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Wirtschaft: Der steinige Weg zum Bankenkonzern

Bei der geplanten Bankenfusion wollen Schwerin und Magdeburg mehr mitredenVON MARTINA OHMDie Bankgesellschaft Berlin hat es ausgesprochen schwer.Die Vorbereitungen für den geplanten Zusammenschluß mit der Norddeutschen Landesbank (NordLB) sollen zwar noch dieses Jahr zum Abschluß gebracht werden, Mitte 1998 will man mit vereinten Kräften an den Start gehen.

Bei der geplanten Bankenfusion wollen Schwerin und Magdeburg mehr mitredenVON MARTINA OHM

Die Bankgesellschaft Berlin hat es ausgesprochen schwer.Die Vorbereitungen für den geplanten Zusammenschluß mit der Norddeutschen Landesbank (NordLB) sollen zwar noch dieses Jahr zum Abschluß gebracht werden, Mitte 1998 will man mit vereinten Kräften an den Start gehen.Doch die Umsetzung der Vorhaben gestaltet sich schwieriger als erwartet.Daß die Pläne hinter den Kulissen durchaus kontrovers diskutiert werden, ist unschwer zu erkennen: Kaum eine Woche vergeht, ohne daß nicht hier und dort mehr oder weniger umfassende Teile aus vertraulichen Strategiepapieren veröffentlicht werden und neue Spekulationen über die umstrittene Bankenehe die Runde machen ­ nicht eben ein Ausdruck vertrauensvoller Zusammenarbeit.Am Aktienkurs läßt sich ablesen, wie so etwas ankommt.Unabhängig von der ganz aktuellen Börsenlage ­ seit Tagen gelten die Papiere eher als Verlierer. Mit unverhohlener Skepsis wird das Unterfangen in der Öffentlichkeit beargwohnt.Was bringt es Berlin, was den Senatskassen, was den betroffenen Sparkassen? Vor allem aber die Schieflage im letzten Jahr ­ das zeigt sich mittlerweile deutlich ­ hat den Berliner Bankkonzern einiges an Vertrauensvorschuß gekostet.Geradezu beispielhaft wird am Fall Bankgesellschaft Berlin/NordLB aber auch klar, wie angespannt das Verhältnis zwischen Repräsentanten des öffentlich-rechtlichen Bankensektors und denen des privatwirtschaftlichen Bereichs ist.Vertreter beider Sparten ­ auf höherer Ebene seit geraumer Zeit im erbitterten Streit um vermeintliche Wettbewerbsvorteile der öffentlichen-rechtlichen Bank ­ vereint die Bankgesellschaft Berlin, nunmehr im dritten Geschäftsjahr aktiv, bekanntermaßen unter ihrem Dach: Unter Federführung einer privatwirtschaftlichen Holding arbeiten die öffentlich-rechtliche Landesbank Berlin mit ihren Sparkassen, die Berliner Bank AG und die Berlin Hyp zusammen.Dieses Berliner Modell soll im Zuge der geplanten Zusammenarbeit mit der NordLB nicht verändert, sondern nur erweitert werden.Die NordLB, die nicht nur in Niedersachsen, sondern auch in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern Landesbankfunktion ausübt, steigt also einfach mit ins Boot.Zwar lautet die Devise, mindestens 40 Prozent der Kapitalanteile in private Hände zu geben.Die Mehrheit aber soll ­ mit Rücksicht auf den schützenswürdigen, weil kassenwirksamen Namen Sparkasse Vater Staat behalten. Während die Politiker in Niedersachsen und Berlin den Zusammenschluß bereits abgenickt haben, tun sich die zuständigen Finanzminister in Mecklenburg-Vorpommer und Sachsen-Anhalt etwas schwerer.Beide Länder sind neben den regionalen Sparkassenverbänden ­ dem Sparkassen-Beteiligungs-Zweckverband Mecklenburg-Vorpommern und dem Sparkassen-Beteiligungsverband Sachsen-Anhalt ­ und dem Land Niedersachsen mit dem Niedersächsischen Sparkassen- und Giroverband sogenannte Gewährsträger der NordLB.Ohne einhellige Zustimmung aus diesem Kreis wird der geplante Zusammenschluß von Hannover und Berlin auf den Sankt-Nimmerleinstag verschoben werden.Das war zwar von Anfang an klar, doch scheint man sich dessen ­ vornehmlich in Hannover ­ erst mit der Zeit so richtig bewußt geworden zu sein.Wie sonst darf man sich erklären, daß auf die regionalpolitischen Befindlichkeiten und insbesondere auf die Interessen der Sparkassen bislang doch eher weniger Rücksicht genommen wurde.An Aufsichtsratsposten im neuen Konzernverbund soll man erst gar nicht gedacht haben.Wundern darf es daher keinen, wenn in diesen Ländern laut über Alternativen nachgedacht wird.Auch die brandenburgischen Sparkassen kommen bekanntlich mit einer anderen Landesbank gut über die Runden.Mit dem eigens vor zehn Tagen eingerichteten geschäftspolitischen Ausschuß, der diese Woche wieder in Schwerin tagt, wird nun versucht, Schlimmeres zu vermeiden und die Vorbehalte aus der Welt zu schaffen.Eines ist jedenfalls klar: ohne die Sparkassen mit ihrem öffentlich-rechtlichen Auftrag, übrigens die gewichtigsten Gewerbesteuerzahler in den neuen Ländern, wird der neue Bankenkonzern keine Gestalt annehmen.

MARTINA OHM

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