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Wirtschaft: „Der Cargolifter ist nicht das Ei des Kolumbus“

Herr Steinle, Cargolifter geht wohl kaum mehr an den Start. Ist damit der Traum eines technikverliebten großen Jungen geplatzt?

Herr Steinle, Cargolifter geht wohl kaum mehr an den Start. Ist damit der Traum eines technikverliebten großen Jungen geplatzt?

Nein, so einfach ist das nicht. Die Idee halte ich für bestechend, sehr große Lasten über weite Strecken durch die Luft zu transportieren. Die Frage ist nur, wie bekomme ich das hin?

Und was meinen Sie: Ist es technisch machbar?

Der geplante Cargolifter benötigt eine umfangreiche Infrastruktur. Bei diesen Dimensionen ist es nicht mit ein paar Sandsäcken getan, um das Gerät rauf und runter zu bewegen. Das braucht schon Gewichte in enormer Größenordnung.

Ist damit das gesamte Projekt schon in Frage zu stellen?

Natürlich ist es toll, wenn ich eine 160-Tonnen-Turbine nicht mehr zerlegen muss, um sie an ihren Einsatzort zu transportieren. Aber stellen Sie sich diesen Transport mal in 300 Metern über Berlin vor. Auch das Sicherheitsthema ist ja bis heute nicht geklärt.

Teilt Cargolifter damit das Schicksal anderer Erfindungen, die alle etwas Bestechendes haben, aber nie realisiert werden?

In den 50er Jahren gab es einmal die Idee, Luftschiffe mit Atomantrieb zu bauen. Daraus ist nichts geworden. Auch Elektroantriebe für Autos haben sich trotz wiederholter Versuche nicht durchgesetzt. Und über moderne Wasserflugzeuge wird immer wieder diskutiert.

Woran scheitert es?

Die Initiatoren lassen sich von dem Gedanken des Perpetuum Mobile blenden. Technisch ist das alles möglich, es fragt sich nur, ob die Projekte auch wirtschaftlich sind. Hinzu kommt: Einige Entwicklungen werden einfach überholt. Wozu brauchen wir heute Wasserflugzeuge, mit dem Hubschrauber kommen wir doch überall hin.

Werden Sie für den Cargolifter Platz in Ihrem Deutschen Technikmuseum in Berlin machen?

Eher nicht. Denn das Luftschiff gibt es schon. Der Cargolifter ist nicht das Ei des Kolumbus, sondern eine Weiterentwicklung. Und die Funktionsfähigkeit der eigentlichen Neuerung, schwere Lasten zu heben, ist bis heute nicht unter Beweis gestellt.

Holger Steinle leitet die Abteilung Luft- und Raumfahrt im Deutschen Technikmuseum Berlin. Das Gespräch führte Dieter Fockenbrock.

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