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Wirtschaft: Der Sherpa des Kanzlers soll es richten

Von Antje Sirleschtov Einer Verbindung von Eon und Ruhrgas hat Gerhard Schröder von Anfang an nicht ablehnend gegenüber gestanden. Daraus machte der Bundeskanzler nie einen Hehl.

Von Antje Sirleschtov

Einer Verbindung von Eon und Ruhrgas hat Gerhard Schröder von Anfang an nicht ablehnend gegenüber gestanden. Daraus machte der Bundeskanzler nie einen Hehl. Doch wie stellt man so eine Verbindung her, wenn das Bundeskartellamt ein Monopol sieht und der Wirtschaftsminister - einst Manager in der Energiebranche - für befangen gehalten wird? In solch’ kniffligen Situationen bedient sich Gerhard Schröder gern eines alten Vertrauten - Alfred Tacke.

Der 51-jährige Ökonom ist nicht nur Staatssekretär im Wirtschaftsministerium und damit Vertreter seines Ministers. Er genießt auch seit vielen Jahren das Vertrauen seines Kanzlers. Wer könnte sensibler als Tacke über eine Ministererlaubnis für Eon-Ruhrgas befinden und dabei die Interessen des Kanzlers vertreten? Ob er das überhaupt darf, steht auf einem anderen Blatt.

Seit Tacke 1998 kurz vor der Landtagswahl in Niedersachsen die Übernahme der Preussag durch einen ausländischen Investoren mit Hilfe der Landesbank NordLB verhinderte und damit Schröders Kanzlerkandidatur sicherte, weiß der um das politische Geschick seines damaligen Staatssekretärs in Hannover. Ob bei der Salzgitter oder bei Dasa in Lemwerder: Immer dann, wenn es dem Regierungschef Schröder nicht opportun erschien, selbst Vollstrecker staatlicher Industriepolitik zu spielen, fädelte Tacke die Deals im Sinne Schröders ein. Nie ganz nah an der Kamera wurde Tacke so zum kaum sichtbaren Sherpa von Gerhard Schröder. Offizieller Sherpa des Kanzlers zur Vorbereitung der G8-Weltwirtschaftsgipfel ist Tacke seit zwei Jahren. Hier konnte er beweisen, dass er auch auf diplomatischem Parkett nicht ins Straucheln gerät.

Gerade diese Mischung aus unbedingtem Vertrauen, politischem Feingefühl und Pragmatismus ist wohl die Basis für die Nähe des Duos Schröder-Tacke. Selbst in Situationen, in denen es gilt, Ungemach vom Kanzler fern zu halten, ist Tacke zu Stelle. Etwa beim Zusammenbruch des Kirch-Imperiums. Da war es Alfred Tacke, der die Subventionierung von Fußballergehältern in Aussicht stellte, weil man sich Schlagzeilen vom „Niedergang des deutschen Fußballs“ ersparen wollte. Und es war Tacke, der dem Kanzler später den Vortritt beim Dementi ließ, als diese Rettungsaktion öffentlich kritisiert wurde. Tackes Zugeständnis an den Mann, der ihn aus den Niederungen der niedersächsischen DGB-Zentrale mit in die politische Schaltzentrale nahm. Seither ist Tacke Teil des engsten Vertrautenkreises, einer der „Frogs“ (Friends of Gerhard Schröder).

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