zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Deutsche Bahn AG: Trassenpreise für Wettbewerber gesenkt

Die Deutsche Bahn will ihre Wettbewerber auf der Schiene nicht länger benachteiligen. Mit dem neuen Preissystem, das zum 1.

Die Deutsche Bahn will ihre Wettbewerber auf der Schiene nicht länger benachteiligen. Mit dem neuen Preissystem, das zum 1. April in Kraft tritt, werden die Konkurrenten für die Nutzung der Trassen die gleichen Mietpreise zahlen wie die Bahn-Tochtergesellschaften für den Güter- und den Personenverkehr, DB Cargo, DB Regio und DB Reise & Touristik. Dies kündigte der Bahn-Konzern am Dienstag an. Vor allem kleinere Verkehrsunternehmen, die nur kurze Strecken bedienen, werden dadurch deutlich billiger auf der Schiene fahren als bisher, sagte der Finanzmanager der DB Netz, Matthias Zieschang. Lob kam vom Bundeskartellamt: Mit dem neuen Preissystem sei ein "wesentliches Hindernis für wirksamen Wettbewerb auf der Schiene beseitigt", sagte Kartellamtspräsident Ulf Böge.

Die Bahn kommt mit dem neuen System einer Forderung des Kartellamtes nach. Die Wettbewerbshüter hatten im vergangenen Jahr das alte System als diskriminierend bewertet, weil große Nachfrager von Strecken - also zumeist die Bahn selbst - Rabatte erhielten, während für kleinere Festpreise galten. Kleinere Privatbahnen hatten dadurch teilweise bis zu 40 Prozent höhere Preise für die Streckennutzung bezahlt als die Tochtergesellschaften der Bahn. Dagegen hatten mehrere private Wettbewerber, darunter auch die Connex-Gruppe, geklagt.

Nach Worten der Markting-Chefin der DB Netz, Dagmar Haase, wird von einem bisher zweistufigen Preissystem auf ein nunmehr einstufiges System umgestellt. Private Unternehmen zahlen künftig je nach Strecke und Nutzung einen festgelegten Kilometerpreis. Dieser liegt durchschnittlich bei 6,40 Mark und damit etwa gleich hoch wie bisher. Mengenrabatte für Vielnutzer wird es nicht mehr geben. Für kleinere Bahnbetreiber könnte dies erhebliche Einsparungen bringen: Wie Haase vorrechnete, wird die Fahrt etwa auf der Strecke zwischen Westerland und Hamburg im höchsten Preissegment künftig nur noch 1691 Mark statt bisher 2343 Mark kosten.

Teurer wird es dagegen für die Bahn selbst. Alleine die DB Regio belaste das neue Preissystem mit einem Mehrbetrag in zweistelliger Millionenhöhe, sagte Zieschang. Für die DB Cargo entstünden Mehrkosten im Bereich eines einstelligen Millionenbetrages. Während der mit der DB erzielte Umsatz in den kommenden fünf Jahren gleich bleibe, wolle die DB Netz ihren Umsatz mit Dritten auf 400 Millionen Mark von derzeit rund 200 Millionen Mark verdoppeln. Der Gesamtumsatz der DB Netz werde in der Zeitspanne auf 6,4 Milliarden von derzeit 6,2 Milliarden Mark ansteigen.

Das Kartellamt kündigte an, das Verfahren gegen die Bahn nun einzustellen. Ein Freibrief sei dies aber nicht: Man werde auch das neue Preissystem beobachten und möglichen Beschwerden sehr genau nachgehen, hieß es. Unterdessen hat sich am Dienstag erstmals die von Verkehrsminister Kurt Bodewig (SPD) eingesetzte Expertengruppe zur Trennung von Schienennetz und Bahnbetrieb getroffen. Bodewig bekräftigte, dass die Trennung eine beschlossene Sache sei. Jetzt werde nur noch über das "Wie" entschieden. Denkbar sei etwa eine "weisungs-und beherrschungsfreie" Gesellschaft unter dem Dach der Bahn AG oder auch eine Regulierungsbehörde. Der Reformprozess wird nach den Worten Bodewigs in drei Phasen ablaufen: ausführliche Gespräche über die Möglichkeiten, deren Auswertung und die Aufstellung plausibler Konzepte. Im Herbst will die Gruppe erste Modelle vorlegen, hieß es nach dem Treffen. Die nächste Sitzung sei "um Ostern herum".

Derweil hat nach Information des Handelsblatts die französische Connex-Gruppe, die bereits auf zahlreichen Regionalstrecken in Deutschland fährt, Bundesverkehrsminister Kurt Bodewig in einem Brief gebeten, an der Task Force zur Reform der Bahn beteiligt zu werden.

kol

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false