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Wirtschaft: Der Konzern sieht große Chancen für Standort Dresden und eine mögliche Kooperation mit Motorola

Die vor ihrem Börsengang stehende Siemens-Tochter Infineon Technologies AG, München, will angesichts eines aktuellen Chipbooms ihre voll ausgelasteten Kapazitäten erweitern. "Hohe Chancen" auf einen Werksausbau hat dabei der Standort Dresden, sagte Infineon-Chef Ulrich Schumacher zur ersten Bilanzvorlage des Halbleiter-Konzerns in München.

Die vor ihrem Börsengang stehende Siemens-Tochter Infineon Technologies AG, München, will angesichts eines aktuellen Chipbooms ihre voll ausgelasteten Kapazitäten erweitern. "Hohe Chancen" auf einen Werksausbau hat dabei der Standort Dresden, sagte Infineon-Chef Ulrich Schumacher zur ersten Bilanzvorlage des Halbleiter-Konzerns in München. Entschieden werde die Investition, die rund 1000 neue Arbeitsplätze schafft, binnen zwei Monaten. Am Projekt soll ein Partner beteiligt werden. Dabei bietet sich der US- Konzern Motorola an, mit dem Infineon bereits in Dresden kooperiert. Die deutsche Seite koste der Ausbau 1,5 bis 2,0 Milliarden Mark, sagte Schumacher. Das sichere einen in der Branche entscheidenden technologischen Vorsprung von 15 bis 18 Monaten und kappe die Fertigungskosten um ein Drittel. Bereits im April könne mit dem Bau begonnen werden, dessen Fertigstellung knapp zwei Jahre dauert. Ein komplett neuer Standort sei dagegen nicht in Sicht. Derzeit beschäftigt Infineon weltweit 25 800 Mitarbeiter, davon etwa 12 000 Personen in Deutschland. Mit ihren Plänen reagierten die Münchner auf die nach dreijähriger Talfahrt nun vor einer globalen Verknappung stehenden Chipmärkte. Am erwarteten Ausverkauf der Branche will Infineon überdurchschnittlich profitieren.

Für das laufende Geschäftsjahr 1999/2000 (zum 30. September) kündigte Schumacher einen erneuten Umsatzsprung zwischen 20 und 40 Prozent sowie "sehr deutliche" Ergebnisverbesserungen an. Schon im Vorjahr waren die Erlöse um ein Drittel auf 8,2 Milliarden Mark gestiegen. Ein Indiz für weiter rasantes Wachstum sind auch die Auftragseingänge, die um 43 Prozent auf 9,6 Milliarden Mark zugelegt haben. Im Ergebnis wurde 1998/99 mit 135 Millionen Mark Jahresüberschuss die Wende geschafft, nachdem die Vorperiode über 1,5 Milliarden Mark Verlust ein tiefes Loch gerissen hatte. Nun sei Infineon in der Profitabilität an führenden Konkurrenten "nahe dran", sagte Schumacher. Im Kalenderjahr 1999 dürfte der Börsenkandidat damit von Rang zehn auf Rang acht der weltgrößten Chiphersteller vorrücken. Unter den reinen Chipkonzernen sind die Münchner hinter Intel und Texas Instruments bereits die Nummer drei. Vor sechs Jahren war der Ex-Siemensbereich noch abgeschlagen an Stelle 19.

Der Infineon-Chef räumte ein, dass sein Konzern derzeit vom Markt profitiere. Zugleich sei aber restrukturiert worden. Dabei habe man nicht nur ein britisches Chipwerk geschlossen, sondern die Produktion auch teilweise von reinen Speicherbausteinen zu höherwertigen Chips für Mobiltelefone oder die Kfz-Industrie umgestellt. Auch deshalb gehe Infineon im März 2000 mit starkem Wachstum an die Börsen von Frankfurt und New York, betonte der Manager. Der derzeitige Alleineigentümer Siemens gebe dabei bis zu 49 Prozent der Anteile ab. Der gesamte Firmenwert von Infineon wachse in Richtung 20 Milliarden Mark, was ein Emissionsvolumen von bis zu zehn Milliarden Mark möglich macht. Nach der Deutschen Telekom steht somit hier zu Lande der zweitgrößte Börsengang bevor. Bis zu zehn Prozent der eigenen Aktien erwägt Schumacher für wichtige Infineon-Kunden zu reservieren. Der große Rest werde breit gestreut. Zugleich sei der Gang aufs Parkett mit einer "signifikanten" Kapitalerhöhung für Infineon verbunden, so dass nicht nur der Mutterkonzern Siemens Kasse macht, sondern auch dem Börsenneuling frisches Geld zufließt. Auf jeden Fall werde man ohne Nettoschulden an den Start gehen. Binnen eineinhalb Jahren dürfte Siemens weitere Anteile und damit die Mehrheit an Infineon abgeben, schätzte Schumacher. Als eigenständiger Konzern könne sein Konzern dann strategische Partnerschaften per Aktientausch eingehen. Vor allem bei Speicherchips schielt Schumacher auf einen Schulterschluss mit asiatischen Herstellern. Daneben seien "kleinere" Akquisitionen im Umfang von etwa 200 bis 400 Millionen Mark geplant. Am geschlossenen Chipwerk im britischen North Tyneside, das im Besitz von Siemens bleibt, habe man kein Interesse.

tmh

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