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Anton Schlecker ist niemand, der gerne im Rampenlicht steht. Von ihm gibt es extrem wenige Fotos - zum Beispiel dieses, das bereits 1999 aufgenommen worden ist.

© dpa

Der Schlecker-Clan: Eine Familie auf der Anklagebank

Nicht nur gegen Anton Schlecker, auch gegen seine Frau und seine Kinder erhebt die Staatsanwaltschaft schwere Vorwürfe. Wer ist die Familie Schlecker? Und wie konnte es so weit kommen?

Von Carla Neuhaus

Bevor sein Unternehmen in die Insolvenz ging, soll Anton Schlecker Gelder bei Seite geschafft haben. 36 Straftaten wirft die Staatsanwaltschaft ihm deshalb jetzt vor, Ermittler sprechen vom vorsätzlichen Bankrott. Seine Frau und seine Kinder sollen ihm dabei geholfen haben. Die Geschichte einer Familie, ihr Aufstieg und Fall.  

Der Unternehmer Anton Schlecker

Anton Schlecker wächst in einer Metzgerfamilie auf. Bereits mit 17 Jahren legt er seine Meisterprüfung zum Metzger ab, später übernimmt er den väterlichen Betrieb mit 17 Metzgereien und einer Fleischfabrik. Doch sein Durchbruch kommt später. Als die Preisbindung im Einzelhandel fällt, gründet Schlecker 1975 seinen ersten Drogeriemarkt in Kirchheim unter Teck.

Von Anfang an ist klar: Bei einem Markt soll es nicht bleiben. Keine zehn Jahre dauert es, da hat der Metzgersohn bereits über 1000 Schlecker-Läden aufgemacht. Sein Erfolg beruht auf seinem Geiz und Verhandlungsgeschick. Er investierte nur, wenn es nötig ist – so gibt es in den Filialen zum Beispiel lange weder Fax noch Telefon.  Mit den Händlern verhandelt Schlecker eisern, oft bezahlt er Ware erst, wenn er sie bereits verkauft hat.

Seine Strategie geht auf, so lange sein Imperium wächst und er weiter neue Filialen eröffnen kann. Doch Anfang der 2000er Jahre stößt Schlecker an seine Grenzen. An manchen Standorten machen seine Filialen sich bereits gegenseitig Konkurrenz, durch Wettbewerber wie Rossmann und dm wächst der Kampf um die Kundschaft. Immer mehr Schlecker-Filialen nehmen weniger ein, als sie an Kosten verursachen. Seine Probleme versucht Anton Schlecker lange alleine zu lösen. Er gilt als Patriarch, der sich ungern reinreden lässt. Zuletzt er gerät immer stärker in die Kritik: So soll er Mitarbeiter entlassen haben, um sie später über eine Leiharbeitsfirma billiger einzustellen. Retten kann auch das ihn nicht. Am 20. Januar 2012 geht seine Firma in die Insolvenz.

Eines der wenigen Familienfotos, die es von den Schleckers gibt. Links im Bild ist Ehefrau Christa, rechts Sohn Lars.
Eines der wenigen Familienfotos, die es von den Schleckers gibt. Links im Bild ist Ehefrau Christa, rechts Sohn Lars.

© picture-alliance / dpa

Die Ehefrau Christa Schlecker

Christa Schlecker ist stets an der Seite ihres Mannes – auch beruflich. Im Betrieb hat sie ein eigenes Büro, das direkt neben dem ihres Mannes liegt. Kennengelernt haben die beiden sich bei einem Tanztee. Als Anton Schlecker seinen ersten Drogeriemarkt aufmacht, sind sie bereits verheiratet.

Im Konzern ist Christa Schlecker, die gelernte Fremdsprachenkorrespondentin, für das Personal zuständig. Wir ihr Mann arbeitet auch sie rund um die Uhr. In der Firma ist sie für ihren barschen Ton bekannt. Manche beschreiben sie gar als „Drachen“. 1998 werden sie und ihr Mann zu einer Bewährungs- und Geldstrafe verurteilt: Sie hatten den Mitarbeitern gesagt, sie würden nach Tarifbezahlt – dabei lag ihr Lohn darunter.

Wie ihren Mann beschuldigt die Staatsanwaltschaft jetzt auch Christa Schlecker. Unter anderem soll sie von einer Firma ihrer Kinder, der LDG, eine Beraterleistung in Höhe von 50.000 Euro erhalten haben.

Lars und Meike Schlecker haben in der Firma seit 2010 Führungsaufgaben übernommen.
Lars und Meike Schlecker haben in der Firma seit 2010 Führungsaufgaben übernommen.

© dpa

Die Kinder Meike und Lars Schlecker

Meike und Lars Schlecker wachsen im Familienbetrieb auf. Als Lars 16 und Meike 14 Jahre alt ist, werden sie entführt. Der Vater handelt das Lösegeld des Entführers herunter – von 18 auf neun Millionen Euro. Beide studieren später Wirtschaft und steigen in den Familienbetrieb ein. Lange ist allerdings unklar, welche Funktion sie haben – noch nicht einmal Visitenkarten sollen sie besitzen. Erst 2010 übernehmen sie Führungsaufgaben. Das Ziel: Als Nachwuchs sollen sie für den Neuanfang stehen. Der neue Schlecker-Slogan: „For you, vor Ort“. Meike und Lars Schlecker lassen sich in neugestalteten Filialen fotografieren, zum ersten Mal zeigt die Familie mit ihnen Gesicht. Doch ganz das Geschäft überlassen will ihr Vater ihnen nicht.

Dafür führen Meike und Lars Schlecker zwei weitere Firmen: Das Logistikunternehmen LDG, das die Lager von Schlecker verwaltet, und die Baugesellschaft BDG. Die LDG soll Anton Schlecker nutzen, um Gelder auf seine Kinder zu übertragen. So sollen Meike und Lars Schlecker für die Dienste der LDG überhöhte Beträge in Rechnung stellen – obwohl sie dem Familienbetrieb einen Rabatt gewähren müssten. Auch gegen Meike und Lars Schlecker hat die Staatsanwaltschaft jetzt Anklage erhoben.

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