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Wirtschaft: Der Preissprung auf dem Goldmarkt macht das Edelmetall und die Aktien von Gold-Minen für Anleger wieder interessant

Die Märkte sind im Goldrausch: Seit der vergangenen Auktion der Bank of England am 21. September hat das Edelmetall rund 60 Dollar pro Unze an Wert gewonnen.

Die Märkte sind im Goldrausch: Seit der vergangenen Auktion der Bank of England am 21. September hat das Edelmetall rund 60 Dollar pro Unze an Wert gewonnen. Anleger hatten sich schon an immer neue Rekordtiefs beim Gold gewöhnt, Anlagegesellschaften schlossen bereits Goldfonds. Und jetzt das Comeback. Händler, Analysten und Fondsmanager sind sich einig: Die Wende beim Gold ist kein Strohfeuer. Die Aussichten für das Edelmetall und damit für die Minengesellschaften sind auch längerfristig gut. Ein Engagement in Gold oder in Goldwerten wird interessant.

"Das ist jetzt die absolute Trendwende" bestätigt Wolfgang Wrzesniok-Roßbach, Chef des Rohstoffhandels bei der Dresdner Kleinwort Benson. Er sieht den Goldpreis, der zum Londoner Morgenfixing am Donnerstag bei 303,75 Dollar je Feinunze stand, in den nächsten Wochen in einer Range bis 315 Dollar weiter auf hohem Niveau notieren.

Wrzesniok-Roßbach begründet seinen Optimismus mit folgenden Faktoren: Zu allererst nennt er die Ankündigung der Notenbanken, in den kommenden fünf Jahren maximal 400 Tonnen Gold pro Jahr aus den Zentralbankbeständen auf den Markt zu werfen. "Das war ein Hammer", so der Rohstoffhändler. Die Zentralbankverkäufe hätten psychologisch "verheerend" gewirkt. Diese Angst ist nun weg, urteilt er.

Darüber hinaus kündigten die Zentralbanken an, keine zusätzlichen Goldleihgeschäfte zu tätigen. "Damit bekommen die Hedge Fonds Schwierigkeiten, die mit Leerverkäufen den Goldpreis gedrückt haben", erläutert er. Das funktionierte so: Hedge Fonds verkauften am Markt Gold, was sie gar nicht besaßen (Leerverkäufe) in Erwartung fallender Preise. Ihre Lieferverpflichtung erfüllten die Fonds mit geliehenen Gold, das sie sich insbesondere von amerikanischen Investmentbanken besorgten, die es sich wiederum von Zentralbanken billig ausliehen.

Mit den Goldverkäufen erzielten die Fonds einmal Kursgewinne, zum anderen kamen sie auf diesem Weg günstig an Liquidität. Denn die Leihzinsen für das Gold, das sie verkauften, betrugen nur ein Bruchteil dessen, was die Fonds für Dollarkredite hätten zahlen müssen. "Diese billige Liquiditätsquelle ist nun versiegt, und die preisdrückenden Leerverkäufe lohnen sich nicht mehr", erläutert der Rohstoffhändler. Preisstützend wirkten sich jetzt vielmehr fundamentale Faktoren aus, wie die steigende Nachfrage der Schmuckindustrie.

Holger Struck, zuständig für die technische Analyse bei M.M. Warburg, prognostiziert für den Goldpreis auch aus technischer Sicht steigende Notierungen: Seine Prognose für die kommenden sechs Monate: 340 Dollar pro Unze. "Die statistischen Börsenindikatoren in ihrer mittelfristigen Einstellung lassen auch einen Anstieg über die 340 Dollar hinaus zu, später ist ein Anstieg auf 380 Dollar durchaus möglich", so der Experte.

Ein steigender Goldpreis ist logischerweise gut für Aktien von Goldminen. "Gute Goldtitel haben ein Potenzial bis zu 300 Prozent", bestätigt Boris Boehm, Rohstoff-Fondsmanager bei Nordinvest. Seine Top-Empfehlung: Die kanadische Barrick Gold. "Das Unternehmen hat Produktionskosten von nur 40 Dollar pro Unze", erläutert der Fondsmanager. Darüber hinaus hält er auch Unternehmen für interessant, die stark unter dem Goldpreisverfall gelitten haben und nun eine Aufholjagd starten können. Hier nennt er Werte wie Homestake Mining, Newmont Mining oder Normandy Mining, die alle "Blue Chips der Goldindustrie" seien und gut gemanagt würden.

Analyst David Hall von Merrill Lynch empfiehlt südafrikanische Titel wie Gold Fields und Harmony Gold Mining. Da Gold Fields wenig von der Produktion über Termingeschäfte verkauft habe, würde es jetzt "voll vom Preisanstieg profitieren". Harmony sei "unterbewertet". Viele Anleger trennen sich zurzeit aber auch von Goldaktien. Das erklärt Boehm so: "Die wurden durch die jahrelange Talfahrt weichgekocht und steigen aus."

Holger Alich

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