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Mueller

© dpa

Deutsche Bahn: Ein neuer Aufseher für die Bahn

Chefkontrolleur Werner Müller muss gehen – nicht nur wegen seiner SPD-Nähe

Berlin - Die Deutsche Bahn bekommt einen neuen Chefkontrolleur. Der Ende März auslaufende Vertrag von Werner Müller (63), der bisher den Aufsichtsrat geleitet hat, werde nicht verlängert, erfuhr der Tagesspiegel am Donnerstag aus Koalitionskreisen. Der Nachfolger steht noch nicht fest – im Gespräch sind derzeit drei deutsche Top-Manager.

Müller bestätigte seinen Abgang. Er habe der Regierung bereits vor einigen Tagen mitgeteilt, dass er für eine weitere Amtszeit nicht zur Verfügung stehe, ließ er erklären. Der parteilose Manager, ehemals Wirtschaftsminister unter Gerhard Schröder und Chef des Evonik-Konzerns, muss auf Druck aus FDP und CSU gehen. Das Kanzleramt hätte ihn gerne noch gehalten. Er war seit 2005 im Amt.

Als möglicher Nachfolger wird Klaus-Peter Müller gehandelt, der Aufsichtsratschef der Commerzbank. Er kennt als Präsident des Deutschen Verkehrsforums die Branche. Gegen ihn spricht, dass er als Banker „im Moment auf Vorbehalte treffen könnte“, wie ein Koalitionspolitiker sagt. Außerdem wird in Aufsichtsratskreisen Jürgen Hambrecht gehandelt, der Chef des Chemiekonzerns BASF. Er genießt einen exzellenten Ruf als Manager, auch zu Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) soll er einen guten Draht haben. Daneben soll Wulf Bernotat, Chef des Energiekonzerns Eon, im Gespräch sein. Sein Vertrag läuft im Mai aus, danach hätte er Zeit für neue Aufgaben. Ein Vertreter der Koalition sagte hingegen, einer der Kandidaten stamme aus der „verladenden Wirtschaft“.

Werner Müller stieß vor allem wegen seiner SPD-Nähe auf Vorbehalte. Allerdings gibt es in der Koalition auch Unmut über seine Amtsführung – etwa während der Datenaffäre, die Anfang 2009 publik wurde. Die Bahn hatte unter der Regie des damaligen Chefs Hartmut Mehdorn über Jahre mehrfach die Mitarbeiter unerlaubt auf Korruption überprüft, den E-Mail-Verkehr überwacht und mit ungesetzlichen Methoden private Daten beschaffen lassen. Müller, so der Vorwurf, habe zur Aufklärung erst gedrängt werden müssen. Allerdings tauschte Müller zusammen mit Mehdorns Nachfolger Rüdiger Grube den Vorstand nach Aufarbeitung der Affäre größtenteils aus.

Politiker von Union und Liberalen bemängeln zudem, dass Müller den Expansionplänen Mehdorns kritiklos gefolgt sei. Überdies machte er sich mit der Planung der Privatisierung nicht nur Freunde. „Müller hat zusammen mit Mehdorn jahrelang den integrierten Börsengang verfolgt, bei dem beinahe das Schienennetz mit verkauft worden und für den Staat auf ewig verloren gewesen wäre“, sagte Dirk Fischer, verkehrspolitischer Sprecher der CDU, dieser Zeitung. Dies habe viel Zeit gekostet, „bis die Finanzkrise das Vorhaben unmöglich gemacht hat“.

Die Personalie ist für den Staatskonzern bedeutend, weil der Aufsichtsratschef großen Einfluss auf die Strategie hat. Ohnehin steckt die Bahn im Umbruch – frühestens 2014 wird sie wieder so viel verdienen wie 2008. Vorstandschef Grube muss einen Spagat vollbringen – er will an der lukrativen internationalen Aufstellung festhalten, soll nach dem Willen der Koalition nach der jüngsten Pannenserie im Fernverkehr und bei der Berliner S-Bahn aber zunächst die Probleme im Inland lösen.

Im Aufsichtsrat wird es weitere Veränderungen auf Seiten der zehn Aufseher geben, die der Bund entsendet – die übrigen werden von den Gewerkschaften gestellt. Als sicher gilt, dass der Ex-Parlamentarier Georg Brunnhuber (CDU) sowie der ostdeutsche Unternehmer Niels Lund Chrestensen ausscheiden. Dem neuen Chefkontrolleur will der Bund zudem die Möglichkeit geben, ein Mitglied selbst zu bestimmen. Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) will in den kommenden Wochen alle Mitglieder des Gremiums fragen, ob sie weitermachen wollen. Bis Anfang März soll das Personaltableau stehen.

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