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Wirtschaft: Der Euro verliert an Bedeutung

Krise beschädigt das Ansehen der zweitwichtigsten Reservewährung der Welt.

Frankfurt am Main - Der Euro verliert international weiter an Ansehen – bleibt aber mit einigem Abstand hinter dem US-Dollar die zweitwichtigste Reservewährung der Welt. Die Gemeinschaftswährung habe aufgrund der anhaltenden Schuldenkrise im Euro-Land 2012 „moderate“ Einbußen hinnehmen müssen, wie Jörg Asmussen, Direktor der Europäischen Zentralbank (EZB) am Dienstag bei der Präsentation des Berichtes zur „Internationalen Rolle des Euro“ einräumte.

Es ist das zweite Jahr hintereinander, dass der Euro weltweit an Bedeutung einbüßt. 2011 war sein Anteil an den Weltreservewährungen um 0,4 Punkte auf 25,1 Prozent zurückgegangen, 2012 lag das Minus nach Angaben der EZB bei 1,2 Punkten auf nur noch 23,9 Prozent. Trotzdem sei der Euro weiter ein „glaubwürdiges“ Instrument zum Werterhalt.

Der US-Dollar ist nach Angaben der EZB mit einem stabilen Anteil von knapp 62 Prozent die wichtigste Währung der Welt. Der japanische Yen, der australische und kanadische Dollar sowie der Schweizer Franken konnten zwar zusammengenommen zulegen, stehen aber mit insgesamt 6,1 Prozent weiter sehr deutlich hinter dem Euro. Federn lassen musste der Euro vor allem bei Zentralbanken in den Schwellenländern. Gefragt blieben Euro-Banknoten, von denen ein Viertel außerhalb der Euro-Zone zirkulierte, „besonders in der Schweiz, im Vereinigten Königreich, in Russland und in Nordafrika“, sagte Asmussen. Insgesamt waren das zuletzt Euro-Scheine im Wert von 131 Milliarden Euro.

Im internationalen Anleihehandel liegt der Euro-Anteil bei 25,5 Prozent, im Devisenhandel bei 19,6 Prozent. Extrem wichtig bleibt der Euro in Mittel- und Osteuropa, wo er in vielen Ländern praktisch Parallelwährung ist. Dort entfallen 82,2 Prozent der Kredite in Fremdwährung auf den Euro, bei Einlagen 80,9 Prozent.

Im ersten Halbjahr 2012 war das Interesse an der Reservewährung Euro offenbar noch viel deutlicher geschrumpft. Erst im zweiten Halbjahr hätten Notenbanker weltweit wieder mehr Vertrauen geschöpft, nachdem sich die Europäer unter anderem auf eine gemeinsame Bankenaufsicht verständigt und sich erste Verbesserungen in Spanien und Griechenland abgezeichnet hätten, sagte Asmussen. Auch die Ankündigung des neuen Programms zum Kauf von Staatsanleihen (OMT) habe geholfen.

Vor allem Notenbanken in den Schwellen- und Entwicklungsländern – ohne die chinesische Notenbank, die keine Daten über ihre Reserven veröffentlicht – blieben skeptisch gegenüber dem Euro. Sein Anteil an ihren Reservewährungen, mit denen sich Notenbanken gegen Verwerfungen auf den Währungsmärkten absichern, sank 2012 nach Angaben der EZB und des Internationalen Währungsfonds (IWF) um 3,2 Punkte auf 24,2 Prozent. Von dieser Entwicklung profitierten der US-Dollar, aber auch der kanadische und der australische Dollar. Rolf Obertreis

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