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Wirtschaft: Der Protest der Gewerkschaft wird lauter - Mitarbeiter fürchten Bruch des Beschäftigungsbündnisses

Zweieinhalb Monate, nachdem der neue Vorstandschef der Bahn AG, Hartmut Mehdorn, sein Amt antrat, mehrt sich Kritik an seinem strikten Sparkurs. "Die Bahn muss noch in diesem Monat mit Protestaktionen rechnen", kündigte der Vorsitzende der Eisenbahnergewerkschaft GdED, Norbert Hansen, am Donnerstag Widerstand gegen die Personalpläne Mehdorns an.

Zweieinhalb Monate, nachdem der neue Vorstandschef der Bahn AG, Hartmut Mehdorn, sein Amt antrat, mehrt sich Kritik an seinem strikten Sparkurs. "Die Bahn muss noch in diesem Monat mit Protestaktionen rechnen", kündigte der Vorsitzende der Eisenbahnergewerkschaft GdED, Norbert Hansen, am Donnerstag Widerstand gegen die Personalpläne Mehdorns an. Und nachdem der neue Chef im letzten Monat bereits mit dem schwersten Bahnunfall seit Eschede konfrontiert wurde, musste Mehdorn nun ausgerechnet auch noch die prestigeträchtigen High-Tech-Neigetechnikzüge ICE-T vom Gleis nehmen.

Mehdorns Ziel ist es, das Unternehmen bis zum Ende der Bahnreform kapitalmarktfähig zu machen, mit einer zweistelligen Rendite. 4,3 Milliarden Mark soll die Bahn AG im Jahr 2004 Gewinn machen, dabei fuhr sie im letzten Jahr erstmals seit ihrer Gründung 1994 beim reinen Betriebsergebnis in die roten Zahlen. Deshalb muss gespart werden, vor allem beim Personal. Gut 65 000 Stellen stehen zur Disposition, und Mehdorn schließt betriebsbedingte Kündigungen nicht mehr aus.

Die Gewerkschaften sind jetzt verunsichert. "Der Unmut unter den Eisenbahnern ist sehr groß", warnt GdED-Chef Hansen. Die Verkehrsgewerkschaft GDBA sieht einen "Vertrauensbruch" und erinnert daran, dass das bahninterne Beschäftigungsbündnis bis 2002 betriebsbedingte Kündigungen ausschließt. Über die Fortsetzung dieses Paktes soll am 24. März verhandelt werden. Kröten wie Nullrunden oder Arbeitszeitverkürzung ohne Lohnverzicht wie bei VW aber werde die GdED nicht schlucken, betont Sprecher Hubert Kummer. "Das können sich viele Eisenbahner mit Bruttoeinkommen von nicht mehr als 4000 Mark nicht leisten." Die Stimmung der Belegschaft habe sich seit dem Antritt Mehdorns deutlich verschlechtert und sei inzwischen "sehr frostig".

Zu allem Überfluss muss sich das Unternehmen nun auch mit Ärger bei seinem modernsten Produkt herumschlagen. Alle elf ICE-T wurden vorübergehend aus dem Verkehr gezogen, nachdem ein Zug in Berlin aus dem Gleis gesprungen war. Nach den Pannenserien mit dem Neigetechnikzug VT611 im Regionalverkehr droht der Bahn nun weiterer Imageschaden. Und das, obwohl die ICE-T-Flotte ab Fahrplanwechsel auf 40 Züge aufgestockt werden, mit denen der "Official Carrier" der Expo unter anderem den Besucheransturm auf die Weltausstellung beherrschen soll.

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