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T-Mobile: Dem Kunden entgegen

Mit einer Tarifsenkung will T-Mobile die neue Mobilfunktechnik UMTS attraktiver machen

Zum ersten Mal hat in dieser Woche ein Mobilfunkanbieter in Deutschland konkret gesagt, was die Nutzung der neuen Mobilfunktechnik UMTS kosten soll. Das Verschicken von Bildern, Nachrichten oder Videos per Handy wird mit der neuen schnelleren Technik nicht mehr kosten als bisher, sondern sogar weniger. T-Mobile will zum 1.April die Preise für ihre mobilen Datendienste um bis zu 70 Prozent senken. Die neuen Tarife sollen künftig auch für UMTS gelten. Der Kunde soll sich schließlich keine Gedanken machen müssen, über welche Technik er seine Daten verschickt. Und da T-Mobile mit mehr als 25 Millionen Kunden in Deutschland Marktführer ist, werden andere Anbieter wie Vodafone oder E-Plus diesem Beispiel wohl folgen.

Für eine Grundgebühr von 4,95 Euro wird der T-Mobile-Kunde rund 300 E-Mails im Monat verschicken oder etwa 100 Seiten von mobilen Internetplattformen abrufen können. Immerhin ist jetzt eine entscheidende Frage geklärt – was UMTS kosten wird. Im Jahr 2000 haben sechs Mobilfunkanbieter in Deutschland Lizenzen für die Mobilfunktechnik der dritten Generation erworben. Zusammen haben sie allein für die Lizenzen die unvorstellbare Summe von 50 Milliarden Euro bezahlt. Da lag der Verdacht nahe, dass UMTS am Ende so teuer werden könnte, dass es keiner nutzen will. Aber UMTS wird bezahlbar sein. Die Frage ist jetzt nur noch, wer will das? Denn zum Telefonieren allein braucht der Kunde UMTS nicht.

„Wir sehen sehr ermutigende Signale, dass die Menschen ihre Handys für andere Dinge benutzen, als einfach nur zum Telefonieren“, sagt Nikesh Arora, der im Vorstand von T-Mobile International das Marketing verantwortet. So wie neun Millionen Privatkunden in Deutschland inzwischen von analogen Telefonanschlüssen im Festnetz auf digitale ISDN-Anschlüsse und mehr als drei Millionen Kunden auf den schnellen Internetzugang DSL wechselten, genauso werde auch die Nachfrage nach schnelleren und leistungsfähigeren Mobilfunkverbindungen steigen.

Wie hoch die Nachfrage nach leistungsfähigeren Netzen sein wird, hängt von der Attraktivität der Inhalte und Dienste ab, die angeboten werden. Bisher war die elektronische Kurzbotschaft SMS die – überraschend – erfolgreichste Datenanwendung. Für sie braucht man aber kein UMTS. Beim Nachfolger, der um Bilder und Töne erweiterten MMS, sieht es schon anders aus, wenn die Bilder immer aufwändiger werden oder sogar kleine Videobotschaften verschickt werden sollen. Die Marktforscher von Datamonitor teilen jedoch nicht die Euphorie der Netzbetreiber, dass die Umsätze mit MMS die von SMS in den kommenden Jahren übertreffen werden.

Dass in den Netzen von T-Mobile bereits mehr als drei Millionen MMS versandt wurden, obwohl der Netzbetreiber erst eine halbe Million Handys verkauft hat, die MMS verschicken können, wertet Aurora jedoch als positives Signal. Downloads, das Herunterladen von Klingeltönen, Bildern oder Spielen auf das Handy, und das Surfen im Netz seien zwei weitere Bereiche, in denen der Datenverkehr kontinuierlich wachse. Im vergangenen Monat hätten T-Mobile-Kunden 1,3 Millionen mal Daten heruntergeladen. Vor sechs Monaten noch seien es null gewesen. Laut Datamonitor lagen die weltweiten Umsätze mit mobilen Inhalten im vergangenen Jahr insgesamt bei rund sechs Milliarden Euro, 2006 sollen es knapp 38 Milliarden Euro sein. Der Anteil der Datendienste am Umsatz macht bei T-Mobile in Europa mittlerweile 16,5 Prozent aus. Ende 2003 soll er auf 20 Prozent steigen, sagt Aurora.

Allein T-Mobile habe europaweit inzwischen 2,2 Millionen Kunden, die regelmäßig jeden Monat Datendienste mit GPRS nutzen. GPRS ist die Vorgängertechnik von UMTS. Dabei sei nicht unbedingt die Zahl der Nutzer wichtig, sagt Aurora, sondern vielmehr die Tatsache, dass das Volumen der Daten monatlich mindestens um 20 bis 30 Prozent wachse. Und eben weil das Volumen der Abfragen kontinuierlich steige, wachse auch der Bedarf an Geschwindigkeit und höherer Bandbreite. „Das wird uns ganz automatisch zwingen, diesen Kunden UMTS anzubieten. Sie werden es verlangen“, sagt Aurora.

Für T-Mobile sei jetzt der Zeitpunkt gekommen „bei UMTS auf das Gaspedal zu treten“. Im April will das Unternehmen eine großangelegte Werbekampagne starten. „Die Industrie ist dabei, die kritische Masse an Kunden zu erreichen. Wenn die erst einmal da ist, bewegen sich die Dinge viel schneller“, sagt Aurora.

Bisher kämpfen die Netzbetreiber aber immer noch mit technischen Problemen. Noch reißen die Gespräche ab, wenn ein Nutzer von einer Funkzelle in die andere wechselt. Vodafone-Chef Chris Gent kündigte daher jetzt an, dass sich der Start der Vodafone- UMTS-Netze in Europa erneut verzögert. Der Termin – in Deutschland sollte es eigentlich im zweiten Quartal losgehen – verschiebe sich um mindestens drei Monate, sagte Gent dem „Focus“. Wenn die Technik ihnen nicht wieder einen Strich durch die Rechnung macht, werden Vodafone und T-Mobile etwa zur gleichen Zeit starten. Denn im dritten Quartal will auch T-Mobile die ersten UMTS-Dienste vermarkten.

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