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Wirtschaft: Der Vorteil großer Fonds liegt in der breiten Streuung

Kurt Ochner gilt als Star in der Investmentszene. Der Fondsmanager beim Schweizer Bankhaus Julius Baer macht den Job, für den er bezahlt wird, ausgesprochen gut: Wer sein Geld in dem von ihm betreuten Julius Baer Special German Stock steckte, kassierte in den letzten Jahren zweistellige Renditen.

Kurt Ochner gilt als Star in der Investmentszene. Der Fondsmanager beim Schweizer Bankhaus Julius Baer macht den Job, für den er bezahlt wird, ausgesprochen gut: Wer sein Geld in dem von ihm betreuten Julius Baer Special German Stock steckte, kassierte in den letzten Jahren zweistellige Renditen. Ochner bewies bei der Auswahl von deutschen Standard- und Nebenwerten ein glückliches Händchen und investierte als einer der ersten am Neuen Markt. Doch für ihn und sein Team wird der Erfolg mehr und mehr zur Last. Der Absatz des Fonds läuft zwar wie geschmiert, bündelweise schaufeln neue und alte Anleger ihr Geld hinein, damit Kurt Ochner es vermehrt. Doch das sehen die Fonds-Manager nicht nur mit einem lachenden Auge.

"Wenn an einem Tag schon mal 30 Millionen Mark neu rein kommen, können wir das Geld nicht einfach nach dem Gießkannenprinzip investieren", erzählt Philipp Langeheinecke, Leiter Produkte und Dienstleistungen bei Julius Baer Fund Services. Immerhin ist der German Special Stock durch die Mittelzuflüsse und den anhaltenden Anlageerfolg auf mittlerweile 1,5 Milliarden Mark angeschwollen - und die wollen angelegt sein. Das erfordert gerade am Neuen Markt Fingerspitzengefühl.

Der Manager eines kleinen Fonds kann wesentlich flexibler agieren als der eines großen. Deswegen sind volumenstarke Fonds jedoch nicht immer die schlechtere Wahl. Die Ergebnisse der Schwergewichte mit Anlageschwerpunkt deutsche Aktien können sich durchaus sehen lassen. Im Schnitt erzielten deutsche Aktienfonds in den vergangenen drei Jahren einen Wertzuwachs von rund 88 Prozent. Die großen Fonds mit einem Volumen von über einer Milliarde Mark, die sogenannten "Tanker" liegen im Vergleich nicht wesentlich darüber oder darunter. Der Investa der DWS schaffte sogar den Sprung in die Gruppe der Top-Perfomer .

"Das Fondsvolumen sollte ein Kriterium bei der Auswahl sein, aber nicht das wichtigste", weiß Peter Ludewig, Vorstand der F&V Investmentfondscenter AG in Berlin, der sich auf die Anlageberatung auf Basis von Investmentfonds spezialisiert hat. "Nur in sehr engen Märkten kann das Volumen zum Problem werden." Zum Beispiel auf dem Neuen Markt. Mit seinen Anlagemillionen könnte Ochner am Neuen Markt die Kurse "machen". Damit niemand mitbekommt, auf welche Werte er es abgesehen hat, legt er seine Gelder oft häppchenweise an. Für größere Abflüsse nimmt er Kredit auf, um sich nicht durch überstürzte Verkäufe die Preise zu verderben. Bei indexorientierten Aktienfonds würde diese Strategie automatisch dazu führen, dass der Fonds das Wettrennen - etwa gegen den Dax - verlieren würde.

Doch bei großen Standardtiteln ist das gar nicht erforderlich. Sie sind so liquide, dass selbst größere Verkäufe ohne weiteres über die Bühne gehen. Außerdem hat der Fondsmanager die Möglichkeit, Zu- und Abflüsse über Termingeschäfte auf den Dax zu neutralisieren. Bei volumenstarken Fonds liegt außerdem der relative Anteil einzelner Anleger selten höher als ein oder zwei Prozent.

Als Großkunde ist der Fondsmanager bei Banken und Brokern ein gern gesehener Gast. Und wenn Unternehmensvorstände zum Gespräch vor Ort laden, sind Geldverwalter mit ein paar hundert Millionen Mark im Rücken erste Wahl. "Kleine Fonds werden von der Finanzindustrie nicht so gut behandelt", berichtet Julius-Baer-Mann Langeheinecke. Der wichtigste Vorteil für den Anleger ist allerdings, dass große Fonds ihre Gelder wesentlich besser diversifizieren und auf viele verschiedene Aktien oder Märkte verteilen können. "Dann haben auch die Einzelpositionen eine vernünftige Größe", erläutert Langeheinecke.

Die Schwankungsanfälligkeit des Fondsanteils sinkt dadurch - mit der paradoxen Folge, dass ausgerechnet die kleinvolumigen Fonds in Ranglisten sehr oft ganz vorne auftauchen. "Die fahren oft eine sehr risikoreiche Anlagestrategie", beobachtet Fondsexperte Ludewig. "Und über diejenigen Fonds, die mit dieser Strategie auf die Nase gefallen sind und am Ende der Tabelle stehen, redet niemand." Ludewig möchte deshalb Fonds mit drei bis vier Millionen Mark am liebsten ganz aus den Fondsranglisten streichen.

Thomas Luther

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