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Schwere Aufgabe. Die Deutsche Bank steht unter Druck, braucht möglicherweise frisches Kapital.

© REUTERS

Update

Dax-Konzerne und Großaktionär: Alle wollen der Deutschen Bank helfen

Sowohl die Dax-Konzerne als auch das Emirat Katar stehen bereit, um die Deutsche Bank zu retten. Sie könnten einspringen, wenn das Institut Kapital braucht.

Von Carla Neuhaus

Die Wirtschaft steht hinter der Deutschen Bank. Kommt es hart auf hart, wollen die anderen Dax-Konzerne sie retten und zwar indem sie neuausgegebene Aktien der Bank kaufen. Auf einen solchen Notfall-Plan sollen sich mehrere Topmanager der Dax-Konzerne nach „Handelsblatt“-Informationen geeinigt haben. Im Zweifel sollen sie bereit sein, sich mit einem niedrigen einstelligen Milliardenbetrag an  Deutschlands größtem Geldinstitut zu beteiligen.

Für die Deutsche Bank könnte das die Rettung sein. Das Institut verhandelt in den USA derzeit über die Höhe der Strafzahlung für umstrittene Hypothekengeschäfte. An diesem Freitag soll Bankchef John Cryan mit ranghohen Vertretern des amerikanischen Justizministeriums in Washington zusammenkommen, berichtet die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ – was auf eine baldige Einigung hindeutet. Die Gespräche sind brisant, weil das Bußgeld am Ende so hoch ausfallen könnte, dass es die Rückstellungen der Bank übersteigt. 5,5 Milliarden Euro hat der Konzern für Strafzahlungen zur Seite gelegt – allerdings für alle Rechtsstreitigkeiten zusammen. Nun könnte diese Summe womöglich bereits durch diese eine Strafe schon übertroffen werden. Deshalb wird an den Märkten seit Tagen darüber spekuliert, ob die Deutsche Bank frisches Kapital braucht und wo das herkommen soll. Selbst eine Rettung durch den Staat hielten viele zwischenzeitlich nicht mehr für ausgeschlossen.

Nicht alle Dax-Chefs wollen Geld geben

Sowohl für die Bundesregierung als auch für die Deutsche Bank wäre eine Rettung mit Steuergeldern allerdings die unbequemste Lösung. Bankchef Cryan hatte deshalb bereits betont, Staatshilfe sei kein Thema. Stattdessen könnte nun zumindest ein Teil des benötigten Geldes aus der Wirtschaft kommen.

Doch auch wenn sich die Dax-Manager für die Deutsche Bank stark machen, bleibt unklar, wie viele am Ende tatsächlich bereit sind zu zahlen. RWE-Chef Peter Terium jedenfalls ist schon mal nicht mit von der Partie. Zwar bekannte auch er sich am Freitag öffentlich zur Deutschen Bank – fügt dann aber hinzu, Geld habe er keins übrig. „Wir haben gerade Milliarden abgeholt am Kapitalmarkt mit dem Versprechen, das in Netze und in Erneuerbare Energien zu investieren“, sagte er in Frankfurt am Main, wo er das Börsendebüt der Tochter Innogy feierte. Von einem Engagement bei der Deutschen Bank sei dabei keine Rede gewesen. „Insoweit kann ich und werde ich das auch nicht tun.“

Die Deutsche Bank könnte auch eine Sparte abtrennen und an die Börse bringen

Die Deutsche Bank scheint sich allerdings ohnehin nicht ausschließlich auf die Unterstützung der Dax-Konzerne verlassen zu wollen. So berichtet die „Financial Times“, das Institut prüfe derzeit, einen Minderheitsanteil der Vermögensverwaltung an die Börse zu bringen. Die Sparte soll acht Milliarden Euro wert sein. Bislang hatte Cryan einen Verkauf dieses Bereichs ausgeschossen – möglicherweise sieht er sich nun jedoch gezwungen, zumindest Anteile daran abzugeben.

Dabei bekommt er auch noch von anderer Seite Unterstützung. Finanzkreisen zufolge könnte nämlich auch das Emirat Katar einspringen, das schon jetzt der größte Aktionär der Deutschen Bank ist. Wie die Nachrichtenagentur Reuters erfahren hat, ist die Herrscherfamilie im Zweifel zu einem weiteren Investment bereit. Obwohl Katar seit dem Einstieg bei der Deutschen Bank aufgrund des Aktieneinbruchs auf dem Papier bereits mehr als eine Milliarde Dollar verloren hat, könnte das Emirat bei einer weiteren Kapitalerhöhung mitgehen. Es könne die bisherigen Verluste aussitzen, sagte ein Insider. „Katar glaubt, dass es für die Bank am Ende gut ausgehen wird.“ Allerdings gebe es den Wunsch, dass sich das Institut endlich wieder auf sein Tagesgeschäft konzentriere, um nicht weiter Marktanteile zu verlieren.

Der IWF kritisiert das Geldinstitut scharf

Das ist eine klare Ansage, die sich Cryan derzeit gleich von mehreren Seiten anhören muss. Noch schärfer als die Eigentümer hat der Internationale Währungsfonds (IWF) das Institut gerade ermahnt. Chefin Christine Lagarde sagte: „Ich glaube, dass die Deutsche Bank wie viele Banken auch, auf ihr Geschäftsmodell schauen muss.“ Zuvor hatte IWF-Experte Peter Dattels bei der Vorstellung des Finanzstabilitätsberichts bereits angemerkt, die Deutsche Bank gehöre zu den Instituten, die weiter Anpassungen vornehmen müssten, um Investoren zu überzeugen.

Bei der Bundesregierung kam diese Kritik von außen nicht gut an. Sie nimmt die Deutsche Bank zumindest in diesem Punkt in Schutz. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sagte, er nehme alles ernst, was der Fonds und IWF-Chefin Lagarde sagten. Aber für Aufsicht, Regulierung und Restrukturierung europäischer Banken gebe es viele zuständige Institutionen. Es sei nicht Sache der Weltbank oder anderer internationaler Institutionen, Banken zu beaufsichtigen, so der Finanzminister. mit dpa/rtr

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