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Wirtschaft: Der Siegeszug der Silberscheibe

Der Krieg der Sterne geht weiter. Vor fast zwei Jahren kam die Star-Wars-Episode "Die dunkle Bedrohung" von Regisseur George Lucas in die deutschen Kinos.

Der Krieg der Sterne geht weiter. Vor fast zwei Jahren kam die Star-Wars-Episode "Die dunkle Bedrohung" von Regisseur George Lucas in die deutschen Kinos. Jetzt hat sich das Science-Fiction-Spektakel von den Kinoleinwänden in die heimischen Wohnzimmer verlagert. Seit dem 25. Oktober retten Obi-Wan Kenobi und seine Jedi-Ritter das Universum auf der Silberscheibe DVD (Digital Versatile Disk). Schon nach wenigen Tagen belegte der Streifen einen der ersten Plätze in den Verkaufsrankings von Online-Händlern wie Amazon oder BOL. Auf den herkömmlichen Video-Kassetten verkauft sich der Film dagegen deutlich schlechter.

Lokomotive für den Markt

Schon seit einem Jahr nimmt die DVD der VHS-Kassette beständig Marktanteile ab. Im dritten Quartal des laufenden Jahres war die Wende erreicht. Zum ersten Mal machten die Händler mit der DVD höhere Umsätze als mit den bekannten Video-Kassetten. Für das Weihnachtsgeschäft zeichnet sich ein wahrer Boom ab. "Die DVD ist die Lokomotive für den gesamten Videomarkt", sagt Oliver Trettin, stellvertretender Geschäftsführer des Bundesverbandes Video. Der gesamte Videomarkt, der neben dem Verkauf auch den Verleih von Videos umfasst, werde in diesem Jahr trotz rückläufiger Umsätze mit VHS-Kassetten um 20 Prozent auf 2,2 Milliarden Mark wachsen. Die guten alten Videorekorder haben aber lange noch nicht ausgedient. Mit den immer billiger werdenden DVD-Playern kann man zwar Filme abspielen, aber nicht aufnehmen. Die wenigen bereits verfügbaren DVD-Rekorder sind sehr teuer und arbeiten mit verschiedenen Standards.

Dem Siegeszug der DVD kann der Streit um den richtigen Aufnahmestandard aber nichts anhaben. Noch kein anderes Medium, weder die VHS-Kassette noch die Musik-CD, hat sich so schnell durchgesetzt. Rund 23 Millionen Silberscheiben gehen in diesem Jahr über die Ladentheken - gegenüber dem Vorjahr mehr als eine Verdoppelung. "Die DVD ist als Medium absolut sexy", sagt Trettin. "Die Bild- und Tonqualität ist im Vergleich zur VHS-Kassette überragend."

Für echte Cineasten sind die neu erscheinenden DVDs eine echte Fundgrube. Dank der hohen Speicherkapazität können die Produktionsfirmen die Scheiben mit umfangreichem Zusatzmaterial rund um die Entstehung des Films bestücken. Dokumentationen zu den Dreharbeiten mit Interviews der Stars, nicht verwendete Szenen, Musikvideos der Filmmusik, Pannen am Set oder Bildergalerien ermöglichen ein abendfüllendes Heimkinoereignis.

Die DVD macht aber nicht nur als Speichermedium für Filme Karriere. "Ein großer Vorteil der DVD ist ihre Vielseitigkeit", sagt John Miller, Analyst des britischen Marktforschungsunternehmens Screendigest. Nahezu alle neu ausgelieferten Personal Computer seien heute mit einem DVD-Laufwerk ausgerüstet. Unternehmen nutzen die DVD für kommerzielle Anwendungen. Seine Stärken spielt die DVD aber weiterhin in der Unterhaltungsbranche aus. Die Musikkonzerne planen für das kommende Jahr eine groß angelegte Werbekampagne, um der Musik-DVD zum Durchbruch zu verhelfen. Bisher machen Musik-DVDs aber lediglich neun Prozent des gesamten DVD-Marktes aus.

Die Musik-DVDs können auch in den gängigen DVD-Playern abgespielt werden. Deren Preisverfall hat in den vergangenen zwei Jahren wesentlich zum Erfolg der Silberlinge beigetragen. Kosteten die ersten DVD-Player zwischen 1500 und 2000 Mark, sind Einstiegsgeräte heute ab 300 Mark zu haben. Im kommenden Jahr rechnen Experten sogar mit Preisen von 150 bis 200 Mark. Einziges Manko der DVD-Player: Sie können nur abspielen, aber nichts aufnehmen. "Bisher sind nur wenige DVD-Rekorder auf dem Markt, die zudem mit 3000 bis 4000 Mark sehr teuer sind", sagt Jochen Wiesinger, Sprecher der Gesellschaft für Unterhaltungselektronik (GfU).

Rekorder noch zu teuer

Größtes Manko der digitalen Aufnahmegeräte ist aber nicht ihr Preis. Die Hersteller der DVD-Rekorder liefern sich eine Schlacht um den besten Standard. Derzeit sind Geräte mit drei unterschiedlichen Standards auf dem Markt: DVD+RW (Philips, Ricoh), DVD-RW (Pioneer) und DVD-RAM (Panasonic, Toshiba). Die Formate sind nur teilweise kompatibel zueinander. "Den Kunden verwirrt das. Also wartet er mit dem Kauf", sagt Screendigest-Analyst Miller. Ähnlich denken die Hersteller. Auch Firmen wie Grundig oder Sony warten mit der Einführung eigener Rekorder, bis sich ein Standard durchgesetzt hat. Eine Lösung könnten Kombigeräte sein. Hitachi hat einen DVD-Brenner angekündigt, der verschiedene Standards lesen kann und "nur" 1500 Mark kosten soll. Der Nachteil: Der Rekorder ist zunächst nur in PCs einsetzbar.

Maurice Shahd

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