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Ballspielen als Kick. Es gibt viele Methoden, schöpferisches Denken anzuregen. Sich vom Thema abzulenken, wenn man sich einmal verhakt hat, ist eine davon.

© Westend61/Philipp Dimitri/dpa

Kreativität im Job: Der große Wurf

Wer in der Arbeitswelt Probleme lösen oder Dinge weiterentwickeln will, muss schöpferisch denken. Wie man auf gute Ideen kommt.

Die Chefin will neue Ideen auf dem Tisch sehen, doch im Kopf herrscht Flaute. Die gewohnten Trampelpfade zu verlassen, fällt dem Gehirn mitunter schwer. Für frischen Wind im Kopf nutzen Innovationstrainer gezielte Brainstorming-Strategien. Ihr Ziel: quer denken, neue Wege beschreiten und sich auch mal von ganz Ungewohntem inspirieren lassen. Diese Methoden können Arbeitnehmer gleich mal ausprobieren:

Das Klassentreffen

Gesucht ist ein neues Konzept, eine neue Arbeitsmethode oder Außenpräsentation? „Dann begeben Sie sich bewusst in eine fremde Branche, um nachzusehen, wie dort gearbeitet wird“, empfiehlt Peter Pakulat, Innovationscoach und Kreativitätsexperte aus Hamburg. Pakulat schickt in seinen Seminaren zum Beispiel Restaurantbesitzer, die sich Verbesserungen für ihr Lokal wünschen, in Krankenhäuser, Strafvollzugsanstalten oder auf Kreuzfahrtschiffe. Ziel ist es, die Eindrücke ohne Bewertung aufzunehmen und sich komplett auf die andere Welt einzulassen. Danach werden die Eindrücke analysiert. „Dabei findet man dann oft ganz neue Inspirationen für die eigene Arbeit und Geschäftsentwicklung.“

Der Kopfstand

Wer etwas verbessern möchte, sucht nach guten Möglichkeiten. Wenn das aber nicht so recht gelingen will, kann es effektiver sein, bewusst zu überlegen, was die Lage verschlechtern würde. „Bei der Kopfstand-Methode dreht man den Spieß einfach um und sucht nach Worst-Case-Szenarien“, sagt Benno von Aerssen, Kreativtrainer und Querdenker aus Weeze. Der Trick dahinter: Dem Gehirn fällt es in der Regel leichter, negativ zu denken, und so kommt eine ganze Menge an Input zusammen. „Diesen dreht man dann wieder ins Positive und bekommt auf diese Weise viele Inspirationen dafür, wie das Projekt richtig gut gelingen kann.“

Der Brain-Writing-Pool

Für Team-Brainstormings empfiehlt von Aerssen den runden Tisch: Alle setzen sich im Kreis zusammen, auf dem Tisch ein Stapel Karteikarten. Nun nimmt sich jeder eine Karteikarte und schreibt eine Idee für das gewünschte Projekt auf. Dann wird die Karte nach links weitergegeben. „Nun kann jeder entscheiden, ob er etwas ergänzen möchte oder nicht“, sagt er. Die Karten wandern dann immer weiter reihum, bis sie wieder beim Anfangspunkt angekommen sind. Der Vorteil dieser Methode ist folgender: Introvertierteren Kollegen fällt es auf diese Art leichter, Ideen einzubringen, die Hierarchie der Gruppe wird durch die Anonymität der Notizen ausgeschaltet.

Die semantische Intuition

Bei der semantischen Intuition verbindet man nach dem Zufallsprinzip Begriffe miteinander, um daraus neue Ideen zu gewinnen, erklärt Petra Hennrich. Hennrich ist Kreativ-Coach und Fachbuchautorin aus Wien. Schritt 1: das Thema formulieren, für das neue Ideen gefragt sind. Schritt 2: auf kleinen Zetteln alle Begriffe und Gedanken notieren, die einem dazu einfallen. Schritt 3: die Zettel mischen und immer paarweise zwei herausziehen. „Verbinden Sie diese Gedanken und Begriffe miteinander. Betrachten Sie dann das, was sich daraus entwickelt, spielen Sie gedanklich damit.“ Besonders Wort-Paare, die auf den ersten Blick gar nichts miteinander zu tun haben, könnten dabei tolle und ungewöhnliche Ideen hervorbringen.

Das Spiel mit Veränderung

Innovativ sind immer die Dinge, die sich von der Masse abheben und anders sind. Für die Suche nach Alleinstellungsmerkmalen empfiehlt Pakulat, sich das Produkt oder das Projekt mal ganz anders vorzustellen. „Rücken Sie mal alles in einen anderen Kontext, spielen Sie mit der Veränderung.“ Kann man die Eigenschaften des Produkts verändern, zum Beispiel Klang, Geruch, Farbe oder Form? Kann man es umstellen, es in einer anderen Reihenfolge aufbauen? Es komplett anders verwenden, verkleinern, vergrößern? Wie würde das Produkt provozieren? Womit würde es sofort auffallen?

Die Methode Tempo 30

Wenn im kreativen Prozess mal gar nichts mehr geht oder der Einstieg schwerfällt, empfiehlt Petra Hennrich die Methode Tempo 30. Dafür wird ein beliebiges „Schrottwort“, das gar nichts mit dem Thema zu tun hat, auf einem Zettel notiert. Exakt eine Minute lang werden dann alle Begriffe – möglichst 30 Stück – aufgeschrieben, die zu diesem Wort einfallen. Bei geistigen Leerläufen wird das Schrottwort selbst erneut aufgeschrieben. Der Trick dieser Methode: Durch das unermüdliche Schreiben wird das Unterbewusstsein aktiviert und die Gedankensperre aufgelöst.

Die Reizbild-Technik

Bilder aus Zeitschriften oder ein altes Memory-Spiel: Bei der Reizbild-Technik nutzt man Bilder, die mit dem eigentlichen Problem möglichst wenig zu tun haben, zum Beispiel ein Glas Orangensaft oder eine Pflanze. Dann gilt es, sich Gedanken über das ausgewählte Bild zu machen: Was sehe ich? Was fühle ich dabei? Lassen sich diese Assoziationen irgendwie auf mein Problem beziehen? „Auf diese Weise wird das Gehirn für ungewöhnliche Ideen getriggert“, erläutert Kreativtrainer Aerssen. dpa

Bettina Levecke

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