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Wirtschaft: Der Paketmarkt ist schon frei

Die Konkurrenz jagt die Postkunden

Bei den Briefen hat die Deutsche Post noch eine Schonfrist für ihr Monopol. Im Paket- und Expressmarkt steht sie mit ihrer Marke DHL schon voll im Wettbewerb mit Konkurrenten wie Hermes oder UPS. Davon profitieren die Kunden: Die Preise für Päckchen und Pakete sinken. Immer mehr Annahmestellen der neuen Anbieter, aber auch Packstationen der Post sind eine Alternative zur Warteschlange im Postamt. Erst in diesem Sommer hat DHL die Tarife um bis zu 40 Prozent gesenkt und damit auf die Attacken der anderen reagiert. Ein Zehn-Kilo-Paket kostet im Inland 6,90 statt zuvor 10,50 Euro, und an der Packstation gibt es einen weiteren Euro Rabatt.

Doch es geht noch billiger: Je nach Größe verlangt etwa Hermes 3,70 oder 5,70 Euro für eine vergleichbare Sendung. Solche Angebote wirbeln den Markt auf. „Die Post-Wettbewerber expandieren fleißig und schnappen DHL ständig Marktanteile weg“, sagt Paul Needham, Chef-Autor beim Brancheninformationsdienst CEP Research. „Es wird spannend, ob es DHL mit den neuen Preisen gelingt, die Kunden zu halten oder sogar welche zurückzugewinnen.“

Konkurrent Hermes wächst derzeit besonders eindrucksvoll. Im reinen Privatkundenbereich steigerte das Unternehmen seinen Anteil 2005 nach eigenen Angaben auf 22 Prozent – viermal so viel wie im Vorjahr. Noch hält die Post-Marke DHL jedoch die Spitzenstellung bei Geschäfts- wie Privatkunden und rangiert im Gesamtmarkt vor DPD, Hermes und UPS (siehe Grafik). Auf die Annahmestellen der Konkurrenz in lange geöffneten Tankstellen und Kiosken reagiert DHL mit rund um die Uhr zugänglichen Packstationen und Paketboxen. Die Gottschalk-Brüder unterstützen DHL im Abwehrkampf um die Privatkunden in einer Werbekampagne.

Die Endverbraucher sind für die Express- und Paketdienstleister zuletzt immer interessanter geworden. Als Wachstumsbereich Nummer eins gilt mittlerweile nicht mehr der Versand zwischen Unternehmen, sondern zwischen Händlern und Privatkunden – weil die Bestellungen bei Online-Shops weiter zunehmen. „Dieses Segment wächst in Deutschland jährlich klar im zweistelligen Bereich“, hat Needham festgestellt.

„Der private Kunde ist heute das große Thema“, sagt auch Andy Rösch, Geschäftsführer des Berliner Versanddienstes Paketeria. In mittlerweile 50 Läden der expandierenden Kette nehmen die Mitarbeiter auch komplizierte Gegenstände entgegen und helfen beim Verpacken. Nach und nach will Rösch Geschäfte in ländlichen Gebieten eröffnen, aus denen sich die gelbe Post zurückzieht.

Auch der Gesamtmarkt liefert gute Bedingungen für Unternehmer wie Rösch – im Vergleich zum Vorjahr legte der Branchenumsatz 2005 nach Angaben des Bundesverbandes Internationaler Express- und Kurierdienste (Biek) um 7,3 Prozent auf knapp zwölf Milliarden Euro zu. Die Dienstleister beförderten mit knapp zwei Milliarden Sendungen fünf Prozent mehr als 2004, davon 1,5 Milliarden Pakete. Etwa 170 000 Menschen waren 2005 laut Biek in der Branche beschäftigt – mit steigender Tendenz.

Preisvergleich für Paketsendungen im Internet: www.posttip.de

Nils-Viktor Sorge

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