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Wirtschaft: Deutsche Bank hakt Finanzkrise ab

Der Gewinn schrumpft, doch die Anleger jubeln

Frankfurt am Main / Berlin - Die Deutsche Bank kommt offenbar mit einem blauen Auge aus der US-Hypothekenkrise. Zwar hat das größte deutsche Kreditinstitut von Juli bis September mit 1,4 Milliarden Euro vor Steuern fast 20 Prozent weniger verdient als im Vorjahreszeitraum. Die Einbußen lagen aber nicht ganz so hoch, wie Konzernchef Josef Ackermann es vor dreieinhalb Wochen angekündigt hatte. Damals war von 1,2 Milliarden Euro Gewinn die Rede gewesen. Die Differenz von 200 Millionen Euro und die Erleichterung darüber, dass Ackermann keine bösen Überraschungen verkündete, reichten am Mittwoch für einen Kurssprung der Aktie um zeitweise 4,8 Prozent. Auch die anderen deutschen Finanzwerte zogen an.

„Das war das schwierigste Quartal, das die Banken im letzten Jahrzehnt erlebt haben“, betonte Vorstandssprecher Ackermann am Mittwoch. Die Folgen der US-Hypothekenkrise belasten auch die Deutsche Bank mit rund 2,2 Milliarden Euro. 1,56 Milliarden Euro muss das Institut auf Aktien, Anleihen und verbriefte Wohnungsbaukredite abschreiben. Die restlichen gut 600 Millionen Euro entfallen auf Bewertungsänderungen für Kredite und Kreditzusagen für Firmenübernahmen, die derzeit nicht verkauft werden können. Die Investmentbanksparte rutschte deshalb im dritten Quartal mit 179 Millionen Euro in die Verlustzone. Im Vorjahresquartal hatte die Bank hier noch rund eine Milliarde Euro verdient.

Ihre Einbußen konnte die Bank zum Teil durch Kostensenkungen und Sondereffekte auffangen. So lagen die Löhne und Gehälter trotz Neueinstellungen im dritten Quartal rund eine Milliarde Euro unter dem Vorjahreswert. Vor allem die sonst erfolgsverwöhnten Investmentbanker mussten mit weniger Geld auskommen, weil Teile ihrer Bonuszahlungen wegfielen. Die Bank profitierte aber auch von Erträgen aus dem Verkauf von Allianz- und Linde-Aktien sowie aus dem Verkauf ihrer US-Zentrale in New York. Hinzu kam eine satte Steuererstattung. Deshalb lag auch der Nachsteuergewinn im dritten Quartal mit 1,6 Milliarden Euro um 31 Prozent höher als vor Jahresfrist.

„Wir haben früh reagiert, deshalb sind die Ergebnisse gut“, betonte Ackermann, Er bekräftigte die Prognose, dass der Vorsteuer-Gewinn im nächsten Jahr auf 8,4 Milliarden Euro steigen soll. Schon im laufenden Jahr liegt die Bank nach neun Monaten bei 7,3 Milliarden Euro. Weitere Verluste infolge der US-Hypothekenkrise erwarte er nicht, sagte Ackermann.

Einige Experten sind da etwas skeptischer. „Es wird noch schlimmer kommen“, sagte Analyst Alan Webborn von Société Générale. Er könne sich nicht vorstellen, dass die Deutsche Bank nicht stärker von der Krise an den Kreditmärkten betroffen sei. Bankenexperte Wolfgang Gerke erwartet, dass Ackermann im kommenden Jahr Probleme haben könnte, sein Ziel einer Eigenkapitalrendite von mindestens 25 Prozent zu erreichen. „Dieses Ziel ist sehr ambitiös geworden“, sagte Gerke dem Tagesspiegel. Im laufenden Jahr liege die Bank nur dank der Sondereffekte im dritten Quartal noch bei 33 Prozent und damit über der Marke. „Im nächsten Jahr könnte es enger werden, weil man nicht mehr so hohe Risiken eingehen kann und das Geschäft insgesamt schwieriger geworden ist.“ ro/stek

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