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Eigenkapital: Dem Mittelstand geht das Geld aus

In der Krise geraten viele Betriebe in die Schuldenfalle – vor allem in Berlin. Eine Pleitewelle droht.

Berlin - Die Wirtschaftskrise setzt dem Mittelstand zunehmend zu. Wie aus einer aktuellen Befragung der Wirtschaftsauskunftei Creditreform hervorgeht, hat im laufenden Jahr deutschlandweit bereits die Hälfte aller Unternehmen Umsatzeinbußen verzeichnet. Die Ertragslage des Mittelstands hat sich gegenüber dem Vorjahr ebenso deutlich verschlechtert. Da dies zusehends auf die Eigenkapitalquote der Unternehmen durchschlägt, befürchtet Creditreform eine Pleitewelle im Mittelstand. „Wir können aber noch nicht abschätzen, wie groß die Welle sein wird und wie lang sie sich hinzieht“, sagte Hans-Ulrich Fitz, Sprecher der Creditreform Berlin, dem Tagesspiegel.

Berlin ist im Vergleich zu anderen Landesteilen bisher recht gut durch die Krise gekommen, weil die Industrie hier relativ schwach vertreten ist und weniger exportiert wird. Die Berliner schätzen ihre Lage daher auch besser ein als der Rest der Republik. Zwar verfinsterte sich die Stimmung im Mittelstand, doch immerhin schätzen noch knapp 48 Prozent der Berliner Firmen die Situation als gut oder sehr gut ein. Im Bund ist diese Zahl auf nur noch 33 Prozent gesunken.

Zwar ist die Stimmung in Berlin noch besser als im Bund. Doch da die hiesigen Betriebe traditionell schlecht mit Eigenkapital ausgestattet sind, setzt ihnen die miese Ertragslage besonders stark zu. In Berlin weisen nur noch elf Prozent der Firmen eine solide Eigenkapitalquote von über 30 Prozent auf. Deutschlandweit erreichen 23 Prozent der Firmen diesen Wert. Die Zahl der Unternehmen, die eine Eigenkapitalquote von weniger als zehn Prozent aufweisen und damit als unterkapitalisiert gelten, ist in Berlin auf fast 49 Prozent angewachsen. Bundesweit gelten Creditreform zufolge nur 32 Prozent der Unternehmen als unterkapitalisiert. Sollte die Wirtschaftskrise länger anhalten, droht vielen Betrieben eine Überschuldung und damit schlimmstenfalls das Aus.

„Die gute Nachricht ist, dass der Mittelstand weiterhin ein zuverlässiger Arbeitgeber ist und zu schätzen weiß, wie wichtig gute Mitarbeiter sind“, sagte Jochen Wolfram, Geschäftsführer Creditreform Berlin. Drei Viertel der befragten Unternehmen in der Hauptstadt haben der Umfrage zufolge ihre Beschäftigtenzahl konstant gehalten, sieben Prozent haben sogar aufgestockt. Allerdings bleiben die Firmen bei Ausgaben zurückhaltend, nur vier von zehn Berliner Firmen wollen zurzeit investieren.

Dem am Dienstag veröffentlichten Mittelstandsbarometer der Förderbank KfW und des Forschungsinstituts Ifo zufolge sehen die deutschen Unternehmen ihre Aussichten nicht mehr ganz so schwarz wie zuvor. Vor allem kleine und mittlere Firmen beurteilen die Geschäftserwartungen im Mai demnach leicht besser als im März und April. KfW-Chefvolkswirt Norbert Irsch warnte jedoch vor zu viel Optimismus, solange sich die verbesserte Erwartung „nicht dauerhaft auch in positiveren Lageurteilen niederschlägt“.

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