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Wirtschaft: Der Euro klettert über 1,25 Dollar

Gemeinschaftswährung notiert auf neuem Höchststand – auch der Dax erreicht sein Jahreshoch

Berlin (HB/uwe). Der Euro hat am Montag die Marke von 1,25 Dollar übersprungen und damit vorübergehend ein neues Allzeithoch erreicht. Auch der Deutsche Aktienindex der 30 wichtigsten Standardwerte erreichte am letzten vollständigen Handelstag des Jahres mit 3952 Punkten sein Jahreshoch – und das, obwohl die Stärke der Gemeinschaftswährung die Wachstumsaussichten für die deutsche Exportwirtschaft trübt. Volkswirte sagten, dass sich die Wachstumsaussichten der Eurozone abschwächen würden, wenn der Eurokurs deutlich über 1,25 Dollar steigen würde.

„Es ist erstaunlich, dass der Aktienmarkt trotz der Währungsentwicklung weiter zulegt“, sagt Ulf Krauss von Helaba Trust. „Wir erwarten, dass sich die grundsätzlich positive Stimmung im ersten Halbjahr fortsetzt.“ Damit unterstützt Krauss die Erwartungen derjenigen, die vermuten, dass der starke Euro sich nicht übermäßig stark auf die Konjunktur in Europa auswirken wird – zumal der größte Teil des deutschen Außenhandels ohnehin in der Eurozone stattfindet.

Allerdings führen die Währungsturbulenzen zu wachsenden Unsicherheiten, was die künftige Geldpolitik der europäischen, der japanischen und der amerikanischen Notenbank angeht: Die Japaner steuern dem Kursverfall des Dollar gegenüber dem Yen seit geraumer Zeit durch milliardenschwere Devisenmarkt-Interventionen gegen die eigene Währung entgegen. Damit haben sie bisher dafür gesorgt, dass der Dollar gegenüber dem Yen weniger an Wert verloren hat als gegenüber dem Euro. In der Konsequenz ist aber der Euro auch gegenüber der dritten wichtigen Weltwährung teurer geworden – was auch den Export in den vom Yen beeinflussten asiatischen Raum erschwert.

Umgekehrt wird die Importrechnung der Eurozone durch den starken Euro billiger – was möglicherweise der Europäischen Zentralbank wieder Spielraum für eine Zinssenkung geben könnte. Denn die EZB orientiert sich bei ihrer Zinspolitik vor allem an der Geldwertstabilität: eine Inflation von rund zwei Prozent gilt ihr als wünschenswert. Darüber denke man in der EZB ernsthaft nach, meldete die „Financial Times Deutschland“ am Montag. Mit einer Reaktion der Geldpolitiker auf die Eurostärke aber sei vor Februar nicht zu rechnen. Denn zuerst müssten die EZB-Volkswirte ausrechnen, welche Auswirkungen die Währungsturbulenzen auf die Konjunktur haben.

Die Nachrichtenagentur Reuters hat Banken-Volkswirte bezüglich ihrer Erwartungen an die künftige Zinspolitik von EZB und der US-Notenbank befragt – und dabei ebenfalls ein differenziertes Bild erhalten: Während die meisten Banken davon ausgehen, dass die Leitzinsen bei anhaltend guter Konjunktur erst von der zweiten Jahreshälfte an erhöht werden, rechnen einige Banken zuerst mit einer Zinssenkung der EZB – die die Phase der Dollar-Schwäche beenden könnte. Die amerikanischen Leitzinsen liegen bei einem historisch niedrigen Wert von einem Prozent. Der wichtigste europäische Leitzins liegt dagegen bei zwei Prozent – was Euro-Anlagen zusätzlich attraktiver macht.

Viele Händler messen den jüngsten Kursbewegungen am Aktien- und Devisenmarkt allerdings nur eine begrenzte Aussagekraft zu, weil das gehandelte Volumen zwischen Weihnachten und Neujahr zu niedrig sei: „Gegenüber normalen Handelstagen kommen wir heute auf ein Fünftel des Volumens“, relativiert ein Händler von HSBC Trinkaus & Burkhardt den spektakulären Anstieg von Dax und Euro. Gegenüber der ohnehin schon umsatzschwachen Weihnachtswoche fiel der Handel gestern noch einmal um die Hälfte niedriger aus.

Einige Händler warnen die Anleger, die Index-Anstiege in den letzten Tagen des Jahres zu ernst zu nehmen: „Die Kursgewinne sind vor allem durch Window-Dressing zu erklären“, meint etwa Stefan Linz von der BW Bank. Unter Window-Dressing verstehen Börsianer das Bemühen einzelner Banken und Fonds, die Entwicklung ihrer Kundendepots zu einem Stichtag wie dem Jahresende möglichst günstig erscheinen zu lassen. Deshalb werden zuvor gut gelaufene Aktien gekauft. Dementsprechend zählten am Montag Technologie-Aktien wie Infineon zu den Tagesgewinnern.

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