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Wirtschaft: Der Euro wirkt sogar bis nach Afrika

Währungsanbindung öffnet Tür zur EWU / Mehr Exporte erhofftVON ROLF OBERTREIS FRANKFURT/MAIN.Frankreich wird, davon gehen alle Experten aus, am 1.

Währungsanbindung öffnet Tür zur EWU / Mehr Exporte erhofftVON ROLF OBERTREIS FRANKFURT/MAIN.Frankreich wird, davon gehen alle Experten aus, am 1.Januar 1999 mit dabei sein, wenn die Europäische Währungsunion (EWU) beginnt.Dies werden auch Regierungen, Währungspolitiker und Finanzexperten einige tausend Kilometer südlich in 14 Ländern Westafrikas mit größtem Interesse verfolgen.Diese Staaten gehören zum Währungsverbund des Franc CFA.Für sie ist der geldpolitische Zusammenschluß in Europa ein bedeutsames Ereignis.Grund: Ihre Währungen werden direkt an den Euro angekoppelt, so wie sie bisher an den französischen Francs angebunden sind.Die EWU erstreckt sich damit auf dem Papier nicht nur auf - vermutlich zunächst elf - europäische Länder, sondern auch auf 14 schwarzafrikanische Staaten. Daß eine solche Möglichkeit umgesetzt werden kann, ist im Vertrag von Maastricht ausdrücklich vorgesehen.Allerdings mit klaren Vorgaben: Das EWU-Mitglied und dessen Notenbank, die die Koppelung des Franc CFA an die eigene Währung vereinbart hat und damit die Konvertibilität dieser afrikanischen Währung sichert, übernimmt alle möglichen Risiken, die sich aus dieser Regelung ergeben.Anders ausgedrückt: Wirtschaftliche und finanzielle Probleme in Westafrika dürfen die Stabilität des Euro nicht beeinträchtigen. Der Franc CFA ist die Währung der "Communauté Financière Africaine".Er existiert seit 1948.Seitdem ist der Franc CFA fest an den französischen Franc gekoppelt.Frankreich garantiert die Konvertibilität des CFA.Die Währungsverbindung soll in den betroffenen Ländern einen Beitrag zur Stabilität und damit zur wirtschaftlichen Entwicklung leisten.14 Länder gehören der CFA-Zone an, die wiederum zwei getrennt organisierten Währungsregimen zugeordnet sind: Die westafrikanische Währungsunion mit Benin, Burkina Faso, der Elfenbeinküste, Guinea-Bissau, Mali, Niger, Senegal, und Togo sowie die Zentralafrikanische Währungszone mit Kamerun, der Zentralafrikanischen Republik, dem Tschad, der Republik Kongo, Äquatorial Guinea und Gabun.Wegen einer schweren Wirtschaftskrise in der Region zwischen 1986 und 1993, die zu großen Haushaltsdefiziten, zu einem rasanten Anstieg der Auslandsschulden und zu gravierenden Problemen für den Bankensektor führte, wurde der Franc CFA Anfang 1994 um 50 Prozent abgewertet.Struktur- und Wirtschaftsreformen wurden eingeleitet.Die Lage in den Ländern hat sich seitdem stabilisiert.Nach wie vor sitzt die Region allerdings auf einem gewaltigen Berg von Auslandsschulden. Die künftige, formale Anbindung an den Euro ist für die 14 Staaten ein wichtiger Schritt.Aufgrund der weitgehenden Währungsstabilität in Europa in den letzten drei bis vier Jahren wird sich allerdings nichts Entscheidendes ändern.Über den französischen Franc und dessen Einbindung in das Europäische Währungssystem (EWS) konnten die Staaten schon bisher von der Stabilität der EWS-Währungen profitieren.Ab 1999 freilich werden Wechselkursschwankungen gegenüber elf europäischen Währungen gänzlich der Vergangenheit angehören.Damit könnten sich für die CFA-Staaten, so heißt es beim Internationalen Währungsfonds (IWF), weitere Vorteile auftun: Die Hälfte des Außenhandels dieser Länder entfällt auf die EU.Die mit dem Euro verbundene größere Währungssicherheit könnte den Export ankurbeln.Sie erleichtert und verbilligt Importe.Und sie könnte mehr Direktinvestitionen aus der EU anlocken, weil sich europäische Investoren um einen anfälligen Wechselkurs keine Gedanken machen müssen.Damit kann die Anbindung an den Euro der Region mehr Stabilität verleihen und neue Chancen auf Wachstum eröffnen. Gleichwohl bleiben im Vergleich zu anderen Entwicklungsländern auch Nachteile: Der Wechselkurs als Instrument zur Erleichterung des Handels fällt weg.Mit einer relativ schwachen Währung würden die Preise für Exportprodukte auf dem Weltmarkt sinken, man könnte mehr verkaufen.Die feste Bindung des Franc CFA an den Franc und künftig an den Euro betrachten manche Experten durchaus zwiespältig.Trotz der Abwertung vor vier Jahren gilt der Franc CFA als überbewertet. Für Reisende wird sich trotz der Anbindung an die EWU nicht viel ändern.Sie müssen weiter Geld tauschen, wenn sie sich in den CFA-Ländern aufhalten.Allenfalls mit dem französischen Franc kommt man in großen Städten weiter.

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