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Wirtschaft: „Der Euro hat sich als Segen erwiesen“ Ex-Finanzminister Waigel über die starke Währung

Herr Waigel, warum heißt der Euro nicht Franken oder Gulden?Gegen Franken waren die Spanier, weil das bei denen Franco geheißen hätte.

Herr Waigel, warum heißt der Euro nicht Franken oder Gulden?

Gegen Franken waren die Spanier, weil das bei denen Franco geheißen hätte. Auch die anderen Namen waren nicht mehrheitsfähig. Als die Idee mit dem Euro kam, hat Helmut Kohl zu mir gesagt: Schau, dass du das bei den Kameraden durchsetzt. Das habe ich getan.

Damals gab es viele Skeptiker.

Viele meinten, der Euro sei eine Weichwährung – auch in Bayern und in meiner eigenen Partei. Denen habe ich immer gesagt: Der Euro wird so stark wie die Mark.

Heute ist der Euro härter, als vielen deutschen Firmen lieb ist …

Er ist sehr stark. Natürlich kommen wir langsam an eine Grenze, wo der Export den starken Euro spürt. Auf der anderen Seite werden strategische Importgüter wie Energie billiger, weil sie in Dollar berechnet werden.

Wann reißt der Euro die Marke von 1,50?

Solche Vorhersagen scheitern. Die Höhe des Euro wird auch davon abhängen, ob die Amerikaner wirklich an einem starken Dollar interessiert sind und dementsprechend handeln. Die Europäer, die Amerikaner, die Chinesen und die Japaner müssten sich jetzt mal zusammensetzen und überlegen, wie sie ihre Wirtschaftspolitik gestalten, um wieder zu einem besseren Gleichgewicht der Währungen zu kommen.

Was würden Sie mit einer Billion Dollar-Reserven machen?

Ganz sicher nicht in der Öffentlichkeit verkünden, was ich damit tue.

China redet aber darüber, seine Dollar-Reserven in Euro umschichten zu wollen.

Natürlich müssen die Chinesen überlegen, wie sie ihr Geld strategisch besser anlegen. Dazu können auch solche Umschichtungen gehören. Ich sprach kürzlich mit dem chinesischen Notenbankpräsidenten. Er verfügt im Moment über 1500 Milliarden Dollar Reserven.

Hat der Euro das Zeug dazu, den Dollar als Leitwährung abzulösen?

Sogar Alan Greenspan, der frühere US-Notenbankchef, gibt in seinen Memoiren zu, dass seine Euro-Skepsis nicht berechtigt war. Und bei der jüngsten Finanzkrise hat sich der Euro als segensreich erwiesen. Aber er wird den Dollar in absehbarer Zeit nicht ablösen. Das sollte auch nicht das Ziel sein. Wir brauchen eine starke US-Volkswirtschaft.

Zuletzt sind die Preise in der Eurozone deutlich gestiegen. Ist der Euro doch ein Teuro?

Nein. Das war immer ein dummes und falsches Wort. Alle Zahlen sagen, dass der Euro, was die Inflation anbelangt, günstiger ist als die D-Mark.

Theo Waigel (68) gilt als Vater des Euro. Als Finanzminister hat er für die Einführung der Währung gekämpft. Heute arbeitet er als Anwalt in München. Mit ihm sprach Lisa Wandt.

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