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Wirtschaft: Der Traum vom unabhängigen Wohnen

Wer im Mobilhaus wohnt, muss auf Komfort, Eleganz und Ökologie nicht verzichten. Das zeigt der Entwurf des tschechischen Architekten Marek Jan Stepan

Container sind leicht zu transportieren. Was liegt demnach näher, temporäre Büro- und Wohnräume in Containerform ab Werk fertig auszustatten und an Ort und Stelle zu transportieren, für Baubüros und Unterkünfte zum Beispiel. Der typische Containerlook stört da nicht weiter. Die Alternative sind „Mobilheime“, fabrikmäßig produzierte, ebenfalls als Ganzes transportierbare Fertighäuser ohne besonderen gestalterischen Anspruch für Menschen, die für das Laubenpiepergefühl zu haben sind. Mancher kennt es vielleicht von amerikanischen Highways, wo man gelegentlich Tiefladern begegnet, die Behausungen dieser Art an einen neuen Standort fahren.

Doch es wäre sympathisch, wenn man das Prinzip auch für höherwertige Aufgaben anwenden könnte, dachte sich der tschechische Designer Jirí Brosch. Ein bereits perfekt eingerichtetes Haus, gerne mit Komfort, klein und flexibel, das man überall hinsetzen könnte und mit dem sich aller Planungs- und Baustellenärger vermeiden ließe. Das klang nach einer Geschäftsidee: komfortable Kleinhäuser in Serie, die sich von den auf dem Markt erhältlichen billigen Buden deutlich abheben.

Der Prager Architekt Marek Jan Štepán sollte ihm den Traum vom unabhängigen Wohnen verwirklichen. Vom Standardcontainer war man rasch abgerückt, denn in einem 2,35 Meter breiten Raum lässt sich kaum vernünftig wohnen und in einem Stahlgehäuse lässt sich kein angenehmes Wohnklima entwickeln. Ein Holzhaus also die Alternative, leicht in Serie zu produzieren, mit vier Metern Breite, das geht mit Sondertransporten gerade noch über die Straße. Sieben oder knapp elf Meter Länge, die beiden Versionen hat Štepán ab 2007 als Prototypen entwickelt und bauen lassen. Seit diesem Jahr gibt es die nach hohen ökologischen Standards produzierten „Freedomky“ (Englisch/Tschechisch „freistehende Häuser“) aus dem Katalog zu kaufen; sie werden von der Schweiz aus im deutschsprachigen Raum vermarktet (www.freedomky.cz; www.towit.ch).

Zunächst steht ein hermetisch erscheinender, nahtlos mit Lärchenholzlamellen verkleideter Kubus vor Augen. Lüftungsfenster verbergen sich hinter den Lamellen. Per Schlüsseldreh klappt ein Teil der Frontwand wie eine Zugbrücke herunter, gibt die Glasfassade und den Eingang frei und bildet eine sieben Quadratmeter große Terrasse. Nur das größere Modell hat eine zusätzliche Eingangstür.

Das Innere gleicht einem kleinen Apartment höheren Standards. Die Hand des Designers ist spürbar. Manche raumsparende und praktische Idee scheint aus dem Caravanbau entlehnt zu sein. Natürlich ist die Küchenzeile voll ausgestattet, das Bad entspricht eher Hotel- als Wohnwagenstandard. Das 23-Quadratmeter-Haus „1Plus“ hat neben Wohnraum und Bad eine Schlafkoje, das größere Modell „2Plus“ mit 38 Quadratmetern Wohnfläche ein abgetrenntes Schlafzimmer.

Freedomky wird in drei Modelllinien angeboten. Als „Studio“ ist es nur mit Badmodul ausgestattet als Büro, Atelier oder Showroom geeignet. Die kleine Version kostet 49 000, die längere 59 000 Euro. „Swiss Standard“ ist die als Wohnung voll ausgebaute Normalausführung und für 89 000 beziehungsweise 109 000 Euro zu haben. „Solitär“ ist die nach Kundenwünschen individuell ausgerüstete Version und kann entsprechend teurer werden. Als Module zu größeren Wohnungen kombinieren lassen sich die Kuben nicht, lediglich das Aufstocken mit Außentreppe ist möglich. Und wer Wert auf ein perfektes Ensemble legt, kann „1Plus“ als Garagenausführung anfügen. Die Lieferzeit beträgt 70 Tage bei der Standardversion, 90 Tage die Sonderversionen. Schon nach wenigen Stunden ist Freedomky auf die vorbereiteten Metallstützen montiert und der Einzug kann beginnen.

Charme des Projekts ist natürlich die beliebige Aufstellungsmöglichkeit, ob auf dem Flachdach oder im Garten, im Gewerbe- oder im Feriengebiet. Freedomky wird deshalb auch als autarke Einheit angeboten, mit Solarstromanlage oder auch mit eigenem Brunnen und Kläranlage. Geheizt wird mit einem Kaminofen. Bei erhöhtem Stromverbrauch durch Küchengeräte, Infrarot-Panels und Bodenheizung im Bad ist freilich ein Stromanschluss geboten. Gesteuert wird die gesamte Haustechnik über ein iPad oder per Handy.

Freedomky passt nicht auf einen Campingplatz, es sieht nicht aus wie eines der auf niedlich gemachten mobilen Ferienhäuser, die zu wesentlich günstigeren Preisen angeboten werden. Beim Strandhaus im Sommerurlaub ist man für begrenzte Zeit bereit, Komforteinschränkungen hinzunehmen. Freedomky eignet sich mit seiner Wärmedämmung nach Schweizer Minergie-Standard, seinem eleganten Design, seinen soliden Materialien und der perfekten Verarbeitung sowie der ausgeklügelten Haustechnik für ein dauerhaftes Wohnen oder als Gästehaus für Kurzzeitwohnen mit höheren Ansprüchen. Dafür wird es sicher einen Markt geben.

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