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Wirtschaft: Der Bertelsmann-Konzern bringt seine Internet-Töchter an die Börse

BERLIN (mot).Bertelsmann will wachstumsstarke Internetfirmen, an denen der Medienkonzern beteiligt ist, in den kommenden zwei Jahren an die Börse bringen.

BERLIN (mot).Bertelsmann will wachstumsstarke Internetfirmen, an denen der Medienkonzern beteiligt ist, in den kommenden zwei Jahren an die Börse bringen."Wir wollen unsere Start-up-Unternehmen mit den gleichen Waffen wie ihre US-Konkurrenten ausstatten", sagte der Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann AG, Thomas Middelhoff, am Donnerstag in Berlin auf einer Veranstaltung des Zentralerbandes der Deutschen Werbewirtschaft (ZAW).

Zunächst würden die beiden Beteiligungen Barnesandnoble.com und Pixelpark an die Börse gebracht.Bertelsmann-Sprecher Helmuth Runde hatte zuvor im "Handelsblatt" auch einen Börsengang von AOL Europe, einem Gemeinschaftsunternehmen von America Online und Bertelsmann, nicht ausgeschlossen.Middelhoff betonte, Bertelsmann werde mit seinem Stammgeschäft nicht an die Börse gehen.

Die Börsenstrategie für die Internet-Töchter begründete er mit dem wachsenden Finanzierungsbedarf bei großen Akquisitionen im Informations- und Kommunikationsbereich.Da Bertelsmann nicht an der Börse notiert sei, müsse bisher stets viel Geld aus Eigenmitteln investiert werden, um die "schnellen Mittelständler" wettbewerbsfähig zu machen.Die milliardenschwere Börsenkapitalisierung amerikanischer Internet-Firmen zeige den Vorsprung der US-Konkurrenz.So sei AOL aktuell an der Börse bereits 147 Mrd.Dollar wert und damit anderthalb Mal so viel wie DaimlerChrysler oder die Deutsche Telekom.Börsennotiert könnten Unternehmenskäufe ohne Einsatz von Finanzmitteln über Aktientausch realisiert werden, wie im Internetbereich üblich.

Bertelsmann-Chef Middelhoff bestätigte in Berlin, der Medienkonzern führe mit dem US-Software-Unternehmen Microsoft Gespräche über einen Einstieg ins Kabelnetz der Deutschen Telekom.Ohne Details eines möglichen eigenen Engagements zu nennen, beschrieb Middelhoff einen Zugriff auf das Kabelnetz als unentbehrlich für den Ausbau des Internet-Geschäfts und die Verknüpfung verschiedener Medienplattformen.Das TV-Kabel sei mehr als ein Übertragungsweg für Fernsehprogramme, sondern ein Medium für den Transport großer Datenmengen.Der US-Markt zeige, wie der AT & T-Konzern derzeit mit der Übernahme kleiner und großer Kabelgesellschaften zum Multimedia-Riesen aufsteige.Die Konvergenz unterschiedlicher Technik und Inhalte sei die Herausforderung einer "neuen industriellen Revolution in der Medienwirtschaft".Bertelsmann werde deshalb seine Medienangebote künftig stärker vernetzen."Jeder einzelne Kunde soll erfahren: Ich habe einen klar erkennbaren Vorteil, wenn ich Kunde eines Unternehmens im Bertelsmann-Verbund bin", so Middelhoff.

Sobald etwa Breitbandtechnik flächendeckend eingeführt sei, würden ganze Spielfilme oder Sportereignisse ohne die Dienstleistung eines Providers online empfangbar.Bertelsmann arbeite derzeit mit Hochdruck an einem breitbandigen Service, der ergänzende Dienste zum Fernsehen möglich machen soll."Im kommenden Jahr werden wir ein Produkt vorstellen können", kündigte der Bertelsmann-Vorstand an.Den jüngsten Ausstieg aus dem Bezahl-Sender Premiere beschrieb Middelhoff als "mutige Entscheidung".Nach einer unternehmerischen Neubewertung des Engagements im Pay-TV-Markt sei Bertelsmann aber zu dem Ergebnis gekommen, daß die Zukunft anderer Technik gehöre.

Auf die Trends der globalen Medienentwicklung muß sich Bertelsmann auch als werbetreibender Konzern einstellen.Nach den Worten Middelhoffs ist das Medienhaus das zweitgrößte werbetreibende Unternehmen in Deutschland."Legt man die Brutto-Werbeaufwendungen zugrunde, so haben Unternehmen, an denen Bertelsmann beteiligt ist, im vergangenen Jahr 426 Mill.DM brutto für Werbung aufgewendet." Hinter Procter & Gamble liege der Konzern damit vor der Telekom, den Automobilfirmen Opel und VW und dem Chemiekonzern Henkel.Mit RTL stelle Bertelsmann den größten kommerziellen Werbeträger in Europa.2,34 Mrd.DM oder 30 Prozent der Netto-Werbeaufwendungen im deutschen Fernsehen seien 1998 auf den Kölner TV-Sender entfallen.

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