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Wirtschaft: David gegen Goliath im Stromgeschäft

BERLIN .Kurt Markert prescht vor.

BERLIN .Kurt Markert prescht vor.Der streitbare Professor, der schon als Abteilungsleiter im Bundeskartellamt den Stromkonzernen kritisch auf die Finger geschaut hat, hat der Bewag jetzt als Privatkunde einen Brief geschrieben.Darin steht: Liefert der Berliner Energieversorger nicht endlich eine plausible Erklärung, warum die Bewag zwar die Preise für Großkunden, nicht aber für Otto Normalverbraucher senken kann, greift Kunde Markert notfalls zum Äußersten und kürzt seine Stromrechnung eigenmächtig um 10 Prozent.

Für den Berliner Stromversorger brechen ungemütliche Zeiten an.Denn die Großkunden zeigen den Berlinern längst die kalte Schulter.Trotz der jüngsten Tarifsenkungen ist Strom von der Spree für die Kunden aus Wirtschaft und Gewerbe zu teuer.Nestlé und Daimler haben bereits bei der Konkurrenz unterschrieben, andere sehen sich auf dem Markt um.

Und der Normalkunde? Von Preissenkungen bisher keine Spur.Seit 1996 zahlen die Berliner für ihren Strom denselben hohen Preis, Liberalisierung hin oder her.Zwar darf man seit vergangenem April seinen Stromlieferanten frei wählen, doch Papier ist geduldig.Mit allen Tricks verteidigen die Ex-Monopolisten ihre Herrschaftsbereiche und lassen wechselwillige Kunden auflaufen.Hohe Durchleitungsgebühren, für die Großkunden auch schon einmal kleine Preisnachlässe oder - wie im Fall Bewag - der Verweis auf Ausnahmeregelungen im Gesetz sollen große wie kleine Abnehmer bei der Stange halten.

Wer von der neuen Freiheit profitieren will, muß den Wettbewerb einfordern.Einen Verbündeten gibt es: das Bundeskartellamt.Lange mußten die Wettbewerbshüter auf einen Musterfall warten, nun ist er da.Am Beispiel der Stadt Lüdenscheid wollen die Kartellwächter ein Exempel für den freien Strom-Wettbewerb exerzieren.Nachholbedarf gibt es aber erst recht bei den Privatkunden.Denn während zumindest einige der einstigen Platzhirsche die Konkurrenz im Industriegeschäft dadurch ausschalten wollen, daß sie ihre Preise auf das Niveau der Wettbewerber senken, zahlt der Privatverbraucher munter weiter.Es sei denn, er setzt sich zur Wehr.Wie Herr Markert.

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