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Wirtschaft: Der Kunde bestimmt über die Telefontarife

Von Bernd Hops Die Liberalisierung von Märkten gilt als Wunderwaffe. Je freier die Märkte, desto mehr Wettbewerb, desto niedriger die Preise.

Von Bernd Hops

Die Liberalisierung von Märkten gilt als Wunderwaffe. Je freier die Märkte, desto mehr Wettbewerb, desto niedriger die Preise. So weit die Theorie. Aber Wunder wiederholen sich nicht immer. Das gilt auch für die weitere Liberalisierung des deutschen Telefonmarkts. Als 1998 der Markt für Ferngespräche vollständig freigegeben wurde, purzelten die Preise dramatisch. Tagsüber verlangte die Telekom 1997 umgerechnet mehr als 30 EuroCent pro Minute. Heute kann man bei einigen Konkurrenten für weniger als ein Zehntel dieses Preises telefonieren. Wird es bei Ortsgesprächen einen ähnlich dramatischen Preisverfall geben? Wohl kaum.

Dafür gibt es vor allem einen Grund – das sind die Kunden selbst. Die Konkurrenten der Telekom haben gelernt. Viele der frühen neuen Anbieter von Ferngesprächen sind mittlerweile vom Markt verschwunden. Oft, weil sie die Euphorie der Deutschen für Alternativen zur Telekom weit überschätzt hatten. Die verbliebenen Wettbewerber und die jungen Neugründungen konzentrieren sich jetzt auf einfache Produkte, mit denen sie der Telekom tatsächlich Kunden abjagen können. Wunder werden erst dann wieder Wirklichkeit, wenn die Menschen sie wollen. Dass mehr als fünf Jahre nach der Einführung des Wettbewerbs bei Ferngesprächen immer noch mehr als die Hälfte der Deutschen keinen der Telekom-Konkurrenten ausprobiert hat, lässt den Ex-Monopolisten auch nach der Freigabe der Ortsgespräche ruhig schlafen. Seine Preise bleiben so, wie sie sind. Wachrütteln können ihn nur die Kunden, indem sie die Telekom-Konkurrenz nutzen. Es sei denn, sie finden Telefonieren schon jetzt so billig, dass ihnen der Aufwand zu hoch ist.

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