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Wirtschaft: Deutsche Bank im Visier der Staatsanwälte

Parmalat-Ermittler überprüfen Rolle der Kreditinstitute – Rom will Finanzaufsicht reformieren

Mailand (ruf). Der Bilanzfälschungsskandal um den italienischen Lebensmittelkonzerns Parmalat weitet sich immer mehr auf die Banken aus. Die italienischen Ermittler untersuchen dabei nicht nur die Rolle italienischer Großbanken wie Capitalia, San Paolo Imi, Banca Intesa sowie der norditalienischen Regionalbank Banca del Monte, sondern auch die der Deutschen Bank. Die Banken haben Parmalat jahrelang mit frischen Krediten vorsorgt und neue AnleihenEmissionen begleitet. Besonders hart sind die Vorwürfe gegen die Banca del Monte aus Parma: Deren Chef Franco Gorreri war selbst jahrelang in der Parmalat-Finanzabteilung tätig und empfahl später als Vorstandschef seiner Bank Parmalat-Aktien und -Anleihen.

Für die Ermittler ist klar: Gorreri hat – wie möglicherweise auch die Chefs anderer Banken – von den Finanzpraktiken im Hause Parmalat gewusst. Die Staatsanwälte interessieren sich auch für ausländische Institute wie die Deutsche Bank. Das Frankfurter Institut hatte erst im November ihren Anteil an der Parmalat-Holding „Parmalat Finanziaria“ von 2,5 auf 5,1 Prozent erhöht. Zwar haben die Deutschen ihren Anteil inzwischen wieder reduziert – dennoch fragen sich die italienischen Ermittler jetzt, warum die Deutsche Bank ihren Anteil verdoppelt hat, obwohl die Krise des Lebensmittelkonzerns bereits absehbar war. Die Deutsche Bank erklärte am Montag, die Investition sei im „Auftrag Dritter“ erfolgt.

Die italienische Regierung plant derweil eine umfassende Reform der Finanzaufsicht. „Wir versuchen gerade, die Kontrollaufgaben des Finanzmarktes in die Hände einer einziger Institution zu konzentrieren“, kündigte Wirtschaftsminister Giulio Tremonti an. Das neue Modell soll die bisherigen Kontrollinstanzen Zentralbank („Banca d’Italia“) und Börsenaufsicht („Consob“) ersetzen.

Unterdessen laufen die Ermittlungen gegen ehemalige Konzern-Manager weiter. In diesen Tagen soll der Venezuela-Chef Parmalats, Giovanni Bonici, nach Italien zurückkehren. Er könnte wissen, wo der Parmalat-Gründer und langjährige Chef Calisto Tanzi veruntreute Parmalat-Gelder versteckt hält. Verhört wurde gestern auch erneut der langjährige Finanzchef des Unternehmens, Fausto Tonna. Tonna gilt als einer der Haupt-Drahtzieher des weltweiten Finanz-Netzwerkes, das der Konzern im Laufe der Jahre aufgebaut hat. Für Aufsehen sorgte Tonna gestern auf dem Weg zur Staatsanwaltschaft von Parma. Den vor dem Justizgebäude wartenden Journalisten rief er zu: „Ich wünsche euch und euren Familien allen einen langsamen und schmerzhaften Tod.“

Die Parmalat-Krise reicht inzwischen über Europa hinaus. In den USA hat die Finanzaufsicht SEC Ermittlungen gegen eine Reihe von Banken und Investmenthäuser aufgenommen. Dabei steht die Bank of America im Mittelpunkt weil sie noch am 6. Oktober für Parmalat-Anleihen geworben hatte.

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