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Ein junger Mann in kurzer Hose sitzt auf einem Bahnsteig, den Kopf auf die Arme gestützt. Im Hintergrund steht ein ICE-Zug.

© dpa

Defekte Klimaanlagen machen der Bahn zu schaffen: Hitze setzt vor allem IC-Zügen zu

Zahlreiche Fahrgäste waren in den vergangenen Tagen vom Ausfall der Klimaanlagen bei der Bahn betroffen. Bis der Konzern das Problem im Griff bekommt, dürfte noch viel Zeit vergehen.

Die größte Hitze ist vorerst vorbei – doch das bedeutet für Bahnfahrer noch keine Entwarnung. Noch immer droht der Ausfall von Klimaanlagen, sobald die Temperaturen wieder deutlich jenseits der 30-Grad-Schwelle liegen. „Die Klimaanlagen verhalten sich so, wie wir es erwartet haben“, bekennt vielsagend Ulrich Homburg, Personenverkehrs-Vorstand der Deutschen Bahn, mit Rückblick auf die vergangenen Tage.

Am Dienstag musste die Bahn nach eigenen Angaben sechs Fernzüge aus dem Verkehr ziehen, weil die Klimaanlagen kollabiert waren und die Gesundheit der Fahrgäste in Gefahr war. Details zu den Problemen am Mittwoch und Donnerstag legt die Bahn nicht mehr vor. „Wir reden über Zahlen kleiner als zehn“, sagte Homburg nur, „die uns aber nicht zufrieden stellen“. Allerdings seien pro Tag auch bundesweit 1350  Fernzüge unterwegs.

Tatsächlich ist das Problem größer, als die Bahn zugibt. Auf den Facebook-Seiten des Staatskonzerns etwa ist die Aufregung groß.  „Kostenlose Sauna, hey welch Service“, schreibt Dennis Stöbsand. „Da stehe ich künftig doch lieber im klimatisierten Auto im Stau“, beschwert sich Sabine Laun. Und Iris Demand schlägt den Einbau von Tauchbecken oder Schwallduschen vor. „Diese könnte man hervorragend in die Bereiche der nicht öffnenden Türen integrieren!“

Das größte Problem mit der Hitze hatte die Bahn im Sommer 2010. Damals fielen reihenweise die Züge wegen überlasteter Klimaanlagen aus, zum Teil mussten Fahrgäste sogar ärztlich behandelt werden. Unter dem Image-Schaden leidet die Bahn heute noch.

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Schuld sind vor allem die im Schnitt 40 Jahre alten IC-Wagen. 770 Stück besitzt die Bahn, längst sind nicht alle modernisiert. Hier sind die Klimaanlagen besonders anfällig, zumal bei vollen Zügen wie nun in der Ferienzeit. Fällt in einem Wagen die Kühlung aus, bittet die Bahn ihre Kunden, Plätze in anderen Wagen zu nutzen. Erst wenn sich im gesamten Zug die Hitze ausbreitet, müssen die Fahrgäste aussteigen. „Sie werden dann in einen anderen Zug umgeleitet“, sagt Homburg.

Die Klimaanlagen in den IC-Wagen sind veraltet, oft gibt es keine Ersatzteile mehr. Sie müssen dann eigens aufwändig angefertigt werden. Die „Grundstruktur“ der Aggregate lasse sich aber nicht verändern, erklärt Homburg. Dazu fehle in den Zügen der Platz, oder die Luftschächte müssten mit erheblichem Aufwand vergrößert werden. Das lohnt sich offenbar nicht mehr für die Wagen, von denen viele bald ausgemustert werden sollen. Zumal es rund 40 verschiedene Typen von Klimaanlagen in den IC-Wagen gibt – da sei der Umbau „technisch sehr anspruchsvoll“, gibt Fernverkehrs-Chef Berthold Huber zu bedenken. Ohnehin seien die Klimaanlagen oft nur überlastet und bräuchten eine Pause – nach rund einer halben Stunde funktionierten sie meist wieder.

Entwarnung gibt es immerhin beim ICE 2. Hier wurde bei fast allen 44 Zügen, die die Bahn besitzt, die Klimaanlage leistungsfähiger gemacht. „Das funktioniert perfekt“, freut sich Homburg. Beim ICE T und beim ICE 3 laufen diese Maßnahmen noch.

Besser wird es erst, wenn die Bahn neue Züge bekommt – wenn also Siemens die 16 bestellten und überfälligen „Velaro“-ICEs liefert und Bombardier 27 Doppelstockzüge. Bei diesen sei die Kühlung für die "Klimazone eins" ausgelegt – „das ist Südeuropa und Nordafrika“, sagt Homburg. Der ICX, das neue Rückgrat im Fernverkehr, wird frühestens Ende 2017 kommen. Es fehle derzeit weiter an Reserven, klagt der Bahn-Manager, „wie schon im Winter". Die Alternative sei derzeit nur, das Angebot im Fernverkehr zu verkleinern. „Das wollen wir nicht.“

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