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Wirtschaft: Der Internationale Währungsfonds sieht Weltwirtschaft wieder obenauf

Mit Spannung erwartete die Welt die neue Konjunkturprognose des Internationalen Währungsfonds (IWF) aus Washington. Bis plötzlich die vorläufigen Schätzungen auf der Web-Seite des niederländischen Finanzministeriums mitgeteilt wurden - offenbar unbeabsichtigt und aus zunächst nicht bekannter Ursache.

Mit Spannung erwartete die Welt die neue Konjunkturprognose des Internationalen Währungsfonds (IWF) aus Washington. Bis plötzlich die vorläufigen Schätzungen auf der Web-Seite des niederländischen Finanzministeriums mitgeteilt wurden - offenbar unbeabsichtigt und aus zunächst nicht bekannter Ursache.

Jetzt sind die Zahlen veröffentlicht, und es ist klar, dass der IWF weitaus optimistischer in die Zukunft blickt als noch im Frühjahr. Die Weltwirtschaft erlebt demnach einen kräftigen Aufschwung von 2,8 Prozent im laufenden und 3,4 Prozent im kommenden Jahr. Noch im Mai waren die Ökonomen des IWF nur von 2,3 Prozent 1999 und 3,3 Prozent 2000 ausgegangen. Doch während die Zahlen weltweit freundlich aussehen, ist die Prognose für Euroland verhalten. Denn für die elf Länder der Europäischen Währungsunion rechnen die Experten für das laufende Jahr mit einem unveränderten Plus des Bruttoinlandsprodukts und korrigieren sie für das kommende Jahr sogar leicht nach unten. Zwar sei die Geldpolitik an die derzeitige Situation angepasst, stellt der IWF fest. Aber er wiederholt seine Kritik an den Finanzpolitikern aus dem Frühjahr: Die Haushaltspolitik sei nicht ehrgeizig genug. Auch müssten die Regierungen ihre Bemühungen um Steuersenkungen verstärken.

In seinem Entwurf des Weltwirtschaftsausblicks warnt der IWF vor den Risiken einer "harten Landung" der US-Konjunktur. Die hohe Bewertung der Aktien sowie der starke Dollar könnten zu einer abrupten Konjunkturwende führen. "Um die Risiken so gering wie möglich zu halten und eine Überhitzung zu vermeiden, ist wahrscheinlich eine rechtzeitige Zinserhöhung nötig", stellt der IWF fest. Derweil betonte ein Sprecher des IWF, der endgültige Weltwirtschaftsausblick werde nicht vor dem 22. September veröffentlicht. Noch werde an dem Bericht gearbeitet. Den verbreiteten Entwurf wollte er nicht kommentieren.

Am deutlichsten unterscheiden sich die neuen Zahlen von denen aus dem Mai bei den Krisenländern. "Die Wachstumsprognosen für alle Länder, die in die Asien-Krise verwickelt waren, sind angehoben worden, und die Rezessionen in Russland und Brasilien sind weniger stark als ursprünglich erwartet", heißt es in dem Entwurf. Beispiel Russland: Jetzt sagt der IWF für 1999 mit minus zwei Prozent einen deutlich geringeren Rückgang der wirtschaftlichen Leistung voraus als zuvor - da waren es nämlich noch minus 7,0 Prozent.

Für Japan rechnet der IWF nun erstmals mit einer Zunahme der Wirtschaftskraft - mit plus 0,2 Prozent anstelle minus 1,1 Prozent. Die japanische Wirtschaft zeige erste Erholungstendenzen. "Für die Bank von Japan sieht der IWF genügend Spielraum, der Wirtschaft Liquidität zu geben", regen die Weltwirtschaftsexperten an.

Der Währungsfonds will zudem den geplanten Verkauf von Goldreserven aufgeben. Jetzt sollen zehn Mill. Feinunzen der Goldreserven zu Marktpreisen neu bewertet werden. Gemäß dem Entwurf will der IWF rund zwei Mrd. DM erlösen. Der Vorschlag ersetze den beschlossenen Verkauf von höchstens 10 Mill. Feinunzen. Er habe zwei Vorteile gegenüber dem ursprünglichen: die Goldmärkte würden nicht belastet, und politisch sei der Vorschlag umsetzbar. Ursprünglich wollte der Fonds den 41 am höchsten verschuldeten Entwicklungsländern mit den Einnahmen helfen. Aber Kritiker merkten an, dass dies über den stetig sinkenden Goldpreis wiederum zu Lasten der armen Gold-Förderländer gehe.

jhw

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