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Wirtschaft: Das große Schweigen Ben Bernanke

enttäuscht seine Zuhörer

Berlin - Solche Finanzprominenz hat Berlin selten erlebt. Am Dienstagabend war einmal nicht Frankfurt am Main oder London das Zentrum der europäischen Hochfinanz, sondern die Stadt, die in den vergangenen Jahren außer einem verheerenden Bankenskandal in dieser Branche nicht viel vorzuweisen hatte.

Ben Bernanke gab sich die Ehre im Leibniz-Saal der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften – der Präsident der amerikanischen Notenbank Fed und vielleicht mächtigste Mann in der Finanzwelt. Sein Vortrag über „Globale Ungleichgewichte: Aktuelle Entwicklungen und Aussichten“ war an den Börsen rund um den Globus mit Spannung erwartet worden. Denn es liegt womöglich in Bernankes Händen, ob die Krise an den Finanzmärkten bald wieder in Vergessenheit gerät oder sich zu einer Konjunkturkrise auswächst. In der kommenden Woche wird die Fed entscheiden ob sie die Leitzinsen senkt und wenn ja, wie stark. Dieser Beschluss kann die Richtung der Finanzmärkte für die kommenden Wochen vorgeben. Deshalb hingen die Investoren weltweit am Dienstagabend an seinen Lippen und warteten auf ein Signal.

Es kam nicht. Kein Wort verlor Bernanke über die Krise. Stattdessen sprach er über das Defizit in der US-Leistungsbilanz, die Kapitalüberschüsse in aufstrebenden Ländern wie China und den Ungleichgewichten, die sich daraus ergeben. Er sehe Anzeichen für einen Abbau dieser Ungleichgewichte, sagte Bernanke. Das ließ zwar den Kurs des Dollar kurzfristig nach oben schnellen. Die Zuhörer am Berliner Gendarmenmarkt und die Finanzexperten rund um den Globus ließ Bernanke mit seiner Rede aber ziemlich ratlos zurück. Kopfschüttelnd verließ ein hoher Vertreter der deutschen Finanzwirtschaft den Saal und auch die Journalisten, die aus Frankfurt oder London angereist waren, hatten sich etwas mehr erhofft. Einige zeigten aber auch Verständnis dafür, dass Bernanke sich in einer solch kritischen Lage und so kurz vor der Zinsentscheidung nicht äußern wollte, zum Beispiel SPD-Fraktionsvize Ludwig Stiegler: „Ich an seiner Stelle hätte auch nichts gesagt.“ stek

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