie von Schwarz Pharma schon länger, seit Jahresbeginn hat der Wert um fast 40 Prozent zugelegt. Am Montag stieg der Kurs bis zum Abend um 16,7 Prozent.

Der deutsche Pharmamarkt ist durch eine Fusionswelle in den vergangenen Monaten kräftig in Bewegung geraten. Nach der Übernahme von Schering durch Bayer für knapp 17 Milliarden Euro waren allein in der vergangenen Woche drei Milliardenübernahmen bekannt gegeben worden. Der Darmstädter Merck-Konzern, der bei Schering nicht zum Zuge gekommen war, kauft für knapp elf Milliarden Euro den Schweizer Biotech-Konzern Serono, Altana veräußert für 4,5 Milliarden Euro seine Pharmasparte an den dänischen Konkurrenten Nycomed. Der europäische Pharmamarkt ist im Vergleich zum US-Markt noch relativ zersplittert, es gibt daher einen gewissen Nachholbedarf für Übernahmen.

Die Unternehmen versprechen sich von Größe einen Wettbewerbsvorteil. Die Entwicklung eines neuen Medikaments kostet Hunderte von Millionen Dollar und dauert viele Jahre. Trotzdem ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Wirkstoff floppt, groß – ein Risiko, dass große Konzerne besser abfedern können. Allerdings ist der Erfolg nicht garantiert: Nach einer neuen Studie des Marktforschungsunternehmens Ernst & Young vernichtet jede zweite Fusion Unternehmenswert.

Mehr als zwei Drittel der Anteile an Schwarz Pharma haben sich die Belgier schon gesichert. Die Familie Schwarz-Schütte, die zu 60 Prozent beteiligt ist, hat UCB ihre Aktien versprochen. Vorstand und Aufsichtsrat hätten dem Angebot bereits zugestimmt. UCB bietet je Schwarz-Pharma-Aktie 50 Euro in bar und 0,8735 eigene Aktien. Verglichen mit dem Schlusskurs am Freitag ist das ein Aufschlag von mehr als 20 Prozent.

Die Belgier wollen den deutschen Mittelständler komplett übernehmen, sagte UCB-Chef Roch Doliveux. Er rechnet mit Synergieeffekten von 300 Millionen Euro innerhalb von drei Jahren. Beide Unternehmen forschen an Krankheiten des zentralen Nervensystems und können durch die Fusion ihre Position bei den neurologischen Erkrankungen verstärken. Zusammen kommen sie auf einen Umsatz von 3,3 Milliarden Euro.

Maren Peters

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