zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Der Aufbau stockt: Auf alten Fundamenten gewachsen

Peter Lenk, der Chef der Dresdner Firma Von Ardenne Anlagentechnik, ist zufrieden. Erst wenige Wochen ist es her, da hat sein Unternehmen den ärgsten Konkurrenten aus dem kalifornischen Fairfield übernommen.

Peter Lenk, der Chef der Dresdner Firma Von Ardenne Anlagentechnik, ist zufrieden. Erst wenige Wochen ist es her, da hat sein Unternehmen den ärgsten Konkurrenten aus dem kalifornischen Fairfield übernommen. Jetzt besitzt die Von Ardenne Anlagentechnik eine 100-prozentige Tochter in den USA - die Von Ardenne Coating Technology und 76 neue Mitarbeiter in Übersee. Anfang der neunziger Jahre hatte Lenk mit 64 Mitarbeitern des ehemaligen Institutes Manfred von Ardenne die Von Ardenne Anlagentechnik mit "weichen Knien", 100 000 Euro in der Kasse und vier Millionen Euro Altschulden gegründet. Jetzt scheint das Unternehmen über den Berg. Die Story passt ganz ins Bild von Dresden: In der Stadt ist die Arbeitslosigkeit heute so gering wie fast nirgendwo sonst in Ostdeutschland. 14,8 Prozent waren im April ohne Stelle.

Dabei hatte auch Dresden mit dem Übergang zur Marktwirtschaft schwer zu kämpfen. Rund 75 000 Arbeitsplätze sollen in den neunziger Jahren dem Strukturwandel zum Opfer gefallen sein. Doch Dresden hat, was andere nicht haben: Einen auch im Westen bekannten, klangvollen Namen.

Mit der Entwicklung von Schwerpunkten, einer so genannten "Leuchtturmpolitik", hat die sächsische Staatsregierung seit Beginn der neunziger Jahre versucht, den wirtschaftlichen Aufbau des Landes in den Griff zu bekommen. Nicht ohne Erfolg: Dresden gehört heute zu den "Leuchttürmen" im Osten. Maßgeblich dafür war auch, dass das Zentrum Mikroelektronik Dresden (ZMD), einst Herzstück der DDR-Hochtechnologie, als Kristallisationskern für Hochtechnologie erhalten werden konnte. Für Halbleiterkonzerne wie Siemens und AMD war das später mit ein Grund, sich in Dresden niederzulassen. Mittlerweile werden an die 500 Unternehmen mit 25 000 Beschäftigten gezählt, die in Dresden von der Mikroelektronik leben.

Als weiterer Trumpf des Standortes Dresden gilt die Branchenvielfalt. Trotz der bekannten Ansiedlungen der Halbleiterindustrie konnte eine Monostruktur vermieden werden. Erstaunlich viele Betriebe, Teile ehemaliger Kombinate, haben die Zeitenwende überstanden. Aus der ehemaligen Flugzeugwerft wurden die zum Luft- und Raumfahrtkonzern EADS gehörenden Elbe-Flugzeugwerke, wo ausgemusterte Passagierflugzeuge zu Frachtmaschinen umgerüstet werden. Schäfer-IT hat das Erbe des DDR-Computerherstellers Robotron angetreten und gilt mittlerweile als einer der größten deutschen PC-Produzenten. Da sind das Sachsenwerk der VEM-Gruppe, das Elektrogeneratoren produziert, die Verlagsdruckerei von Gruner und Jahr, das Arzneimittelwerk AWD Pharma, der Zahnpasta-Hersteller Dental-Kosmetik, die Vakuumtechnik Dresden, die f6-Cigarettenfabrik, der Druckmaschinenhersteller KBA Planeta mit 2000 Beschäftigten. Selbst der Kamera-Hersteller Pentacon hat sich behaupten können. Vorerst letztes Teil in diesem Puzzle ist VW mit seiner "Gläsernen Manufaktur". Derweil erlebt das Gaststätten- und Tourismusgewerbe einen regelrechten Boom.

Wirtschaftsdezernent Dirk Hilbert (FDP) ist optimistisch, dass die Entwicklung anhält. Er baut auf die üppige Dresdner Wissenschaftslandschaft mit sieben Hochschulen und drei Max-Planck-Instituten, um nur das Wichtigste zu nennen. Sein Zauberwort heißt "Biopolis", ein Zentrum für Biotechnologie.

Ralf Hübner

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false