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Wirtschaft: Deutsche Bank profitiert vom Sparkurs

Branchenprimus rettet den Gewinn durch Sondereffekte –Investmentbanking leidet unter der Börsenflaute

Frankfurt am Main Die Deutsche Bank hat im dritten Quartal vom eingeschlagenen Sparkurs profitiert und ihren Gewinn überraschend stark gesteigert. Dank der Kostensenkung und einer rückläufigen Risikovorsorge für faule Kredite stieg der Gewinn nach Steuern im Vergleich zum Vorjahr um 18 Prozent auf 680 Millionen Euro, teilte die Bank am Freitag in Frankfurt mit.

Dazu habe auch das unerwartet gute Handelsergebnis beigetragen. Beim Ertrag litt der Branchenprimus jedoch unter der Börsenflaute. Bank-Chef Josef Ackermann bestätigte sein Renditeziel für das kommende Jahr und kündigte weitere Kostenreduzierungen an. „Unsere Ertragskraft in diesem Quartal spiegelt die erzielten Fortschritte wider“, schrieb Ackermann in einem Brief an die Aktionäre.

Der Gewinn nach Steuern sei der höchste, den die Bank jemals in einem dritten Quartal seit dem Übergang zu amerikanischen Rechnungslegungsgrundsätze im Jahr 2001 erwirtschaftet habe. „Wir sind gleichwohl davon überzeugt, dass wir noch mehr erreichen können.“ Nach Ansicht von Analysten wie Dieter Hein von FaiResearch liegt das Ergebnis „am oberen Ende der Erwartungen“. Allerdings sehe es aufgrund der Sondereffekte auf den ersten Blick besser aus als auf den zweiten.

Von seinem Ziel einer Eigenkapitalrendite vor Steuern von 25 Prozent sei Konzernchef Ackermann noch weit entfernt. Von Januar bis September 2004 lag diese Größe, die der Bankenchef 2005 erreichen möchte, bei rund 20 Prozent. Der gebürtige Schweizer Ackermann will aber Wort halten: „Wir sind fest entschlossen, unsere selbst gesetzten Ziele zu erfüllen sowie unserer Verpflichtung gegenüber unseren Aktionären nachzukommen.“

Im dritten Quartal habe die Rendite 16 Prozent betragen. In den gesamten ersten neun Monaten lag diese Kerngröße für Anleger bei 20 Prozent, nachdem sie im ersten Halbjahr noch 21 Prozent erreicht hatte. Viele Analysten glauben nicht mehr, dass Ackermann sein Renditeziel für 2005 erreichen kann. Im dritten Quartal lag der Gewinn vor Steuern mit 1,0 Milliarden (Vorjahr: 755 Millionen Euro) ebenfalls über den Analystenprognosen. Das Handelsergebnis stieg von 940 Millionen Euro im Vorjahr auf 1,27 Milliarden Euro.

Enttäuschend fiel der Zinsüberschuss aus, der um 28 Prozent auf 1,16 Milliarden Euro sank. Auf der Ertragsseite sah die Bilanz weniger gut aus. Der deutsche Branchenprimus erwirtschaftete mit 5,06 Milliarden Euro weniger Erträge als im Vorjahresquartal (5,16 Milliarden Euro). Vor allem das größte Geschäftsfeld Investmentbanking wurde von der Börsenflaute voll getroffen. Der Geschäftsbereich verdiente vor Steuern 28 Prozent weniger. Vor allem die Investmentbanker müssen sich auf Veränderungen einstellen, einige Analysten rechnen bei CIB mit einem Abbau von bis zu 1900 Vollzeitstellen.

Im Privatkundengeschäft gingen die bereinigten Erträge um sechs Prozent zurück. Analysten zeigten sich von dieser schwachen Entwicklung enttäuscht. Die Aktie der Deutschen Bank fiel am Vormittag leicht und lag zum Börsenschluss nahezu unverändert bei 59,59 Euro. Zur künftigen Strategie machte die Bank bei der Vorlage der Zahlen keine Angaben.

Vor gut einem Monat hatte die Deutsche Bank die Zuständigkeiten im erweiterten Vorstand neu verteilt: Jürgen Fitschen soll das Image bei den heimischen Firmenkunden aufpolieren und hat die Gesamtverantwortung für Deutschland übertragen bekommen. Das Investmentbanking leiten künftig Anshu Jain und Michael Cohrs.dpa/rtr/wrü

Bei der Deutschen Bank gab es in dieser Woche einen Wechsel im Aufsichtsrat: Der einflussreiche Kritiker von Konzernchef Josef Ackermann, Ulrich Cartellieri (Bild oben) trat zurück. Cartellieri werde „sein Mandat wegen unterschiedlicher Auffassungen zur Strategie der Bank niederlegen“. Ihm war das Gewicht des Investmentbanking zu hoch. Seine Stelle übernimmt der frühere Verfassungsrichter Paul Kirchhof (Bild unten). Fotos: ddp/dpa

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