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Niki Lauda.

© picture alliance / dpa

Der Ex-Rennfahrer im Interview: Niki Lauda: „Ich mag kein Kleingeld“

Der ehemalige Formel-1-Weltmeister Niki Lauda spricht im Interview über Geiz, Luxus und das Bedürfnis, der Beste zu sein.

Herr Lauda, sind Sie geizig?

Nein, das bin ich nicht. Ich weiß, ich gelte als Geizkragen, aber das Image haben mir die Medien zugeschrieben.

Einfach so?

In meiner Rennfahrerzeit standen immer öfter Verpflichtungen wie Abendessen an. Ich bin kein großer Freund von sowas, und weil man da etwas von mir wollte, fand ich, es war das Mindeste, eingeladen zu werden. So hat sich wohl dieses Bild festgesetzt: Niki Lauda, der zahlt seine Rechnung nicht selbst.

Wofür geben Sie Ihr Geld aus?

Nicht für Kleidung, da bin ich einfach gestrickt. Ich habe ein eigenes Flugzeug. Das ist ein Luxus, den ich mir gönne. Aber auch nur, weil es meine Arbeit enorm erleichtert. Ich bin ja ständig unterwegs.

Was ist mit Sportwagen?

Ich sammle keine Sportwagen, habe keinen Fuhrpark und auch nie einen meiner Rennwagen gekauft. 1975 hätte ich den Ferrari kaufen können, mit dem ich Weltmeister geworden bin. Dass ich das nicht getan habe, bereue ich mittlerweile. Was wäre er heute wert?

Status-Symbole haben Sie also nur aus pragmatischen Gründen?

Das kann man so sagen.

Mögen Sie die Glamour-Welt der Formel 1 dann überhaupt?

Die Prominenz, die Parties, das hatte mit mir und meiner Arbeit nie etwas zu tun. Als Fahrer war es meine Aufgabe, zu gewinnen. Nicht zu feiern.

Hat das etwas damit zu tun, dass Ihre Eltern Sie zu Sparsamkeit erzogen haben, obwohl die reich waren?

Schon möglich. Meine Eltern haben mir mitgegeben, dass man nicht über Geld spricht. Uns fehlte es an nichts, aber Reichtum wurde in meiner Familie nicht nach außen getragen. Ich bin ohne Schnick-Schnack groß geworden, habe mit Schneepflügen meinen ersten Lohn verdient, und ein gutes Verhältnis zu Geld entwickelt.

Was ist das für ein Verhältnis?

Ich glaube: Wer an Geld denkt und sich Scheine vorstellt, möchte reich werden und muss aufpassen, nicht gierig zu werden. Wer Münzen sieht, ist ein Erbsenzähler. Wer emotional wird, lebt gefährlich, weil er sich von Gefühlen und nicht von Fakten leiten lässt. Wenn ich an Geld denke, sehe ich nur Zahlen.

Welche Werte vermitteln Sie Ihren Kindern was Geld betrifft?

Meine Kinder wachsen ganz normal auf, mit den Füßen fest auf dem Boden. Das ist mir wichtig. Man muss nicht gestört sein, nur weil man Geld hat.

Sie haben auch Patenkinder in Indien.

Wenn man Geld hat, sollte man auch etwas Sinn stiftendes damit tun.

Spenden Sie?

Nein.

Geben Sie Bettlern Geld?

Das entscheide ich nach meinem Bauchgefühl. Wenn jemand eine Flasche Bier in der Hand hält und betrunken ist, auf keinen Fall. Wenn ich echte Not sehe, schon. Dann auch zehn oder zwanzig Euro.

Warum so viel?

Ich mag kein Kleingeld. Das ist schwer und klimpert laut, wenn ich es raushole. Am Flughafen zum Beispiel, wenn ich durch die Sicherheitskontrollen muss. Deswegen runde ich lieber auf und habe nur Scheine bei mir.

In Ihrem kürzlich erschienen Buch heißt es, Sie würden nur Bargeld benutzen.

Ich habe zwar zwei Kreditkarten, aber die benutze ich selten. Eigentlich nur im Ausland, weil ich die Währung nicht wechseln und auf keine Wechselkurse achten möchte. Das ist lästig. Kostet Zeit. Und ich mag es, Geld in der Hand zu haben.

In einem Satz: Was ist Ihrer Meinung nach der richtige Umgang mit Geld?

Man sollte mehr einnehmen als man ausgibt.

Haben Sie mal einen Kredit aufgenommen?

Ich habe einen einzigen Kredit aufgenommen, um ohne die Hilfe meiner Familie einen Fuß in den Rennsport zu bekommen. In meinem zweiten Ferrari-Jahr habe ich ihn abbezahlt. Kredite bedeuten immer Abhängigkeit.

Sie hatten eine Fluglinie. Hat die Wirtschaft Sie doch gereizt, wie Ihre Familie es wollte?

Mein Großvater wollte das. Mit der Airline war ich tatsächlich Unternehmer, das stimmt. Ich habe das aber nicht für ihn gemacht. Im Gegenteil: Ich habe mich lange bemüht, ein Anti-Lauda zu sein.

Sie wollten es allein schaffen.

Ja. Was man verdient, sollte davon abhängig sein, was man geleistet hat. Von harter Arbeit. Ich halte nichts von Begriffen wie „Work-Life-Balance“. Ich war auch nie vom großen Geld getrieben, sondern immer nur davon, der Beste zu sein. So denke ich persönlich und das wird in der Formel 1 auch gelebt.

Wie?

Gewinnst du nicht, bekommst du kein Geld. Bringst du es auf Dauer nicht, dann bist du draußen.

Das Interview führte Marie Rövekamp

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