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Wirtschaft: Der Kaffee wird teurer

Marktführer Tchibo kündigt Preiserhöhung an/Ein Pfund ist mit 2,88 Euro derzeit so günstig wie zuletzt vor 50 Jahren

Berlin - Die Deutschen werden für ihr liebstes Getränk künftig wohl mehr bezahlen müssen: Tchibo hat angekündigt, die Preise für seine Kaffeemarken in den kommenden Wochen zu erhöhen. „Der Preis für eine 500-Gramm-Packung wird im Schnitt um 70 Cent steigen“, bestätigte eine Konzernsprecherin dem Tagesspiegel. Der Tchibo-Konzern hält mit seinen Marken Tchibo, Gala von Eduscho und Meisterkaffee in Deutschland einen Marktanteil von 27 Prozent und ist damit hierzulande der größte Kaffeeanbieter. Bereits Ende Dezember hatten die Röster Jacobs und Melitta ihre Abgabepreise an die Händler um 70 Cent pro 500Gramm-Packung erhöht.

Tchibo ist allerdings der erste Händler, der die höheren Preise auch an die Verbraucher weitergibt: Schon sehr bald also werden die Kunden in den deutschlandweit 950 Tchibo-Filialen 4,59 Euro für ein Pfund Tchibo Privatkaffee zahlen müssen. Derzeit kostet das Pfund noch 3,89 Euro. Wie teuer die Tchibo-Kaffeemarken künftig in Supermärkten und Discountern sein werden, ist allerdings noch nicht klar. „Das ist Sache der Händler“, sagte die Unternehmenssprecherin. Und die halten sich bedeckt.

Der Deutsche Kaffeeverband rechnet jedoch damit, dass der Handel die neuen Kaffeepreise spätestens Ende Januar umsetzen wird. „Fraglich ist nur noch, in welcher Höhe die gestiegenen Einkaufspreise an den Verbraucher weitergegeben werden“, sagte Winfried Tigges, Geschäftsführer des Verbandes. Dazu wollten sich die Händler nicht konkret äußern – ebenso wollte aber auch keiner von ihnen explizit eine Preiserhöhung in der nächsten Zeit ausschließen. „Zum heutigen Zeitpunkt können wir noch keine Aussage treffen, wie sich die Erhöhung der Abgabepreise auf die Marken und Eigenmarken in unserem Sortiment auswirken werden“, hieß es beim Discounter Plus. Der Deutschland-Chef von Lidl, Stefan Rohr, sagte dem Tagesspiegel: „Wir beobachten den Markt, planen derzeit aber keine Preiserhöhung.“

Die meisten Discounter- und Supermarktketten verwiesen darauf, dass derzeit mit den Kaffeeröstern über die Abgabepreise verhandelt werde. In Branchenkreisen hieß es allerdings, dass eine Erhöhung der Kaffeepreise im Handel kurz bevorstehe. Spätestens wenn die Lagerbestände aufgebraucht seien und neue Ware eingekauft werden müsste, werde auch der Endpreis für den Verbraucher steigen. Eine Sprecherin der SupermarktKette Kaisers erklärte, es seien noch sehr viele Waren im Lager vorrätig, so dass bis Ende Januar an den Kaffeepreisen nichts geändert werde. „Was dann passiert, können wir noch nicht sagen.“

„Klar ist, dass mit den jetzigen Kaffeepreisen weder die Röster noch die Händler Geld verdienen können“, sagte Tigges vom Kaffeeverband. Denn mit einem Durchschnittspreis von 2,88 Euro pro Pfund habe der Kaffeepreis sein niedrigstes Niveau seit 50 Jahren erreicht. Gleichzeitig aber steige der Einkaufspreis für Rohkaffee – allein im vergangenen Jahr um 35 Prozent, während die Verbraucherpreise um acht Prozent gefallen seien. Verschärft wird die Situation auf dem Markt noch durch die deutlich geringere Kaffee-Ernte in Brasilien und den hohen Ölpreis. Der habe Verpackungs- und Frachtkosten steigen lassen. Die jetzige Preiserhöhung sei also überfällig gewesen, heißt es bei den Kaffeeröstern einstimmig. Und Tigges vom Kaffeeverband glaubt, dass es in diesem Jahr nicht die letzte sein wird.

Dagmar Rosenfeld

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