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Wirtschaft: Deutsche Bahn: Tarifverhandlungen vertagt

Die erste Runde der Tarifverhandlungen für die 145 000 Beschäftigten der Deutschen Bahn ist am Montag nach nur zwei Stunden ergebnislos vertagt worden. "Das ging ein bisschen flotter als erwartet", sagte Horst Kummer, der Sprecher der Eisenbahner-Gewerkschaft Transnet am Montag.

Die erste Runde der Tarifverhandlungen für die 145 000 Beschäftigten der Deutschen Bahn ist am Montag nach nur zwei Stunden ergebnislos vertagt worden. "Das ging ein bisschen flotter als erwartet", sagte Horst Kummer, der Sprecher der Eisenbahner-Gewerkschaft Transnet am Montag. Beide Seiten hätten vereinbart, die Verhandlungen bereits am 7. September wieder aufzunehmen. Der Gewerkschaftssprecher erwartet "schwierige Verhandlungen", wertete die schnelle Wiederaufnahme der Gespräche aber als positives Zeichen. Nach Angaben der Gewerkschaft haben die Tarifparteien am Montag lediglich ihre Forderungen ausgetauscht. Der Verhandlungsführer der Deutsche Bahn AG, Personalvorstand Horst Föhr, sagte, er sei sehr zuversichtlich, "dass wir gemeinsam die Grundlage für eine wettbewerbsfähige Bahn schaffen können".

Differenzen bestehen insbesondere bei den Gehaltsvorstellungen. Während die Deutsche Bahn auf einer Nullrunde beharrt, fordert die Gewerkschaft Transnet, die 80 Prozent der Eisenbahner vertritt, Einkommenserhöhungen von fünf Prozent. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer und die Verkehrsgesellschaft GDBA verlangen vier Prozent. Transnet strebt darüberhinauseine zügige Angleichung der Ost-Einkommen von derzeit 88 Prozent an das Tarifniveau der westdeutschen Beschäftigten an.

Ein weiterer Streitpunkt ist die Forderung der Bahn AG, die Tarife künftig zu regionalisieren und nach Branchen zu differenzieren. "Wir lehnen das ab, soweit es die Tarifverträge der Deutschen Bahn betrifft", sagte Gewerkschafts-Sprecher Kummer. Er geht davon aus, dass eine regionale Anpassung auf eine Senkung der Gehälter hinausliefe. Man sei aber bereit, mit den regionalen Gesellschaften der Bahn entsprechende Tarifverträge auszuhandeln. Bei 150 Gesellschaften, darunter der Berliner S-Bahn, sei das bereits geschehen.

Auch die Forderung der Bahn, tarifliche Zulagen zu streichen, wies die Gewerkschaft zurück. Die im Zuge dieser Anpassungen entstehenden individuellen Nachteile sollen nach Bahn-Angaben durch Leistungen aus einem "Zukunftssicherungsfonds" ausgeglichen werden. Die Bahn macht die Einrichtung eines solchen Fonds, den die Gewerkschaften grundsätzlich begrüßen, von moderaten Tarifabschlüssen in diesem und den Folgejahren abhängig. Als einer der Knackpunkte der Tarifverhandlungen könnte sich nach Angaben von Bahn-Personalvorstand Föhr auch die von der Bahn geforderten massiven Kürzungen bei der unternehmensinternen Beschäftigungsgesellschaft DB Arbeit erweisen (siehe Interview). Die Gesellschaft war 1995 im Zuge der Bahnreform gegründet worden. Zurzeit parken hier rund 4000 Eisenbahner, die in anderen Bereichen des Unternehmens überflüssig geworden sind und die jetzt darauf warten, innerhalb des Unternehmens einen neuen Job zu bekommen. Weil die Bahnreform betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen hatte, dürfen sie nicht entlassen werden.

Für die Übergangszeit werden die überwiegend einfach qualifizierten Mitarbeiter für Renovierungs- und Restrukturierungsaufgaben eingesetzt. Bis zu einem Fünftel hat nach Gewerkschaftschaftsschätzung auch nach einem Jahr noch keine neue Beschäftigung gefunden. "Vor allem bei den älteren, meist sehr ortsgebundenen Kollegen, dauert es oft länger", sagte Transnet-Sprecher Kummer. Nach Angaben von Bahn-Vorstand Föhr sind die betreffenden Mitarbeiter durchschnittlich nur "zu 70 bis 90 Prozent" ausgelastet. Die Bahn will ihr Gehalt stufenweise absenken. Die Gewerkschaft Transnet lehnt Lohnkürzungen grundsätzlich ab, zeigt sich aber verhandlungsbereit: "Man kann darüber nachdenken, wenn langfristig keine neue Beschäftigung vermittelt wird", sagte Kummer.

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