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Wirtschaft: Der Vorstand bleibt siegessicher

Die Aufsichtsräte sind sich zur Übernahme von Vodafone offenbar uneinig

Unmittelbar vor der Aufsichtsratssitzung der Mannesmann AG zum Übernahmeangebot von Vodafone Airtouch am Sonntag in Düsseldorf zeigten sich die Vorstände von Mannesmann und Vodafone gleichermaßen siegessicher. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Wolfgang Clement (SPD) warnte hingegen vor einer feindlichen Übernahme von Mannesmann.

Vodafone-Chef Chris Gent sagte der "FAZ", er erwarte eine Zustimmung von drei Vierteln des Kapitals auf einer Mannesmann- Hauptversammlung. Bisher hätten nur die Fonds Union Invest und Frankfurt Trust abgelehnt. Er rechne auch nicht mit den sieben Prozent Aktien in der Hand der Belegschaft.

Mannesmann-Chef Klaus Esser zieht heute in den Abwehrkampf gegen Vodafone-Chef Chris Gent. Bereits vor Beginn der Aufsichtsratssitzung am Sonntagabend war sich Esser absolut sicher, dass er für sein Konzept, die Aktionäre zur Ablehnung des Vodafone- Übernahmeangebots zu überzeugen, die einmütige Zustimmung des Aufsichtsrats erhalten würde - obwohl Presseberichten zufolge sich innerhalb des Aufsichtsrats eine Front gebildet haben soll, die zumindest für Gespräche mit Vodafone plädiert. Seine Informationskampagne für die Aktionäre beginnt Esser heute in London um 8 Uhr 30 mit einer ausführlichen Analystenkonferenz im Savoy-Hotel - jenem Ort, an dem Chris Gent die feindliche Übernahme von Mannesmann vor zwei Wochen angekündigt hatte. "Wir zeigen den Aktionären, dass unsere Strategie ihnen einen sehr viel höheren Wertzuwachs bringen wird, als die von Vodafone", gibt sich Esser gegenüber dem Handelsblatt zuversichtlich. "Synergien zu generieren heißt für uns nicht, Rabatte bei Handy-Bestellungen und dem Einkauf von Netztechnik herausschlagen zu können, sondern mit intelligenten neuen Datenprodukten zusätzliches Umsatzwachstum zu erzielen." Begleitet wird Esser von Mannesmann-Arcor-Chef Harald Stöber und Infostrada-Boss Riccardo Ruggiero. Sie werden die Festnetzstrategie von Mannesmann erläutern. "Man baut schließlich nicht zuerst flächendeckende Netze in Deutschland und Italien auf, um dann die Nutzung einseitig auf Geschäftskunden zurückzuführen", kommentiert Esser die Pläne des Vodafone-Chefs, der am Freitag im Handelsblatt für Arcor und Infostrada eine "Fokussierung" auf Geschäftskunden angekündigt hatte. Stöbers und Ruggieros Vortrag wird ergänzt durch Erläuterungen des neuen Telecommerce-Vorstands Peter Gerard über das Internet-Geschäft von Mannesmann: Der neue Geschäftsbereich Internet-Dienstleistungen soll nach einem schnellen Aufbau bereits 2001 deutliche Umsatzbeiträge leisten und sich als neuer europaweiter Onlinedienst positionieren. "Unsere Botschaft ist, dass die Mannesmann-Aktie deutlich mehr wert ist, als Vodafone nach dem letzten Kurs bereit ist zu zahlen", erläutert Esser. "Denn unsere Telecommerce-Aktivitäten waren ja bisher nicht bekannt." Mannesmann wollte diese Pläne ursprünglich erst in einem halben Jahr veröffentlichen. Mit in London dabei ist auch Hans Snook, Chef der gerade übernommenen britischen Mobilfunktochter Orange plc. Er soll Analysten und Aktionäre überzeugen, dass Mannesmann mit Orange Synergien bei der Entwicklung neuer Mobilfunk-Datenprodukte erreicht. Ab Ende nächsten Jahres stehe die neue GPRS-Mobilfunktechnik mit wesentlich höheren Übertragungsraten zur Verfügung, erklärt Esser. Dafür neue Dienste zu entwickeln, die "dem Kunden nutzen und Spaß machen", erfordere hohe Software-Entwicklungskosten und Manpower. Im Falle der Vodafone-Übernahme mit anschließendem Orange-Verkauf würde zum einen aus diesen Plänen nichts, zum anderen drohe ein erheblicher Wertverlust für die Aktionäre, sagte Esser. Mannesmann beziffert diesen Wertverlust mit mindestens 10 Milliarden Mark. Grund: Vodafone müsste zweimal ein Premium für Orange zahlen: zum einen den Kaufpreis von Mannesmann für den Mobilfunkanbieter, zum anderen das Premium für Mannesmann und Orange zusammen. Nach der Analystenkonferenz und einer Pressekonferenz um 13 Uhr reisen drei Mannesmann- Teams zu Investmentfonds-Verwaltern. Esser selbst wird gemeinsam mit den Orange-Managern in London, Frankfurt, Boston und New York Gespräche führen. Mannesmann-Vorstand Lars Berg reist nach London, Edinburgh, Dublin, Paris. Das dritte Team besteht aus Stöber, Ruggiero und Gerard, die das Festnetz- und Online-Geschäft erläutern. Seine Reisepläne werden je nach Interesse der Investoren flexibel gestaltet.

dri

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